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Jem kniff die Augen zusammen. Das Wesen mochte etwa ein Meter fünfzig groß sein und sah aus wie eine Zapfsäule, der man einen Staubsauger auf den Rücken geschnallt hatte. In seinem mürrisch dreinblickenden Gesicht prangte ein einziges gelbes Auge, das nervös hin und her zuckte. Seine kräftigen Arme reichten bis zum Boden, während die stummelartigen Beine recht kurz waren und in eckigen Plattfüßen endeten. Die Grundfarbe der Kreatur mochte einmal Violett gewesen sein, doch inzwischen war sie überall abgeblättert und der Rost kam zum Vorschein. Irgendjemand hatte mit gelber Farbe eine sich rekelnde, halb nackte Frau sowie ein paar Buchstaben auf den Torso des Roboters gemalt. (MOD)Erator. Was immer das bedeuten mochte.

»Ein Roboter«, stieß Jem aus. Er ließ seinen Stock sinken und wich zurück. Gegen so eine Eisenkreatur würde er sowieso nichts nutzen.

Dieses Ding war ihm nicht geheuer.

Arthur hingegen schien völlig fasziniert zu sein. »Wie heißt du, mein Freund? Wie ist dein Name?«

»Name?«, ertönte die nasale Kinderstimme.

»Deine Bezeichnung. Wie wirst du angeredet?«

»Servicedrohne M.A.R.S.-327 zu Ihren Diensten.«

»Servicedrohne? Was bedeutet das?«, fragte Arthur.

Das Ding glotzte ihn ausdruckslos an.

Arthur präzisierte. »Was sind deine Aufgaben?«

»Meine Parameter umfassen die Pflege und Erhaltung des Betriebsgeländes, einschließlich der angrenzenden Waschräume.«

Olivia schüttelte den Kopf. »Das ist ein wandelnder Staubsauger. Eine gottverdammte eiserne Klofrau.«

»Sag doch so was nicht.« Arthur grinste. »Du könntest seine Gefühle verletzen.« Er ging auf die Maschine zu und strich mit den Fingern über die rostige Außenhaut. »Künstliche Intelligenz ist mein Spezialgebiet«, sagte er. »Ich verfolge die Forschung daran seit Jahren. Es gibt erste Versuche mit menschenähnlichen Robotern, aber sie sind bei Weitem nicht so fortgeschritten wie der hier. Allein schon, wie er geht! Wie er steht, uns beobachtet und beim Reden gestikuliert! Dass irgendein Flughafen so einen hoch entwickelten Roboter als einfache Servicekraft einstellt, hätte ich bestimmt mitgekriegt.«

»Und wenn du es einfach überlesen hast?«, fragte Olivia.

Arthur schüttelte energisch den Kopf. »Ausgeschlossen. Ich habe sämtliche Fachzeitschriften zu dem Thema abonniert. Abgesehen davon: Seht ihn euch doch an. Den Rost, die verharzte Ölschmiere in seinen Gelenken. Dieser Roboter ist alt. Uralt. Der wurde seit Jahrzehnten nicht mehr gewartet. Wie erklärt ihr euch das?«

»Können wir nicht«, sagte Jem. »Die Liste mit Rätseln und Ungereimtheiten wird nur noch ein Stück länger.« Er wandte sich der mechanischen Kreatur zu. »Du brauchst einen Namen. Wie wäre es, wenn wir dich einfach M.A.R.S. nennen? Klingt doch ganz nett.«

»M.A.R.S.? Gute Idee.« Arthur sah den Roboter an. »Bist du damit einverstanden?«

Das gelbe Auge zuckte von links nach rechts. »Positiv.«

Jem musste sich ein Lächeln verkneifen. Wie Arthur und der Roboter sich so gegenüberstanden, waren sie beinahe gleich groß.

»Sehr schön«, fuhr Arthur fort. »Dann können wir ja endlich ein paar Fragen klären. Wo sind wir hier? Wie heißt die nächstgelegene Stadt?«

»Denver.«

»Aha.« Arthur kratzte sich am Kopf. »Und ist das hier wirklich ein Flughafen?«

M.A.R.S. rollte das Auge einmal im Kreis. »Dies ist der Denver International Airport.«

»Und wie heißt dein Eigentümer?«

»Die Stadt und das County von Denver. Unterbereich Luftfahrtministerium.«

Jem und die anderen sahen einander an. Dann prasselten die Fragen wie Hagelkörner auf den Roboter ein.

»Welches Jahr haben wir?«

»Wann wurde dieser Flughafenbereich stillgelegt?«

»Wieso sind hier nirgendwo Menschen?«

»Wieso können wir mit niemandem Kontakt aufnehmen?«

»Gibt es hier irgendwo funktionierende Telefone?«

Der Blechmann glotzte sie stumpfsinnig an. Ein Geräusch drang aus seinem Mundschlitz. Es klang wie das Rauschen eines schlecht eingestellten Radiosenders.

Olivia runzelte die Stirn. »Vielleicht waren das zu viele Fragen auf einmal. Besser, es redet nur einer mit ihm.« Sie sah den Serviceroboter streng an. »Welches Datum haben wir?«

»Information nicht abrufbar.«

Ihre Brauen wanderten in die Höhe. »Nicht abrufbar? Aber wie kann das sein? Gibt es denn hier keinen Kalender oder so? Wem gehörst du? Wo sind all die anderen Menschen geblieben?«

»Bzzz …«

Arthur strich über sein Kinn. »Das war jetzt aber auch nicht viel besser.«

Olivia warf ihm durch ihre dicke Brille einen giftigen Blick zu.

»Ich glaube, dass er mit unseren Fragen hoffnungslos überfordert ist. Als einfache Drohne ist er vermutlich auf ein höhergestelltes System angewiesen, einen Zentralcomputer oder so. Wenn der seinen Dienst eingestellt hat, ist er völlig auf sich gestellt. Wo soll er denn Informationen herbekommen?«

Jem nickte. »Bei dem Zustand, in dem das Gebäude ist, würde mich das nicht wundern. Aber eine Frage kannst du uns vielleicht doch beantworten, M.A.R.S. Warum war gestern Nacht alles dunkel? Und wieso brennen jetzt die Lichter? Hast du den Strom wieder eingeschaltet?«

»Energiezufuhr nur temporär verfügbar. Betrieb nur bei Tageslicht möglich.«

»Bei Tageslicht«, murmelte Arthur. »Aber natürlich: die Sonne. Das hätte ich mir auch gleich denken können. Die Solarzellen sind draußen am Gebäude befestigt. Sie versorgen den Komplex mit Elektrizität. Keine Sonne, kein Strom.« Er wandte sich dem Roboter zu. »Gibt es denn einen Speicher hier unten? Batterien, Akkus, irgendetwas?«

M.A.R.S. senkte den Kopf, was ihn irgendwie betrübt aussehen ließ. Jem musste Arthur beipflichten. Da waren echt gute Programmierer am Werk gewesen. Die Körpersprache des Roboters glich der eines Menschen bis ins Detail. Vielleicht hatte er sich ja getäuscht und M.A.R.S. hatte doch Gefühle.

Da hatte Jem plötzlich einen Geistesblitz: »Gibt es hier noch mehr von deiner Sorte? Irgendwelche Kollegen, die man vielleicht einschalten kann?«

»Ich bin die letzte funktionstüchtige Serviceeinheit.«

»Oh.« Obwohl es sich nur um eine Maschine handelte, empfand Jem doch so etwas wie Mitgefühl.

»Kein Wunder, dass er mit der Arbeit nicht hinterherkommt«, stellte Paul fest. »Vermutlich kann auch er sich nur dann bewegen, wenn der Strom über die Solarzellen kommt. Das würde bedeuten, dass er nachts ausfällt.«

Jem wippte ungeduldig mit dem Fuß. »Mag alles sein. Allerdings sind wir der Lösung des Problems damit noch keinen Schritt näher gekommen. Menschen gibt es hier wohl keine, oder?«

»Menschen?«

»Na, so wie wir«, sagte Arthur. »Bipede Kohlenstoffeinheiten.«

Das ausdruckslose Glotzen des Roboters sprach Bände.

Jem konnte es ihm nicht verübeln, er selbst verstand auch nur die Hälfte von dem, was Arthur von sich gab. »Jetzt rede doch nicht so geschwollen, das ist doch kein Science-Fiction-Film hier«, sagte er genervt. Es ärgerte ihn, dass M.A.R.S. ihnen keine Hilfe war und sie kein Stück weiterbrachte.

»Wollen wir zurückgehen und den anderen zeigen, was wir gefunden haben?«

»Absolut«, rief Paul. »Bin schon gespannt, was sie zu unserer Entdeckung sagen.«

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