Читать книгу Kind - auf Deine Kosten - Thomas Wölber - Страница 10

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Plötzlich weg!

Soeben sind die Eltern meiner Schülerin gegangen, da klingelt mein Handy. Meine Tochter Emilia! Warum ruft sie jetzt an? Sie weiß doch, dass ich gerade Elternsprechstunde habe!

Emilia ist völlig aufgelöst: Mama und ihr kleiner Bruder Finn seien verschwunden! Einfach weg! Sie sei mit ihrer Schwester Sofie gerade aus der Schule gekommen, und als Erstes hätten sie die leergeräumte Garderobe gesehen. Die Wand mit den Familienbildern sei durchgehend weiß.

„Emilia, noch ein Elterngespräch, dann komme ich sofort.“ Mein Puls ist sprunghaft angestiegen, aber ich zwinge mich und gebe der vor mir sitzenden Mutter über einige Minuten meinen Eindruck über ihr Kind weiter: „Seien Sie stolz auf Ihren Sohn. Auf Wiedersehen, Frau Huber.“ Das war das letzte Gespräch, jetzt rase ich nach Hause, schneller, als die Polizei erlaubt …

Ich schließe die Haustür auf, da steht Sofie mit feuchten Augen und streckt mir eine Zettelnachricht ihrer Mutter entgegen: „Bringt Finns Bücher zurück in die Bücherei. Mama“. Ein Rundgang durchs Haus zeigt einen leeren Kleiderschrank. Bettdecken und Kissen fehlen genauso wie Finns Kuscheltier, seine Schuhe, sein Ausweis und noch so manches.

Mir läuft es eiskalt den Rücken herunter: Wie kann sie so einfach flüchten? Noch am Morgen haben wir vereinbart, am Nachmittag gemeinsam Emilias 16. Geburtstag zu feiern – wie an jedem Geburtstag unserer Kinder.

Mein Blick fällt auf ein gerahmtes Foto. Hat Mara es vergessen? Es zeigt uns alle kurz nach Finns Geburt – überglücklich. Wir dachten, nach den beiden schwierigen Ehejahren würde Finn uns das langjährige Familienglück zurückbringen. Was dieses Foto nicht zeigt, sind die nicht enden wollenden Streitereien, die Ängste und das Unvermögen, die Familie zusammenzuhalten.

Kind - auf Deine Kosten

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