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Jem schlug die Augen auf.

Die Sonne schien durch die Fenster und streifte einzelne Gesichter. Einige der Passagiere schliefen noch, viele andere aber waren wach und unterhielten sich leise. Ihr Flüstern erinnerte ihn an das Rauschen einer Fernstraße.

Die Turbinen arbeiteten leise und gleichmäßig. Auch der seltsame Geruch nach verschmorter Elektrik war verschwunden. Stattdessen wehte Kaffeeduft durch die Kabine.

Verwundert richtete er sich auf. Was um alles in der Welt war geschehen? Er hatte Lichter gesehen, seltsame Geräusche gehört und diesen stechenden Geruch wahrgenommen. Doch von alldem war lediglich ein hämmernder Kopfschmerz geblieben. Hatte er sich das nur eingebildet? Er schaute zur Seite.

Von seinen drei Sitznachbarn war nur Olivia wach. Sie bemerkte ihn, tippte kurz mit dem Finger an den Rand ihrer Kappe und widmete sich dann wieder ihrem Buch. In der Reihe vor ihm schliefen noch alle, auch Lucie.

Jem musste mal und richtete sich stöhnend auf. Verdammte Kopfschmerzen. Er wühlte in seiner Tasche, holte ein Ibuprofen raus und machte sich auf den Weg.

Vor der Toilette hatte sich eine kleine Schlange gebildet.

Er blickte auf die Uhr. Nach deutscher Zeit war es jetzt kurz vor zwei Uhr morgens. Was bedeutete, dass es nur noch zweieinhalb Stunden bis zu ihrer Ankunft waren! Er freute sich auf die zehn Monate fernab der Heimat, vielleicht konnte er den Scheiß der letzten Monate einfach hinter sich lassen. Angst, dass er sich nicht zurechtfinden könnte, hatte er keine, er hoffte nur, dass er Glück mit seiner Gastfamilie hatte. Und er würde seinen Vater wiedersehen. Und seine kleine Schwester! Der Gedanke ließ ihn schlagartig munter werden.

Um sich die Wartezeit zu verkürzen, blickte er aus dem Fenster. Zwischen den Wolkenlücken konnte er einzelne grüne Flecken erkennen. Offenbar hatten sie den Atlantik bereits hinter sich gelassen und flogen jetzt über Festland. Aber über welches? Dummerweise waren die Monitore immer noch eingeklappt.

Als er zurück an seinen Platz kam, sah er, dass auch Lucie wach war. Sie wirkte allerdings ziemlich verpennt.

»Na, du Frühaufsteherin«, begrüßte er sie. »Hast du auch ein bisschen Schlaf abbekommen?«

»Ein bisschen, ja«, erwiderte sie. »Aber ich habe lauter wirres Zeug geträumt.«

»Was denn?« Er suchte ihren Blick.

Sie senkte ihre Stimme, als wollte sie verhindern, dass die anderen etwas mitbekamen. »Ach, das war alles ziemlich verworren«, sagte sie. »Ich weiß nur noch, dass wir in eine Art Sturm gekommen sind. Es hat mich fast aus dem Sitz gehoben. Danach hatte ich so einen komischen Geruch in der Nase und es wurde furchtbar hell.« Sie lächelte entschuldigend. »Blöd, oder?«

»Nee, überhaupt nicht …« Das konnte doch gar nicht sein. »Also entweder haben wir beide das Gleiche geträumt oder …« Er verstummte.

»Oder was?«

»Oder es war gar kein Traum.« Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich erinnere mich nämlich an haargenau dasselbe.«

»Redet ihr gerade über die Sache mit den Turbulenzen?«, schaltete Olivia sich ein.

»Tun wir.« Jem setzte sich wieder hin. »Hast du davon auch etwas mitbekommen?«

»Allerdings«, stieß sie aus und sah sie dabei mit weit aufgerissenen Augen an. »Der Pilot hat noch versucht, uns etwas mitzuteilen, aber die Verbindung war gestört. Ich kann mich nur noch an Rauschen und Knacken erinnern.«

»Das Knacken, stimmt, das hatte ich total vergessen.« Lucie hatte sich auf ihren Sitz gekniet und blickte Jem über die Rückenlehne hinweg an. »Und da war noch was: Meine Uhr hat gesponnen. Sie hat sich wie verrückt vorwärtsgedreht, so, als ob man das Uhrwerk unter Starkstrom gesetzt hätte. Jetzt läuft sie allerdings wieder ganz normal.«

Paul und Arthur waren inzwischen ebenfalls wach und lauschten der Unterhaltung. Paul hatte hektische rote Flecken auf den Wangen. »Meine Taschenuhr funktioniert auch nicht mehr!« Wie zum Beweis schwenkte er sie hin und her. »Und dann dieses Flüstern. Daran kann ich mich besonders gut erinnern. Habt ihr das auch gehört …?«

»Und ob.« Jem war inzwischen überzeugt, dass sie es hier nicht mit einem Zufall zu tun hatten. Und ein Traum war das schon gar nicht gewesen. Irgendetwas Merkwürdiges war hier im Gange. Geradezu unheimlich.

»Ich sag euch, da ist was faul.« Paul senkte verschwörerisch die Stimme. »Irgendetwas geht hier vor, das spüre ich. Dazu passt auch, dass die Monitore noch nicht ausgeklappt sind und uns niemand sagt, was hier los ist.«

»Nun macht euch mal nicht gleich ins Höschen, ihr Süßen.« Vor Arthurs Platz tauchte plötzlich Mareks blonder Strubbelkopf auf. Ein überheblicher Ausdruck lag auf seinem Gesicht. »Nur wegen ein paar Luftlöchern sind wir noch nicht gleich von Aliens entführt worden. Alles ganz normal. Trinkt ein Glas Milch, esst einen Keks, dann wird alles wieder gut.«

Arschloch, dachte Jem. Aber was hatte er schon anderes erwartet?

Arthur warf Marek einen giftigen Blick zu. »Und dass es hier null Empfang gibt, findest du auch normal?« Er hielt ihm sein Gerät entgegen. »Kein Netz, kein GPS, nichts.«

»Bei mir auch nicht«, sagte Paul und tippte auf sein Smartphone. »Absolut tote Hose.«

»Keine Ahnung, was mit euren Apparaten los ist«, erwiderte Marek schnippisch. »Wieso sind eure Smartphones überhaupt auf Empfang gestellt? Das ist doch verboten …«

In diesem Moment ertönte ein Knacken in den Lautsprechern.

»Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier spricht Ihr Kapitän. Aufgrund unvorhergesehener technischer Probleme sind wir leider gezwungen, unseren gegenwärtigen Kurs zu verlassen und einen Zwischenstopp auf dem Denver International Airport einzulegen. Wir werden dort in voraussichtlich dreißig Minuten eintreffen. Es besteht kein Grund zur Sorge, trotzdem möchten wir Sie bitten, Ihre Plätze einzunehmen …«

Den Rest der Durchsage hörte Jem kaum noch. Er war viel zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt.

Was ging hier vor? Was hatten sie da erlebt? Und warum nur glaubte er dem Kapitän nicht?

Er hatte ein unmittelbares Gefühl von Bedrohung, das er aber nicht richtig fassen konnte.

Er war inzwischen überzeugt, dass Paul recht hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht, man wollte ihnen nur nicht sagen, was.

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