Читать книгу School-Shooter - Thorsten Nesch - Страница 9

9:11 Uhr

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Sie laufen. Alle laufen. Ich sollte auch laufen. Und sie sind so laut, schreien alle. Ich soll nicht so laut sein. Das werde ich auch nicht. Ich habe Mama versprochen, auf sie zu hören, und auf Doktor Kalitowicz. Vielleicht laufe ich, aber ich werde nicht so laut sein. Diese Schule ist deine letzte Chance, haben sie gesagt, sonst Sonderschule, Sonderschule...

– Hey, los! Worauf wartest du?, fragt die Schülerin mit dem blonden Pferdeschwanz, sie möchte Nina am Arm mitziehen, über den Flur, hinter sich her, hinter den anderen her.

– Aua, du tust mir weh. Sie scheint eigentlich nett zu sein, die ist mindestens schon in der 10. Klasse. Ich komme schon.

Plötzlich lässt sie Ninas Arm mit der verschmierten Hand los, reißt die Augen auf und fragt, – Ist das Blut?

Das blonde Mädchen schaut angeekelt auf ihre eigene Hand mit den roten, fingerbreiten Streifen. Schnell weicht sie zurück, sie schüttelt den Kopf.

Nein! Nein. – Das ist... das ist...

Die ältere Schülerin dreht sich um und verschwindet zwischen den laufenden Schülern. Als Letztes sieht Nina ihren blonden Pferdeschwanz hin und her peitschen.

Sie hat schöne Haare. Ich hätte auch gerne solche Haare. Aber ich muss sie kurz tragen. Schade.

Nina joggt mehr, als dass sie läuft.

Keiner aus meiner Klasse. Alles Fremde.

Krächzend schaltet sich die Lautsprecheranlage an. Die hohe Frauenstimme ist in dem Durcheinander kaum zu verstehen, – Frau Koma, Frau Koma kommt...

Eine pfeifende Rückkopplung droht die Membrane der Lautsprecher zu zerfetzen. Alle scheinen noch schneller zu laufen.

Eine Männerstimme nuschelt etwas Unverständliches durch das Mikro. Und mit einem Knacken wird die Anlage abgeschaltet.

Während Nina von den anderen links und rechts überholt wird, rempelt sie ein Junge aus der Oberstufe versehentlich an, der jemanden ausweichen musste, und Nina fliegt der Länge nach hin. Kalt spürt sie den Boden an ihrer Wange.

Alle diese Beine, diese verschiedenen Schuhe, Hosen, aus Jeans und Stoff, lange und kurze Hosen, in allen Farben, die meisten blau, und ihr Getrappel der Füße auf dem Boden wie das der jungen Pferde auf der Farm im letzten Jahr.

Gleich bin ich hier alleine auf dem Gang. Ich möchte nicht alleine sein. Nicht alleine, nicht hier, nicht jetzt. Ich muss sofort von dem Gang runter.

Sie rüttelt an der ersten Tür, sie ist verschlossen. Bei der Nächsten hat sie Glück.

School-Shooter

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