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5 | Zu Hause sein

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Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen …

1. MOSE 28,15 (LUTHER 1984)

Soziologen sagen, dass wir uns damit abfinden müssen, in einer immer mobileren Gesellschaft zu leben. Der Mensch der Zukunft wechselt öfter als seine Vorfahren den Wohnort, das Haus, den Beruf, die Ideale und die Freunde. Flexibilität ist das Qualitätsmerkmal von morgen. Bleibt eine Frage: Wo ist man dann eigentlich zu Hause? Oder sollten wir uns von dem altertümlichen Wort »Zuhause« verabschieden? Schon jetzt gibt es zu viele Leute, die zwar ein Zuhause haben, sich dort aber gar nicht zu Hause fühlen. Dort, wo sie leben, sind sie sich selbst fremd. Ich glaube aber, wir sehnen uns nach einem Ort, an dem wir keine Angst mehr haben müssen.

Ist das eine Definition von »Zuhause«, was meinen Sie? Ein Ort, an dem ich keine Angst mehr habe. Ich weiß nicht, unter welchen Bedingungen Sie sagen können, dass Sie keine Angst haben. Ich kenne diese Sehnsucht auf alle Fälle. Manchmal spüre ich bei unterschiedlichsten Gelegenheiten: »Hier geht es mir richtig gut. Hier kann ich genau so sein, wie ich schon immer sein wollte.« Toll.

Wovon hängt das ab, ob und wo ich mich zu Hause fühle? Natürlich gibt es einfach Orte, die ein Zuhause-Gefühl hervorrufen. Aber das, was solche Besuche wertvoll macht, sind doch die vielen Erinnerungen. Fühlen wir uns nicht da zu Hause, wo wir gute Erfahrungen gemacht haben? Wahrscheinlich. Denn wenn ein Ort nicht mit Erinnerungen gefüllt wäre, ließe uns der Besuch wohl ziemlich kalt. Und dann merke ich, dass es in diesen Erinnerungen immer um Menschen geht, die mir ein Zuhause geben. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang eine kurze Geschichte aus der Bibel erzählen:

Der junge Israelit Jakob hat viel Mist gebaut. Er hat seinen Bruder um das Erbe betrogen und ist jetzt auf der Flucht. Ein Mensch ohne Zuhause. Seine Familie, seine Heimat, seine Freunde, seinen Beruf, alles musste er hinter sich lassen. Dieser getriebene Jakob legt sich eines Abends erschöpft auf einen Stein, um zu schlafen – und plötzlich spricht Gott zu ihm: »Hör gut zu! Ich bin bei dir und werde auf dich aufpassen, ganz gleich, wo du hingehst. Ich werde dich nie verlassen und alles tun, damit du das umsetzen kannst, was ich dir versprochen habe.« In diesem Segen steckt alles, was ein Zuhause ausmacht. Die Zusicherung, dass ich keine Angst mehr haben muss und dass ich mich entfalten darf.

Fabian Vogt

Nicht alltäglich

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