Читать книгу School-Shooter - Thorsten Nesch - Страница 10

9:12 Uhr

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Nina betritt die Schulbibliothek und drückt die Tür hinter sich zu. Sofort blickt sie zum Schreibtisch.

– Nein, flüstert sie.

Wo ist sie denn? Die Frau Kreitz hat doch gesagt, Frau Schupp ist morgens immer hier, auch wenn die Bibliothek nur vorübergehend in diesem Raum ist.

– Frau Schupp? Sind sie da?, fragt sie leise.

Nina weicht von der Tür zurück, durch die nach wie vor die Laufgeräusche der Schüler dringen. Sie schaut sich um, ob jemand in der Bibliothek ist. Dazu stellt sie sich abwechselnd auf ihre Zehenspitzen und hockt sich hin, bis sie sich mit ihren Händen auf dem hellen PVC-Boden abstützen muss. So kann sie durch die meisten Freiräume zwischen den Büchern und den Regalablagen hindurchschauen.

Direkt vor ihr stehen die Enden zweier Regale, die zu den acht Regalen gehören, die rings um den großen runden Tisch mit den sechs Stühlen angeordnet sind, und so wie mächtige Strahlen von ihm wegführen. Die Anordnung nimmt die Hälfte des Raumes ein, auf der anderen Hälfte stehen die Regale klassisch parallel zueinander; an der Wand mit der Eingangstür zwei Schränke, eine Spüle, der Schreibtisch, und hinter dem Bürostuhl steht die Tür zu einer kleinen Abstellkammer offen. Keine Spur von der Bibliothekarin.

Niemand zu sehen.

– Frau Schupp?

Ich bin alleine.

– Hallo?

Auf dem Flur schreit jemand um Hilfe.

Verstecken. Ich muss mich verstecken, schnell verstecken. Bleib ruhig, denk nach.

Ninas Kopf fliegt herum. Nacheinander öffnet sie die Schiebetüren der beiden hüfthohen Schränke neben der Tür. Sie sind voller Ordner, Bücher und Stapel DIN A4 Blätter. Unter der Spüle stehen nur zwei Reinigungsflaschen, ein ausgefranster Kehrbesen und die dazugehörige Blechschaufel. Nachdem sie alles mit einer Hand in eine Ecke geschoben hat, bietet der Raum unter der Spüle genug Platz für ihren zierlichen Körper. Sie kniet sich hin und zieht lautlos die Tür hinter sich zu. Nina winkelt die Beine an und schlingt ihre Arme um die Jeans. Ihre Augen müssen sich an die Dunkelheit gewöhnen.

Es riecht nicht unangenehm, weil Zitronenduft aus den Reinigungsflaschen entweicht. Der Geruch passt nicht zu dem Staub und dem Dreck am Boden.

Durch drei Ritzen fällt Licht in ihr Versteck: dort wo die Türen an ihren Scharnieren hängen und in der Mitte, wo sie sich nicht ganz treffen. Wenn Nina ihr Gewicht verlagert, kann sie sowohl durch die Mitte als auch durch den Spalt der rechten Tür in die Bibliothek gucken. Vom Gang dringen die Geräusche flüchtender Schüler herein. Im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen. Nina zuckt zusammen.

School-Shooter

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