Читать книгу Kind - auf Deine Kosten - Thomas Wölber - Страница 17

Оглавление

Das Gutachten vom Arzt

Leider war der verborgene „Countdown“ bis zum Tag der Flucht nicht zu stoppen – er stand nun bei drei Jahren.

Eine unbedeutende Bemerkung von Marco am Frühstückstisch machte den Hoffnungsschimmer wieder zunichte: Mara rastet völlig aus, verliert die Kontrolle über ihre Wortwahl. Die Kinder verlassen fluchtartig den Raum – nun muss ich mich den Wutwellen stellen.

Lautstark gibt Mara mir die Schuld für die jüngste Entzweiung, der Funkstille zwischen ihr und ihrer Mutter. Zudem klagt sie, sie sei weder für eine Ehe geeignet noch für Kinder: „Mein Leben ist langweilig, ich will bald die Scheidung.“

Drei Tage hielten ihre Aggressionen gegen mich und die Kinder an, dann wurde sie wieder ruhiger. Sie entschuldigte sich sogar für ihr Verhalten der letzten Tage und bekannte, ihre emotionale Instabilität könne sie sich nicht erklären.

Jetzt war ich wieder der ganz besondere Ehemann, den sie nicht verlieren wolle – deshalb würde sie jetzt ganze Sache machen und zum Psychiater gehen. Sie legte Wert darauf, dass ich mitkäme, um meine Beobachtungen und Erfahrungen auch einfließen zu lassen.

Sollte ich mir das wirklich antun? Es war zwar diesmal ein anderer Psychiater als zuletzt, aber ich riss mich wahrlich nicht darum; doch wollte ich nichts unversucht lassen und begleitete sie. Dieses Mal durfte auch ich ausführlich berichten von Maras extremen Stimmungsschwankungen und den unkontrollierten Reaktionen. Auch ihre nicht verarbeiteten Kindheitserfahrungen waren ein Thema.

Der Psychiater diagnostizierte daraufhin einen Verdacht auf bipolare Störung und Impulskontrollverlust und verschrieb ihr ein Medikament, das zunächst die Wutattacken dämpfen sollte. Zudem sollte sie Tagebuch führen; mithilfe dieser Aufzeichnungen wolle er sich ein genaues Bild über seine Patientin machen, um Klarheit zu gewinnen über Diagnose und Therapieverlauf. Mara signalisierte zufrieden Mitwirkungsbereitschaft. In drei Wochen hatten wir den nächsten Termin.

Sollte jetzt die ersehnte Wende zum Guten eintreten? Noch am selben Tag holte Mara das Medikament in der Apotheke und nahm es ein, führte Tagebuch – genau zwei Tage lang; dann vertrug sie angeblich das Medikament nicht mehr. Das Tagebuch zerriss sie vor meinen Augen – sie habe mit ihrer Schwester und ihrer Mutter telefoniert und sei darin bestärkt worden, dass ich meiner Frau das Stigma einer psychischen Erkrankung auferlegen wolle. Sie sei absolut gesund …

Und alles war „als wie zuvor“: Eine Wutattacke löste die andere ab.

Kind - auf Deine Kosten

Подняться наверх