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Unterwegs in Andalusien

Provinz Almería

Wer entlang der Mittel­meer­küste nach Andalusien einreist, trifft auf die trockens­te Region nicht nur Spaniens, sondern gleich ganz Europas. In den wüs­tenhaften Sierras im Osten der Provinz Almería liegt die jährliche Nie­der­schlags­menge bei etwa 180 Milli­me­tern. Zum Vergleich: Im Allgäu sind es bis zu 2600 Millimeter.

♦ Fläche 8774 Quadratkilometer, Bevölkerung etwa 710.000 Einwohner; das entspricht einer Bevölkerungs­dich­te von 81 Einwohnern pro Quadrat­kilo­meter. Reizvolle Landschaften: Naturpark Cabo de Gata, Sierra de los Filabres, La Alpujarra almeriense. Schöne Orte: Vélez Blanco, Mojácar zur Nebensaison. Internet-Info: www.turismoalmeria.com


Regel­rechte Halbwüsten, nur vereinzelt bewach­sen von wider­standsfähigen Pflan­zen­arten wie Agave oder Zwerg­palme, sind das Ergebnis des extrem trockenen Klimas der Provinz. Der spär­liche Regen hier fällt meist in­ner­halb nur weniger Wintertage, mit bis zu 40 Prozent der Jahresmenge an einem Tag; die jährlichen Durch­schnitts­tem­peraturen erreichen fast die 20-Grad-Grenze. Gelbe, braune, ro­te und graue Sand- und Erd­töne prägen die unwirt­li­che Landschaft ebenso wie die Ramb­las, trockene Fluss­betten, die sich bei den seltenen, aber heftigen Re­genfällen binnen kurzer Zeit in rei­ßende Ströme verwandeln.

Die lebensfeindlichen, für die As­tro­no­mie aber idealen Bedingungen nutzt eine gro­ße Sternwarte auf dem 2168 Me­ter hohen Calar Alto in der Sierra de los Fi­labres; bei guter Sicht sind die wei­ßen Kugelbauten schon aus knapp 50 Ki­lo­me­ter Entfernung zu erkennen. Fast 3000 Sonnenstunden pro Jahr ru­fen zu­dem ge­radezu nach einem Solar­kraftwerk: Die „Plataforma Solar“ liegt bei Ta­bernas.

Schon in den 60er-Jahren wurden die Sierras östlich von Almería von Sergio Le­o­ne („Spiel mir das Lied vom Tod“) und anderen Regisseuren für einen ganz anderen Zweck ent­deckt. Die Canyons, Schotterhänge und Aga­ven­fel­der bo­ten die perfekte Kulisse für zahllose „Spaghetti-Western“, die ei­gent­lich eher „Gaz­pacho-Western“ hei­ßen sollten. In der Gegend von Taber­nas fin­den sich des­halb mehrere Wes­tern­dörfer, teils halb verfallen, teils als Pub­li­kumsattraktion be­wahrt. Ein be­lieb­ter Dreh­ort war (und ist) auch der heutige Na­tur­park Cabo de Gata-Níjar: In der staub­tro­cke­nen Landschaft ent­stan­den unter ande­rem Teile des His­to­rien­schin­kens „El Cid“, außerdem „Der letzte Mohi­ka­ner“ und sogar Se­quen­zen des opu­len­ten Wüs­ten­films „Lawrence von Ara­bien“, später dreh­te hier Terry Gilliam seine „Abenteuer des Ba­rons von Münch­hau­sen“. Michael „Bully“ Her­big setzte die Sierras von Almería für den „Schuh des Manitu“ in Szene, Holly­wood-Regisseur Ridley Scott für sein Moses-Opus „Exodus“. Der Wacht­turm von Mesa Roldán schließlich diente als Hin­tergrund für Szenen in „Game of Thrones“.

Was anschauen?

Almería: Das Glanzlicht der Pro­vinz­haupt­stadt bildet die wuchtige, weit über tausend Jahre alte Maurenfestung Alcazaba, von der sich ein weiter Blick über Almería bildet. Ebenfalls sehens­wert sind die festungsartige Kathe­drale und die unterirdischen Luft­schutz­gän­ge Refugios de la Guerra Civil. Für Film­fans lohnt sich ein Ab­ste­cher ins Kino­museum Casa del Cine.

Was unternehmen?

Cuevas de Sorbas: Im östlichen Bereich der Provinz erstrecken sich beim Ort Sorbas an der N 340a die Höhlen Karst en Yesos de Sor­bas. Es handelt sich um einen ganzen Höhlenkomplex, der im Laufe der Zeiten aus dem Gips ge­wa­schen wurde und auf Führungen mit Helm und Stirnlampe erkundet werden kann, ein spannendes Erlebnis ins­be­son­dere auch für Kinder.

Besuch im Westerndorf: Zumindest für Kinder ebenfalls eine große Attraktion sind sicher die Westerndörfer „Oasys Mini Hollywood“ und „Fort Bravo“, die in der Nähe von Tabernas ebenfalls nahe der N 340a liegen. Die von stilecht ins­zenierten Shows gekrönte Visite in der Halbwüste hat allerdings ihren Preis.

Wo baden?

Mojácar: Der traditionsreiche Ferienort im Nordosten der Provinz besitzt nicht nur einen sehr schönen, hoch über dem Meer gelegenen Dorfkern, sondern in seiner Küstensiedlung auch kilo­meter­lange Strände mit reizvollen Strand­bars (Chiringuitos).

Strände bei San José: Über eine ganze Reihe wunderbarer Strände verfügt der Naturpark Cabo de Gata-Níjar im Osten der Provinzhauptstadt. Die vielleicht schönsten liegen etwas außerhalb des Ortes San José und sind über eine Piste zu erreichen. Die Playa de Mónsul ist mit ihren bizarr geformten, über­hän­gen­den Felsen auch eine gefragte Film­kulisse.

Und sonst?

Parque Natural Cabo de Gata-Níjar: So schön die Strände, so einmalig ist auch die Landschaft des Naturparks, der als Biosphären-Reservat der UNESCO aus­ge­wiesen ist und dem Netzwerk der Geoparks angehört. Spaniens größtes Vulkangebiet zählt nur wenige Ort­schaf­ten, die sich wie Oasen in die step­penartige Weite der Halbwüste ducken.

Andalusien Reiseführer Michael Müller Verlag

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