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Es stand wirklich schlecht um den kleinen Leo Faltermeyer. Nachdem sein gebeutelter Körper die ersten beiden Implantate wieder abgestoßen hatte, bereiteten die Ärzte den Jungen nun auf eine dritte Operation vor. In vier Tagen sollte es so weit sein. Und auch wenn das Neurochirurgen-Team am Uniklinikum in Aachen eins der besten in Europa war, gab es für Leo nur noch diese eine Chance. Sollte das neue Implantat, eine Spezialanfertigung aus den USA, wieder für Probleme sorgen, würde man eine weitere OP, wenn überhaupt, erst in ein paar Jahren angehen können. Guddi saß am Bett ihres Sohnes und las ihm aus Michel aus Lönneberga vor. Leo liebte dieses Buch über alles. Seit dem unseligen Abend in der Holzwickeder Lagerhalle, als ein Querschläger aus Kurt Heppners Waffe ihm das Rückenmark durchtrennt hatte, war das Lachen aus Leos Gesicht verschwunden. Dass nun selbst Astrid Lindgrens Kinderbuch nicht mehr für ein Lächeln sorgen konnt, machte Guddi unendlich traurig. Immer wenn sie alleine war und ihren Gedanken nachhing, umhüllten dunkle Nebelschwaden ihr Gemüt und ließen sie weder schlafen noch Appetit verspüren. Nur gut, dass sie noch nicht wieder im Dienst war.

Das letzte Mal, als sie Peer getroffen hatte, konnte sie ihren Schlafmangel noch halbwegs kaschieren. Die teuren Pflegeprodukte, die Hartmut ihr geschenkt hatte, hielten wirklich, was sie versprachen. Aber nun, nach Monaten der Schlaf- und Appetitlosigkeit, sah Guddi aus wie ein Zombie. Abgemagert, tiefe Augenringe und blass wie eine Wasserleiche. Ihren Badezimmerspiegel, der allmorgendlich Zeugnis über ihr optisches Elend ablegte, hatte Guddi vor zwei Wochen in den Keller verbannt. Sie hatte sich geschworen, den Spiegel erst wieder aufzuhängen, wenn die alte Guddi zurückgekehrt war. Aber was, wenn dies nie passieren würde? Was würde es mit ihr machen, wenn die OP schiefgehen sollte? Im Moment galt es, diesen furchtbaren Gedanken zu verdrängen und Leo das Gefühl zu geben, dass seine Mutter wirklich daran glaubte, dass alles gut werden würde. Die Ärzte mussten diesmal einfach recht behalten und durften keinen Fehler machen.

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