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Beispiele: Elternschaft/Prohibition/Terror

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Manche Menschen werden irgendwann Eltern und setzen Kinder in die Welt, ohne dies zu einer reflektierten Entscheidung hinsichtlich des Nutzens, der Kosten und der eigenen Eignung zu machen, einfach weil es sich im Laufe der Paarbeziehung ›so ergeben‹ hat. Transintentionalität wäre dann hier, sich später eingestehen zu müssen, dass man als Elternteil weder den eigenen noch den Ansprüchen des Kindes genügt, man also gescheitert und auch das Kind ›missraten‹ ist. Als ein weiteres Beispiel hat die US-amerikanische Prohibition, das Verbot des Handelns und Konsums von Alkohol, die organisierte Kriminalität in dieser Branche verstärkt. Und der internationale »War on Terror« als Antwort auf die Anschläge vom 09.11.2001 haben zu einer Individualisierung des Terrors geführt, der noch schwieriger zu begegnen ist (Kron 2015).

Und auch wenn es von dort aus graduelle Abstufungen hin zu mehr Intentionalität gibt: Verwunderlich ist nunmehr nicht mehr, dass die meisten gesellschaftlichen Phänomene transintentionale Folgen des handelnden Zusammenwirkens sind. Vielmehr sollte sogar klar geworden sein, wie unwahrscheinlich es unter diesen Bedingungen ist, dass die Gesellschaft so ist, wie sie ist! Man stelle sich die Gesellschaft von vor 200 Jahren vor: Wie unwahrscheinlich ist es eigentlich, dass sie nur 200 Jahre später so aussieht wie jene Gesellschaft, die wir heute beobachten können? Wie unwahrscheinlich ist es, dass Sie dieses Buch lesen? Die heutige Gesellschaft ist, wie wir sagen, das emergente und transintentionale Ergebnis des handelnden Zusammenwirkens. Emergenz meint hier lediglich, dass die besonderen Eigenschaften der heutigen Gesellschaft nicht in den Menschen selbst zu finden sind. Sondern erst wenn die Menschen in bestimmter Weise handelnd zusammenwirken, kann (nicht: muss) eine solche Gesellschaft entstehen. Dass es so kommt, ist ziemlich unwahrscheinlich, aber eben doch ganz offenkundig möglich.

So gesehen ist die Soziologie eine Wissenschaft zur Erklärung von gesellschaftlichen Unwahrscheinlichkeiten – dies ist ein Grund, der die Soziologie zu einer besonderen und besonders spannenden Wissenschaft macht. Die Frage nach dem Wie des handelnden Zusammenwirkens von Menschen ist wichtig, um möglichst allgemeine Muster zu erkennen, die man zu Erklärungen konkreter historischer Phänomene einsetzen kann. Denn wenn man weiß, wie Menschen generell handelnd zusammenwirken, dann kann man dies auf verschiedenste Kontexte anwenden und erklären, weshalb bestimmte Strukturen sich so formieren, wie sie es tun.

Wir können an dieser Stelle zusammenfassen, dass das handelnde Zusammenwirken unterschiedliche Formen annehmen kann. An den Beobachtungs- und Beeinflussungskonstellationen haben wir herausgestellt, dass handelndes Zusammenwirken sich durch Komplexität auszeichnet. Weder die handelnden Menschen noch die beobachtenden Soziolog:innen sind in der Lage, die Ergebnisse des handelnden Zusammenwirkens exakt vorauszusagen. Wir wollen nun noch eine weitere von Uwe Schimank (2000: 305 ff.) dargelegte Konstellation des handelnden Zusammenwirkens aufführen, die bereits eine Möglichkeit mit sich führt, wie man mit diesen komplexen Prozessdynamiken umgehen kann. Die Rede ist von Verhandlungskonstellationen.

Soziologie verstehen

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