Читать книгу Totkehlchen - Thomas Matiszik - Страница 5
DER
LETZTE
TAG
Оглавление„Kommissar Modrich? Hallo? Wachen Sie auf, bitte! Sie kommen wieder. Ich kann sie hören. Bitte, ich habe solche Angst!“
Wer rief ihn da? Und wo war er überhaupt? Peer Modrich röchelte und versuchte sich zu bewegen. Vergeblich. Seine Beine versagten den Dienst. Schlimmer noch, er spürte sie nicht.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen!“
Peer kannte die Stimme. Oder doch nicht? Was war nur los mit ihm? Abermals versuchte er, seine Position zu verändern. Er bekam eine Hand zu greifen und zog sich an ihr hoch. Im nächsten Moment hätte er am liebsten laut geschrien. Es war seine Hand, die durch die plötzliche, ruckartige Bewegung höllisch schmerzte und sich anfühlte, als sei ein Bulldozer über sie hinweggerollt. Dennoch keimte in ihm so etwas wie Hoffnung auf. Doch dann merkte er, wie der Hand des anderen die Kraft auszugehen schien. Statt sich an ihr hochzuziehen, zog Peer die Hand – und dessen Besitzer – zu sich zu Boden. Jemand begann zu weinen. Ein Kind. Modrich schauderte. Um ihn herum war es stockfinster, der pochende Schmerz in seiner Hand, die Taubheit in seinen Beinen und das Weinen des Kindes neben ihm machten Peer endgültig klar, dass er sich in einer ziemlich prekären Lage befand. Das Schlimmste allerdings war, dass er sich nicht im Entferntesten erinnern konnte, wie er in diese Situation geraten war.
„Der Junge muss verschwinden, so oder so. Was machen wir mit dem Bullen?“
Es war ein Flüstern, das Peer wahrnahm, dennoch deutlich genug, um zu verstehen, dass man etwas mit ihm und dem Kind, das immer noch neben ihm kauerte, vorhatte. Hastig tastete er seine Jacke ab und suchte etwas, womit er das Kind und sich vor dem drohenden Unheil beschützen konnte. Fehlanzeige. Keine Dienstwaffe, keine Handschellen, auch sein Handy hatte man ihm offenbar abgenommen. Unvermittelt legte sich das Kind auf Peer und flüsterte ihm flehend ins Ohr:
„Halten Sie mich fest, bitte. So fest wie Sie können. Ich gehe mit denen nicht mit. Die bringen mich sicher irgendwohin, wo ich nicht sein möchte. Wo niemand sein möchte. Bitte, Herr Modrich! Helfen Sie mir!“
Das Zittern des Kindes übertrug sich auf Peer, der spürte, dass er nichts würde ausrichten können, wenn die Personen, die in wenigen Sekunden bei ihnen sein würden, tatsächlich versuchten, ihm das Kind zu entreißen.
„Der Bulle ist für uns keine Gefahr mehr und sowieso schon halb tot. Wir lassen ihn einfach hier liegen. Den Rest erledigen die Ratten. Hol jetzt den Jungen, ich warte draußen auf dich! Und solltest du es später wieder nicht hinbekommen, erledige ich ihn.“