Читать книгу Die Kammer der Zuneigung 1 - Thomas Riedel, Susann Smith - Страница 5

Kapitel 2

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»Deine teuren Nylons sind ganz dreckig, Tammy!«, entfuhr es Violett bei einem musternden Blick der Beine ihrer Prinzessin, gefolgt von einem »Tze tze …«, das ihr zischend über die Lippen kam, wozu sie auch noch eine missbilligende Kopfbewegung machte. »Und was sehe ich denn hier! Also wirklich, meine Liebe!« Sie beugte sich ein wenig herab und schob ihren kleinen Finger zwischen einen feinen Riss. »Ein Loch!« Sie erhob sich und sah sie wie eine überstrenge Schulddirektorin an, einen Finger unter das Kinn legend. »Läuft man hier neuerdings so herum, kleines Miststück?«

Beschämt blickte Tamora auf den Fliesenboden zu ihren Füßen. »Ganz gewiss nicht, Herrin!«, gestand sie schuldbewusst ein und wirkte in diesem Augenblick wie ein Schulmädchen, dass beim Knutschen mit einem Jungen in der Ecke eines Klassenzimmers ertappt worden war.

»Von mir hast du das jedenfalls nicht! Oder lebe ich dir dergleichen vor? Siehst du an mir irgendwo auch nur den Ansatz einer Laufmaschen?!«

»Nein, Herrin!«

»Nein, was?!«

»Ich habe es nicht von euch, Herrin! Auch lebt meine Herrin mir das nicht vor!«, erwiderte sie kleinlaut und fügte dann, den Schalk im Nacken und die Situation ausreizend hinzu: »Und nein, Herrin, ich sehe an ihren wundervollen, makellosen, langen Beinen, die ich immerzu mit meinen Lippen liebkosen und Küssen möchte, einschließlich eurer göttlichen Zehen, an denen es mir jedes Mal aus Neue eine wahre Freude und Ehre ist, wenn ich sie zwischen meine Lippen nehmen darf, um sie Euch auf zärtlichste Weise zu reinigen … Nein, ich erkenne keinerlei Laufmasche!« Dabei lag ein schelmisches, leichtes, nur durch ein kurzes Zucken, bemerkbares Grinsen in den Winkeln ihres Mundes.

Ob dieser Antwort fiel es Violett sichtlich schwer ernst zu bleiben, aber sie schaffte es in bewundernswerter Weise nicht loszulachen und mit ernstem Gesicht und dominantem Ton fortzufahren: »Wie willst du das gesehen haben, he?! Wo du doch offensichtlich die Anzahl der Hallenfliesen mit deinen Augen abzählst? Hast du mir auch nur einmal auf die Beine gesehen?«

»Nein, Herrin!«

»Und woher weißt du dann so genau, dass meine Nylons in perfektem Zustand sind?«, herrschte Violett sie an und griff ihr dabei spielerisch, aber dennoch fest ins Haar, dass ihre Prinzessin ihr direkt in die Augen schauen musste.

»Es ist … es ist, weil Ihr immer perfekt seid, Herrin. Warum sollte es heute anders sein?«, murmelte Tamora, ganz in ihrer devoten Rolle aufgehend.

»Aber wissen kannst du es nicht, oder?«, setzte Violett vor Florés, Courtneys und Kazumis Augen nach.

»Nein, Herrin! Ich habe es nur vermutet!«, räumte Tamora ein.

»Wird es da nicht höchste Zeit die Tatsache durch eine eingehende Inaugenscheinnahme zu überprüfen?« Violetts Worte klangen in der weitläufigen Empfangshalle der Villa bedrohlich nach. Als Tamora nicht sofort reagierte, drückte sie den Kopf ihrer Freundin soweit nach vorn, dass sie ihr direkt entlang der Beine auf die High Heels sehen musste. »Auf die Knie! … Kontrolliere die Wahrheit meiner Worte. Und inspiziere meine Nylons genau … keine Stelle wirst du übersehen? Hast du verstanden?«

Tamora nickte. »Wie meine Herrin wünscht!«, kam es noch, während sie bereits vor ihrer Königin auf die Knie sank und mit der geforderten Inspektion der Strümpfe begann.

»Mit den Augen … Die Stellen, die deiner Überprüfung standgehalten haben, wirst mit einem zärtlichen Kuss versehen! Und jetzt fang an … wir wollen hier nicht ewig rumstehen!«

Nachdem Tamora die geforderte eingehende Inspektion der schwarzen Nahtnylons ihrer Königin abgeschlossen und deren Fahrgestell die abschließende ›TüV‹-Plakette zuerkannt hatte, indem sie ihr frecherweise noch einen zusätzlichen, für Violett völlig unerwarteten Kuss auf deren Spalte gab und kurz mit der Zunge darüber gefahren war, wies diese sie an nach oben zu gehen und sich von Floré neu einkleiden zu lassen. »Ich habe dir vorhin noch etwas herausgelegt. Das wirst du anziehen!«, befahl sie ihr und schickte die beiden in die erste Etage.

*

Courtney hatte Kazumi den kurzen Mantel abgenommen. Sie wies eine mädchenhafte, zierliche, aber hochgewachsene Figur auf, die von einem lotuswurzelfarbenen Kleid schmeichelhaft umhüllt wurde, dessen Saum und Ärmel mit Blumen in harmonierenden Grüntönen in japanischem Stil bestickt waren. Der hohe, ebenfalls aufwendig verzierte Stehkragen brachte ihren schönen weißen Hals vollendet zur Geltung. Mit ihren langen, glatten und dicken Haaren, ihren wohlproportionierten Brüsten und langen Beinen, wirkte sie wie eine Geisha des 21. Jahrhunderts, die auf ihren Auftritt oder eine von ihre gestaltete Abendunterhaltung wartete. Ihr Gesicht war wie eine vom Morgentau bedeckte zartrosa Lotusblüte – allerliebst, zart und gar ein wenig schüchtern. Ihre Körperhaltung war straff, aber keineswegs steif. Ihre Hände hinter dem Rücken festhaltend und einander verschränkt und den Blick leicht gesenkt, wartete sie im großräumigen Salon darauf, angesprochen zu werden.

Violett war, wie schon Tamora zuvor beim Betrachten der ›Sedcard‹ in Scarletts Büro, von ihrem Anblick zutiefst bewegt. Obwohl Kazumi erst seit Bestehen der ›Kinkylicious-Rides‹ für sie arbeitete, glaubte sie diese wie eine Fee vom Himmel herabgefallene halbasiatische Schönheit schon seit langer Zeit zu kennen. Sie lächelte unwillkürlich, denn es gefiel ihr, was sich ihrem Auge bot. »Setzen wir uns doch, Kazumi«, schlug sie ihr vor und deutete auf die Sitzgruppe an der nicht nur gefrühstückt wurde. »Es gibt noch einiges zu besprechen. Dinge die du über unser Haus wissen solltest, ehe du dich endgültig entscheidest.« Unverwand sah sie die ihr nun gegenübersitzende Asiatin an. »Dir ist sicher nicht entgangen, dass ausschließlich ich hier die Herrin bin und erwarte, dass meinen Anweisungen unverzüglich Folge geleistet wird. Diesbezüglich dulde ich keine Widerspruch und bin auch zu keinen Ausnahmen bereit … nicht einmal gegenüber Tamora!« Kazumi nickte kaum merklich. »Gut!«, reagierte Violett und fuhr fort: »Natürlich gilt gleiches für euch Mädchen gegenüber meiner zukünftigen Frau! Es obliegt allein mir, die Machtgefüge unter euch allen zu verschieben … insbesondere im Rahmen einer Session! Ganz gleich also, um was es hier geht: Das letzte Wort liegt bei mir! Keiner von euch trifft eine eigenmächtige Entscheidung.« Sie sah Kazumi eindringlich an. »Und jetzt erwarte ich von dir eine ehrliche Antwort, ob du diese Hauptregel akzeptieren kannst? … Denn sollte deine Antwort ›Nein‹ lauten, wirst du hier nicht einziehen können. Ich denke, dass du das verstehst, nicht wahr?« Kazumi wich dem Blick ihres Gegenübers nicht aus. Sie wusste, dass sie jetzt ein klares Zeichen setzen musste, um von Violett eine Chance zu bekommen. Wortlos schob sie den Stuhl zurück, stand auf und kam so um den Tisch herum, dass sie direkt vor ihr zu Stehen kam. Dann ging sie in einer langsamen, verzögerten Bewegung vor ihrer künftigen Herrin auf die Knie und spreizte leicht die Beine, als sie ihre unterwürfige Haltung einnahm. Ihre geöffneten Hände ruhten mit den Handrücken auf ihren Oberschenkeln, während sie mit gesenktem Haupt auf eine Reaktion wartete. Dabei rutschte das kurze Kleid weit nach oben und rollte sich im Hüftbereich ein wenig zusammen. »Fällt es dir schwer vor mir zu knien und mir die Ehrerbietung entgegenzubringen, die meiner Stellung geziemt?«, hakte Violett nach, der das kurze Zögern Kazumis nicht entgangen war. »Immerhin haben dich, die Alles zeigenden Aufnahmen für deine ›Sedcard‹ nicht gestört. Du hast übrigens ein sehr süßes, neckisches Piercing an der Kapuze deines Kitzlers anbringen lassen. Glaub' nur nicht, dass ich mir die neuen Aufnahmen nicht genau angesehen hätte, auf der du dem Kunden offenherzig dein Intimbereich präsentierst.« Noch brachte sie das kurze Zögern nicht mit der sich sonst so offenherzigen Zurschaustellung ihres Neuzugangs in Einklang. »Ist es erlaubt offen zu sprechen, Goshujin-Sama[3]?«, reagierte Kazumi mit gedämpfter Stimme. »Gestattet.« »Es gefällt mir vor Euch zu knien, Goshujin-Sama! … Aber ich bin es nicht gewohnt zu dienen, zu gehorchen. Nie zuvor habe ich mich einem anderen Menschen derart anvertraut, dass ich bereit gewesen wäre, mich ihm bedingungslos zu unterwerfen … mich von seiner Hand führen zu lassen.« Sie stockte kurz. »Das was Ihr mir bietet, habe ich mir in meinem tiefsten Innersten immer gewünscht. Nur habe ich nie jemanden gefunden, der mir das Gefühl zu vermitteln verstand, am Ziel meiner Träume angekommen zu sein.« »Ob dies hier das Ziel deiner Träume ist, vermagst nur du zu entscheiden«, entgegnete Violett auf sie herabsehend. »Doch sollte es das sein, so steht dem noch die Zustimmung der anderen Mädchen entgegen und eine zu bestehende Prüfung. Mein ›Ja‹ und die Einwilligung meiner Verlobten allein reichen nicht. Auch Courtney und Floré haben ein vollwertiges Mitspracherecht, so wie du auch eines hättest, wenn es zu weiterem Zuwachs käme … Wenn alle Nicken und die Aufnahmeprüfung zur Zufriedenheit bestanden wird, … dann bist du uns herzlich Willkommen und hast ein Zuhause an dem es dir an Nichts fehlen wird … wirtschaftlich nicht und schon gar nicht sexuell … denn ich werde dich zu fordern wissen!« Ein Geräusch schreckte sie auf und sorgte dafür, dass sie sich umwandte und nach oben zur Reling der weitgeschwungenen Treppe schaute. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Sag' mal, Prinzessin, hat man dir nicht beigebracht, dass es unhöflich ist zu lauschen?! … Aber ich hätte es wissen müssen. Schon Gustave Flaubert sagte, dass Spione gewöhnlich in den besten Kreisen zu Hause sind! … Mir scheint, du willst den Ärger heute wirklich heraufbeschwören, wie?« »Ein Spion am rechten Ort ersetzt zwanzigtausend Mann an der Front!«, gab Tamora frech grinsend zurück. »Napoleon Bonaparte!« »So so, Napoleon Bonaparte hat das gesagt?«, erwiderte Violett mit einem spöttischen Grinsen. »Wenn du so weiter machst, findest du dich schneller an der Front wieder als dir lieb ist! Und glaub' mir, da willst du sicher nicht hin, oder?« »Nein, das möchte ich nicht, Herrin!«, kam es kleinlaut zurück. »Und warum lauscht du dann?« »Ich wollte auf eine Atempause meiner Herrin warten, um gnädigst zu bitten herunterkommen zu dürfen. Das Geschenk meiner Herrin verdient einfach einen pompösen Auftritt!« In diesem Moment kamen Courtney und Floré, die nach Erfüllung ihrer Aufgabe in die Küche gegangen war, mit einem Tablett herein, um Tee und Kaffee anzubieten. »Danke«, nickte Violett und deutete auf deren Sitzkissen nahe dem ›Big Sofa‹. »Kniet nieder und bewundert Tamora, die uns gerade eine kleine Modenschau versprochen hat.« Floré, die genau wusste, was jetzt auf alle zukommen würde, konnte sich ein kleines mädchenhaftes Kichern nicht verkneifen. Wie auf einen unsichtbaren Befehl hin erklang aus den versteckten Lautsprechern der Musikanlage ›The Imperial March‹ von John Williams aus den ›Star Wars‹-Filmen, und eine Gestalt, in einen bodenlangen Morgenrock aus schwarzem Satin gekleidet, betrat ›Darth Vader‹-gleich den Salon in typischem ›Stormtrooper‹-Schritt auf das Sofa zu – was augenblicklich zu lautem Gelächter der Anwesenden führte. Violett bekam einen regelrechten Lachanfall und ließ sich auf dem Sofa, ihren Bauch haltend, auf die Seite fallend, während Floré bereits Lachtränen über die Wangen liefen. Als die Musik abrupt wechselte und nun James Browns Stimme, mit dem Einstieg: ›Movin' and doin' it, you know. Can I count it off? … One, two, three, four!‹ seines Liedes ›Sexmachine‹, aus den Lautsprechern tönte, gab es kein Halten mehr. Gleich darauf fiel Tamora, die ihrer Stimme einen verrucht kratzigen Beiklang zufügte, in die Lyrics ein und sang laut mit: »Get up, get on up … Get up, get on up … Stay on the scene, get on up, like a sexmachine, get on up …« Dabei bewegte sie wie James Brown vulgär ihre Hüfte vor, eine zustoßende männliche Erektion vortäuschend. Dann öffnete sie mit Schwung die übereinander geschlagenen Seiten des Morgenrocks und präsentierte allen einen ›Harness‹ an ihrem Körper, dessen dünnen Riemen aus Nappaleder ihn in einem wundervollen Muster überzogen – zusammengehalten von silbernen Nieten und Ringen. Ihre Brüste lagen frei und die Streifen bedeckten nur leicht ihre Nippel, während ein breiterer ihr weibliches Dreieck zierte. »Oh Fuck! Das ist … nein, das ist nicht wahr, oder …?!«, stöhnte Courtney ungläubig und laut auf, als sie bemerkte, dass sich Tamora noch zusätzlich ein Spielzeug umgeschnallt hatte – keinen der üblichen ›Strap-Ons‹, die sie sonst untereinander einsetzten, sondern eine sehr viel größer Variante, die schon fast der halben Größe eines Hengstschwanzes aufwies. Wie ein wedelnder Zauberstab in der Hand eines kleinen Mädchens bewegte er sich hin und her, denn Tamoras wild kreisenden Hüftbewegungen brachten ihn immer mehr zum Schwingen. Ihr Körper konnte den kräftigen, rhythmischen Klängen des Liedes nicht widerstehen – und als sie das mächtige Kunstglied nun auch noch in die Hände nahm und masturbierende Gesten hinzufügte, warf sich Courtney schallend lachend auf den Boden und trommelte völlig außer sich mit den Fäusten auf den Fliesenboden. Erst in dem Moment, da sich Violett vom Sofa erhob, hielt Tamora inne. Jetzt bin ich bestimmt zu weit gegangen, schoss es ihr plötzlich zweifelnd durch den Kopf. Aber vielleicht findet sie es ja eben so witzig wie ich, und ich komme halbwegs ungeschoren aus dieser Nummer raus. »Ach, Prinzessin! Süße! Du verrücktes Huhn …«, versuchte ihre baldige Ehefrau ihren Lachanfall einzudämmen, sodass sie zumindest einige Worte verständlich über ihre feingeschwungenen Lippen brachte. »Du kannst ja soooo … dooof sein!« Mit ihrem von Tamora inzwischen liebgewonnenen Spruch, trat sie direkt vor ihre Geliebte, ergriff die Spitze des phallusähnlichen Spielzeugs und verband sich so mit ihr zu einem partnerschaftlichen Tanz. Floré, Courtney, wie auch die noch völlig perplexe Kazumi betrachteten das von Liebe erfüllte harmonische Spiel der beiden mit großen Augen. Kazumi behielt aber auch ihre beiden zukünftigen Mitstreiterinnen im Auge, und dabei fiel ihr in denen der Zofe der Herrschaft ein verträumtes, seliges Glitzern auf. Wenn ich das richtig gehört habe, wird sie von allen ›Cherié‹ gerufen, und so wie sie Tamora anschaut, scheint sie mir sehr in ihre Herrin verliebt zu sein. Sie lächelte in sich hinein. Aber wie ich Violett einschätze, weiß sie um die Gefühle der Süßen … Na, mal sehen ob diese ›Ménage-à-trois‹ auf Dauer gut geht … auch wenn mir das ja eigentlich egal sein kann. Sie blickte erneut zu ihren künftigen Herrinnen hinüber. Ich weiß jedenfalls, dass das hier der richtige Platz für mich ist. Jetzt muss nur noch die Chemie stimmen. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie freute sich darauf ihre Erfahrungen mit diesen beiden attraktiven und erfahrenen Frauen zu machen.

*

Als sie sich nach ihrem Lachanfall alle wieder unter Kontrolle hatte, Violett das ›Sex-Toy‹ abgeschnallt und auf den Couchtisch gelegt hatte, zitierte sie die Zofe ihrer Freundin zu sich. »Hierher, ›Cherié‹!«, kommandierte sie, mit dem Finger auf den Boden vor ihren Füßen zeigend. »Bezüglich deiner unverzeihlichen Ungeschicklichkeit mit den Gläsern steht noch eine Bestrafung an, nicht wahr?« Augenblicklich war Floré zu ihr gekommen und vor ihren Füßen in sklavischer Haltung niedergesunken. »Oui, Maîtresse!« Violett sah herrisch auf sie herab. »Außerdem hast du kleines Miststück deiner Herrin auch noch zusätzlich dabei geholfen, meine klar formulierte Anweisung zu missachten. Stimmt das?« »Oui, Maîtresse!«, kam es leise zurück. »Und wie nennt man das?« Floré zögerte kurz. »Insubordination, Maîtresse?« »Ganz genau! Das war ein klares Untergraben meiner Autorität«, bestätigte Violett, breitbeinig vor ihr stehend, die Hände zu Fäusten geballt und in die Hüften gestemmt. »Sei froh, dass wir nicht mehr im 17. Jahrhundert leben! Da hätte ich dich als Kapitän kielholen lassen! Du scheinst mir regelrecht nach einer disziplinarischen Maßnahme zu schreien, oder?« Floré schwieg mit gesenktem Haupt. »Du wirst jetzt sofort in dein Zimmer gehen, das Geschenk aus Paris holen und im Spielzimmer, der ›Kammer der Zuneigung‹, warten!« Mit dominanten, bestimmenden und keinen Widerspruch duldenden Ton schickte sie Floré los. Dann wandte sie sich um und richtete ihren Blick auf Courtney, die genau wusste, was das für sie bedeutete und schon allein deswegen kurz aufstöhnte. »Dir steht auch eine erzieherische Maßnahme ins Haus, nicht wahr?« »Ja, Mistress!« »Verlangt es dich nach gleicher Züchtigung?« »Wenn Ihr es wünscht, Mistress!«, suchte Courtney der nur allzu deutlich gestellten Falle auszuweichen, wenngleich sie nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden hatte, da sie sich dringend nach einem Orgasmus sehnte. Sie dachte daran, wie sie und Floré sich hatten erwischen lassen und eine berechtigte, und wie sie fand, extrem geile Strafe erhaltenhielten – eine, die sie auf eine unheimlich intensive und explosionsartige Art kommen ließ; eine nach der sie süchtig werden konnte. »So leicht kommst du mir nicht davon! Ich erwarte eine klare Antwort, ›Cat‹!«, knurrte Violett unzufrieden, wissend um das Spielchen, dass auch Tamora oder Floré immer wieder gern versuchten. »Ich erwarte, dass Ihr mich ganz nach Euren Wünschen benutzt, Mistress!« »Das werde ich auch! Verlass' dich darauf!«, beendete sie an dieser Stelle das kleine Spiel und wandte sich Kazumi zu. »Du hattest uns ja eine Vorführung zugesagt. Benötigst du noch etwas oder können wir beginnen?« »Wir brauchen einen Platz mit etwas Freiraum drumherum«, erklärte die Halbasiatin mit den rabenschwarzen Haaren und lächelte freundlich. »Ich muss mich ungestört um die zu fesselnde Person bewegen können.« Sie deutete auf einen ihrer Koffer. »Ansonsten habe ich mich vorbereitet und das erforderliche Handwerkszeug mitgebracht.« Violett warf Courtney einen auffordernden Blick zu. »Begleite unseren Gast in den Keller. Ihr könnte dort schon alles vorbereiten, während ich kurz noch etwas mit der guten Tamora zu klären habe.« »Wir Ihr wünscht, Mistress!« Die Herrin des Hauses drehte sich zu ihrer Geliebten herum und sah sie streng an. Tamora musste sichtlich schlucken. »Eure Sklavin steht zu Eurer Verfügung, meine über alles geliebte, verehrte Herrin und anbetungswürdige Königin …« Mehr bekamen Courtney und Kazumi nicht mehr zu hören, als sie die Tür zum Treppenniedergang hinunter in den Keller öffneten und dem gut beleuchteten Korridor folgten.

*

»Ach, Süße, … meinst du nicht, dass du es mal wieder maßlos übertreibst?«, begann Violett, jetzt deutlich weicher. »Ich weiß ja, dass du Kazumi gern in unsere ›Familie‹ aufnehmen möchtest, aber mal ehrlich und Hand aufs Herz … Eine Showeinlage wie die von eben, wird sie wohl kaum überzeugen, oder?« Tamora nickte betreten. »Sei doch einfach du selbst und nicht so …« »… anstrengend, willst du sagen?«, vollendete Tamora den Satz. »Ganz genau«, bestätigte Violett schmunzelnd. »Ich liebe dich ja und auch dieses manchmal kindische Mädchen in dir … und wie doof du dann sein kannst. Aber stell' dir mal vor, deine dich anhimmelnde Floré wäre auch so … Boah … Ich hätte zwei kleine Gören im Haus, die sich gegenseitig laufend zu Unfug anstacheln … Hätte ich jemals Mutter werden wollen, hätte ich mich nicht sterilisieren lassen.« Wieder nickte Tamora. »Das erinnert mich an was«, wurde sie kurz ernst. »Im neuen Jahr will ich den Eingriff auch hinter mich bringen.« Dann grinste sie wieder keck. »Aber Kazumi ist so was von süß … und gelacht hat sie über meinen Auftritt auch«, kam es ihr leise über die Lippen. »Das war ja auch witzig und total abgefahren, aber … Ach, schon gut …!« Sie machte eine wegwischende Handbewegung. »Sei einfach die süße, durchgeknallte Spinnerin, die du immer bist. Damit hast du noch immer jeden rumgekriegt. Bei mir hast du das ja auch geschafft, nicht wahr, und bei unserer Floré.« »Du hast ja recht!«, gestand Tamora lächelnd. »Ich bin manchmal nur das Warten leid … Ich wünsche mir so sehr eine glückliche, harmonische Großfamilie. ›Cat‹ muss doch umkommen vor Langeweile, wo sie nur Floré hat. ›Cherié‹ wohnt ja nicht einmal im Nebenhaus, und wir … wir sind doch oft und auch lang außer Haus … Ja, ich weiß, ich mach' mir da wohl viel zu viele Gedanken. Und ja, … ich habe dir nach unserem heftigen Streit hoch und heilig versprochen mit dir zu reden, wenn mich etwas bedrückt oder es mir zuviel wird … Ich halte mich auch daran.« Sie blickte ihre Königin mit großen Augen verträumt an. »Aber ich habe noch so viele Ideen, was mir machen könnten, … und wäre es nicht wundervoll, wenn wir bis zu unserer Hochzeit unser Haus voll hätten? Wenn wir …« Gleich einem Wasserfall sprudelte es nur so aus ihr heraus. Sie wollte all ihren Wünschen und Fantasien freien Lauf lassen, nicht nur in ihren Büchern darüber schreiben. »Ach, meine süße Prinzessin!«, fiel Violett ihr ins Wort. »Ich würde dir den größten Stern am Himmel schenken, wenn ich nur könnte … Dass weißt du doch. Aber was du dir wünschst, will auch reiflich durchdacht sein. Ich habe einfach Bedenken, dass wenn wir zu schnell zu viele werden, uns das nicht richtig zusammenwachsen lässt. Ich möchte sicher sein, dass wir am Ende auch tatsächlich eine richtig eingeschworene Gemeinschaft sind. Schau dir doch einmal ›Cat‹ und ›Cherié‹ an … die beiden sind ein Herz und eine Seele, verstehen sich blind und benehmen sich, als seien sie schon immer gute, sich liebende Schwestern gewesen.« »Ich gebe dir recht«, stimmte Tamora ihrer Geliebten zu. »Immer, wenn ich an unsere Familie denke, habe ich ein volles Haus vor Augen. Ich hatte nie Geschwister, war oft allein, wenngleich es mir nicht schlecht ging, so wie dir. Du hast welche gehabt, aber alles andere war mies.« Sie lachte plötzlich kurz auf, als sie hinzufügte: »Vielleicht möchte ich einfach nur was nachholen? Das nachholen, was immer gefehlt hat? … Und vielleicht möchte ich auch einfach mal die Mutter sein, die sie in liebevollen Ton anruft, sich nicht wie im Kindergarten zu benehmen … Ja, möglicherweise möchte ich nicht so schnell erwachsen werden … und bin ich es nicht längst schon viel zu sehr? … All die Arbeit am Schreibtisch, die gemeinsamen Firmen, der Escort … all das … Lass' mich Pippi Langstrumpf sein, wenn mir danach ist … wenn ich mir Zöpfe machen und in bunten Strümpfen durch die Villa springen will … eine Prinzessin sein … eine verruchte Hure, ein Vamp oder deine unterwürfige Sklavin …« Als Tamora immer emotionaler wurde, legte Violett ihr ihre warmen zarten Handflächen auf die Wangen und zog ihren Kopf zu einem Kuss an sich heran. Wie zufällig berührten sich ihre Lippen, und die Zärtlichkeit der Berührung ließ ihre Prinzessin entspannen und wieder zur Ruhe kommen. »Ich liebe dich, Vio!«, flüsterte Tamora dankend. »Du weißt einfach, was mir guttut.« Übermütig fuhr sie mit ihrer Zunge über das Gesicht ihrer Königin und maunzte dazu. Violett lachte herzhaft auf. »Ist ja gut, mein rolliges Kätzchen! Wir gehen ja gleich spielen.« Sie ließ ihren Blick über den Körper ihrer Prinzessin gleiten. »Du siehst umwerfend in diesem ›Harness‹ aus. Er verdeckt alles, aber auch wieder nicht. Am liebsten würde ich dir jeden einzelnen Streifen Leder von der Haut schälen …« Sie grinste ihre Geliebte verschmitzt an und bemerkte die Erregung in deren Augen aufblitzen, die auch ihren Schoß zum Kribbeln brachte. »Gib mir deine Hand, meine Süße! … Ich denke, das wird jetzt anregend und spannend zugleich.«

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Die Kammer der Zuneigung 1

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