Читать книгу World Runner (1). Die Jäger - Thomas Thiemeyer - Страница 19

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Freitag, 15. Juli. Letzter Schultag

Tim verließ die Schule und gesellte sich zu den anderen. Der Vorplatz war gerammelt voll. Der Großteil seiner Mitschüler hatte sich draußen vor dem Schulgebäude versammelt und die Luft war erfüllt von Freudenrufen und Gelächter. Aus der Parallelklasse spielten einige laut scheppernd Fußball mit einer Red-Bull-Dose.

»Na, Alter, endlich Ferien, was?« Max Reininger, der Klassensprecher, klopfte Tim auf die Schulter. »Sechs Wochen mal nicht an den Scheiß hier denken, das hat doch was. Wohin geht’s denn bei dir?«

Tim hatte keinen Bock zu beichten, dass er nicht verreisen würde. »Holland«, log er deshalb.

»Geil. Wohin denn da?«

»Brügge.«

Max runzelte dir Stirn. »Brügge liegt aber in Belgien.«

»Meinte ich ja auch.«

»Mhm, na ja, du wirst das schon noch rausbekommen. Und ihr?«, wandte sich Max nun zum Glück an die anderen. »Wohin geht’s bei euch?«

Tim verabschiedete sich von seinen Freunden, ging zum Fahrradkeller und holte sein Bike. Farid war schon nicht mehr da, er war gestern mit seinen Eltern in Richtung Türkei aufgebrochen. Offenbar wegen irgendeiner Hochzeitsfeier.

Tim verließ das Schulgelände mit gemischten Gefühlen. Erleichtert, weil er es wieder mal geschafft hatte, die Hürde zu überspringen und in die nächste Klasse zu kommen, traurig, weil jetzt die Ferien anfingen und er seine Kumpels für lange Zeit nicht sehen würde.

Dennoch konnte er es nicht erwarten, nach zu Hause zu fahren. Heute Morgen hatte er persönlich ein Paket in Empfang nehmen müssen. Der Bote war etwas genervt gewesen, weil es der vierte Zustellungsversuch gewesen war. Kein Wunder, Dad war gerade im Stress wegen eines großen Bauprojektes und Emily musste grundsätzlich früher in die Schule. Aber jetzt hatte es endlich geklappt: Sein Dad hatte ihn aus dem Bett gezerrt und nun wartete das Ding auf Tims Schreibtisch.

Während der Fahrt nach Hause grübelte er, was ihm alles an der Paketübergabe komisch vorgekommen war: der Bote in seiner roten Uniform. Das Elektroauto mit den großen türkisfarbenen Buchstaben SE. Und dann diese Gesichtskontrolle!

Ob Annika das gemeint hatte, als sie von großen Dingen sprach? Er nahm sich vor, sie bei nächster Gelegenheit zu fragen.

Auf dem Stick, den er in der »Nimm Zwei«-Box gefunden hatte, war neben ihrer Lieblingsmusik auch eine Datei mit ihrer E-Mail-Adresse sowie ihrem Instagram-Account versteckt gewesen. Der Gedanke an sie ließ sein Herz heftiger schlagen. Er fühlte sich leicht wie eine Feder.

Den Song Walking on the Moon immer noch im Kopf, rannte er die Treppenstufen empor, schloss auf und steckte seinen Kopf in die Wohnung.

»Hallo, jemand zu Hause?«

Keine Antwort. Gut so!

Er musste sich beeilen, wenn er beim Öffnen seiner Post ungestört sein wollte. Er schloss die Tür, suchte nach Emilys Bastelmesser und durchtrennte das Klebeband.

Im Inneren des Pappkartons befand sich eine schwarze Schachtel, auf der ein roter Umschlag lag. Darauf die Worte: Top Secret. Hastig öffnete er die Schachtel: Darin lag eine Art Empfangsgerät, ein GPS und ein Handbuch.

Seltsam.

Ratlos starrte er einen Moment lang darauf.

Dann fiel sein Blick wieder auf den Umschlag. Er riss ihn auf, zog den darin liegenden Brief heraus und las.

Hallo Tim,

herzlichen Glückwunsch!

Unter allen Mitgliedern der GlobalGames-Community wurdest du ausgewählt, an einem besonderen Event teilzunehmen. Dass du Besitzer dieser Box bist, beweist, dass du die erste Stufe, das sogenannte Qualifying, bereits bestanden hast. Doch nun geht es in die zweite Runde. Der Wettbewerb beginnt und du darfst daran teilnehmen.

Die einhundert erfolgreichsten Spieler deines Landes wurden benachrichtigt, um gegeneinander ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Während der vergangenen Monate hat das Team von GlobalGames sieben besondere Claims an sieben besonderen Orten in deinem Land deponiert. Sieben herausfordernde Aufgaben erwarten dich, sie werden dich zu einzigartigen Schauplätzen führen. Umfündig zu werden, musst du clever, geschickt, mutig und schnell sein, denn nur die ersten beiden Runner dürfen den Claim jeweils für sich verbuchen. Danach wird er deaktiviert. Der Bewertungsschlüssel ist folgendermaßen: Ein geloggter Claim entspricht zehn Punkten. Den Claim können nur die ersten beiden Spieler für sich verbuchen. Doch auch wer ein falsches Ergebnis eingegeben hat oder zu spät kommt, kann immer noch Zusatzpunkte erzielen: Punkte für Zeit, für Strategie, Cleverness, Hilfsbereitschaft und für die Anzahl der Versuche. Es gibt immer eine Chance, also streng dich an. Am Ende zählt die Gesamtsumme aller Punkte.

Diese wirst du im Verlauf des Spiels auf dem Scoreboard von WorldRunner einsehen können. Ob du als Einzelgänger unterwegs bist oder im Team, bleibt dir überlassen. Aber denke immer daran, die Zeit drängt. Dieses Event ist nur für Spieler mit einem Höchstalter von siebzehn und einem Mindestalter von zwölf Jahren zugelassen.

Auf jeden Runner, der es bis in Ziel schafft, wartet ein Preisgeld von tausend Euro. Der Preis für die fünf schnellsten und besten aber wird noch viel größer ausfallen. Es wird ein Preis sein, der alle Vorstellungen übersteigt. Leider dürfen wir an dieser Stelle noch nichts Genaues verraten, aber der Gewinn wird das Herz jedes Runners auf der Welt garantiert höherschlagen lassen.

Sieben Aufgaben gilt es zu erfüllen und sie werden dich bis an deine Grenzen führen. Es liegt in der Natur dieses Wettkampfs, dass du manchen Spielern immer wieder begegnen wirst. Einige werden zu Freunden, andere zu harten Konkurrenten oder Gegnern. Nur wenige Sekunden entscheiden über Sieg und Niederlage, also beeil dich.

In der Box befinden sich ein Hochleistungs-GPS, das du mit deinem Smartphone koppeln solltest, eine Sende-/Empfangseinrichtung, die zum Loggen des Claims benötigt wird, sowie ein Benutzerhandbuch. Verstecke es gut. Erzähle keinem davon. Halte dieses Event bis zum offiziellen Starttermin geheim. Lass niemanden deinen Schatz vor dir finden oder du wirst dich um das größte Abenteuer deines Lebens bringen. Und nun wünschen wir dir viel Glück und gutes Gelingen. Dein Team von GlobalGames

Tim starrte auf den Inhalt des Paketes. Ihm schwirrte der Kopf. Er hatte sich für eine Meisterschaft qualifiziert, bei der tausend Euro zu gewinnen waren? Wie denn das? Auf WorldRunner hatte nichts darüber gestanden. Andererseits schien es ein Wesensmerkmal dieser Aktion zu sein, sich unter dem Radar zu bewegen. Ein geheimes und nationales Ereignis? Tim war beeindruckt. Wenn es wirklich stimmte, dann musste das Team von GlobalGames tatsächlich sehr geschickt vorgegangen sein. Claims anzubringen, ohne dabei beobachtet zu werden, war an sich schon nicht leicht. Das erforderte jede Menge Logistik.

Erneut griff er nach dem Sende-/Empfangsgerät, legte es vor sich auf den Tisch und musterte es misstrauisch. Das Ding war länglich, mattschwarz und sah aus wie ein teurer Bluetooth-Lautsprecher. Das GPS-Gerät wirkte ebenfalls hochwertig und teuer. Kein Modell, das man einfach so im Laden kaufen konnte. Zumindest hatte Tim es noch nirgendwo gesehen. Auf den Geräten und dem Handbuch prangte das Firmenzeichen von Stevenson-Enterprises. Nachdenklich blätterte er durch die Seiten. Außer ein paar allgemeinen Verhaltenstipps beinhaltete das Handbuch hauptsächlich Hinweise zur Bedienung der Geräte. Über das Spiel selbst stand dort nichts. Weder wann noch wo es begann. Noch ob es sich um eine nationale oder internationale Meisterschaft handelte.

Mist.

Er legte die Sachen zurück in die Box. Ihm kam das alles sehr seltsam vor. Ob sich da jemand einen Scherz mit ihm erlaubte?

Er schaltete sein Handy ein und schickte Annika eine Nachricht.

»Hallo du. Ich habe mein Päckchen jetzt auch erhalten. Kapier das nicht. Können wir uns treffen?«

Es dauerte keine zehn Sekunden, dann kam die Antwort:

»Habe schon auf dich gewartet. Treffpunkt: Stadtwald, Tierpark-Westeingang, beim Ziegengehege. In einer halben Stunde. Und vergiss nicht, die Sachen aus deinem Päckchen mitzubringen. Gruß, Annika«

World Runner (1). Die Jäger

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