Читать книгу Clone Designer - 2984 - Till Symon - Страница 10

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Positive Concept

Die Dämmerung dauerte auf der Iseris nur 15 Minuten. Hinter dem Insider war es bereits schummrig. Obwohl die dicken Hand­schuhe der Tauchausrüstung die Beweglichkeit der Finger stark einschränkten, zeigte sich Jasper routiniert und geschickt, als er einen Faden an der länglichen Vaku­um­bombe befestigte. »50 Zentimeter, das reicht.« Dann ließ er sie durch die kleine Öffnung am Kanalschacht herab­gleiten und befestigte das andere Ende. Bert blickte nervös in die Umge­bung. Es war niemand zu sehen. Jasper nahm Clark und Bert an die Hand und zog sie rund zehn Meter von dem Kanal­schacht zurück. Dann drückte er auf den Zünder. Mit einem dumpfen Knall brach ein Teil der Beton­decke ein und eine Was­serfontäne schoss nach oben. Für einen Moment standen sie regungslos da. Niemand schien etwas bemerkt zu haben. Die Öffnung war circa einen Meter groß. Eine schmale Stiege führte fünf Meter hinab in den Kanal, der etwa zwei mal zwei Meter Maß und bis zum Schacht mit Wasser gefüllt war. Die Strömung war gering.

»Bis zum See sind es etwa 850 Meter«, sagte Bert, »dann habt ihr noch mal 4.000 Meter bis zur Station. Wenn ihr das Ende des Kanals seht, solltet ihr jedes Licht vermeiden. Das Wasser ist dort im See noch sehr flach und man könnte euch sehen. Ich kann mit euch nicht in Kontakt bleiben. Die Inter­com wird hier oben abgehört. Viel Glück.« Jasper stieg als erster in den Schacht. »Wir haben für genau drei Stunden Luft. Ich gehe vor. Du folgst mir und machst bitte genau das, was ich tue und was ich sage.« Clark schaute dem absteigenden Jasper grinsend hinterher. »Und wenn wir an der Station angekom­men sind, sage ich einfach freundlich Guten Tag.« Jasper blick­te in den Sternen­himmel, schüttelte den Kopf und mur­melte: »Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte.« Dann setzte er seine Taucherbrille auf und sprang den letzten Meter ins Was­ser.

Es war stockfinster. Am Rand der Taucherbrille leuchteten kleine Infrarotlampen. Das Glas der Brille wurde zu Display und Nachtsicht­gerät zugleich. Neben der eigenen Atmung war noch das leise Surren der Diver zu hören, die Jasper und Clark durch das Wasser zogen. Die 850 Meter durch den Kanal er­schienen in der Enge wie eine Ewigkeit. Dann erkannte Jasper den Ausgang zum See. »Mach jetzt das Nacht­sicht­gerät aus, Clark. Leuchtkarpfen sehen anders aus.« Die Funkver­bindung war verrauscht und kratzig. Sie war auf höchs­te Verschlüs­se­lung und niedrigste Empfindlichkeit eingestellt. »Verdammt Jasper, ich sehe absolut nichts mehr.«

»Einfach geradeaus gleiten lassen. Wenn du das kleine rote Licht an meinem Diver nicht mehr erkennst ...«

»Ja, was dann?«

»Dann alles Gute noch, warst ein netter Kerl, Clark«, lachte Jas­per.

Castello war mit seinem Schiff gerade in die Atmosphäre der Iseris eingetaucht. Cora kümmerte sich um ihren Gast schon in der Lande­phase. »Broke, du bist freigegeben auf Ram­pe 4.«

»Bitte kein Empfangskomitee. Ich will meinen Namen niemals hören. Wir dürfen kein Aufsehen erregen. Was ist mit Clark?«

»Wir haben ihn aus den Augen verloren. Scott versucht gerade, ihn wieder aufzuspüren.«

»Verdammt, wenn ich unten bin, will ich wissen, wo er ist.«

»Broke, wir haben zur Zeit rund 640.000 Gäste auf der Iseris, es ist nicht ganz einfach.«

»Bewacht sein Schiff. Er darf keine Starterlaubnis erhal­ten.«

»Wir haben ihn bereits auf die Sperrliste gesetzt.«

Jasper und Clark waren bereits tief im See abgetaucht und hatten die Nachtsichtgeräte auf volle Leistung gestellt. »Ich glaube, ich kann sie schon schwach erkennen«, sagte Jas­per. »Außer dir sehe ich nichts.« Clark positionierte sich etwas versetzt zu Jasper. »Ja, jetzt erkenne ich auch etwas.« Nur sche­menhaft war das gigantische Gewirr an Gängen und Ge­bäu­de­teilen der Station zu erkennen. Mit der V2P-Masse sah sie aus wie eine phantasievolle Sandburg. Am östlichen Teil war ein Einbruch deut­lich erkennbar. Dieser Teil der Station war zweifelsfrei geflutet. »Da drüben ist das U-förmige Gebäu­de, von dem Bert gespro­chen hat«, sagte Jasper. Plötzlich mel­dete sich Daisy über Intercom.

»Clark, dein Schiff ist soeben gesperrt worden.«

»Verriegele das Schiff auf Raum Status. Lass niemanden rein. Kom­munikation auf höchste Kodierungsstufe. - Jasper, mein Bordsystem hat mir gerade geflüstert, dass mein Schiff soeben gesperrt wurde.«

»Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte. Was sagt dein Mess­gerät?«

»Es piept schon. AC22 gibt es hier. Wir werden das U einmal von der Innenseite entlang abtauchen.«

Clark folgte den Signaltönen deren Abstände immer kürzer wur­den, bis ein durchgehender Ton entstand. »Hier ist es. Jetzt bist du dran.« Jasper schnitt mit dem Laserbrenner ein quadratmetergroßes Loch aus dem Außentor. Die verbren­nende V2P-Masse vernebelte die Sicht. Als er die letzten Zenti­meter durchtrennte, sackte die schwere Außen­hülle zu Boden und wühlte den Sandboden auf. Clark tauchte in die Öffnung ein und tastete mit der Handfläche das äußere Schleusentor ab. »Ich habe den Notschalter gefunden. Hoffen wir, dass er noch funk­tio­niert. Pass auf den Sog auf.« Dann zog er für ein paar Sekunden den Schalter. Das Schleusentor hob sich mit gedämpften Krachen ein paar Zentimeter an. Als die Schleuse komplett geflutet schien, öffnete er das Schleusentor ganz und tauchte hinein. »Guten Tag. - Jasper, hier ist Platz für zwei.« Nach­dem auch Jasper in der Schleuse war, schloss Clark das Schleusentor wieder. Dann drehte er ein Ventil auf. »Das wird jetzt einige Zeit dauern, aber wir müssen halt langsam dekom­pri­mie­ren.«

Castello stand im Büro von Scott und war augebracht. Sein Ton war militant. »Was habt ihr herausgefunden?« Scott stammelte herum. »Er hat sich in der Tropical Bar mit einem Jasper van Dyke getrof­fen. Der ist Landwirtschaftsingenieur und arbeitet hier. Das sind die abgefan­genen Schlüssel­wör­ter.«

Castello überflog den Bildschirm. Promotion Theater, Wellness, Gehirnwäsche, Elite Klasse, Allsa, Tauchkurs, Bade­see, Allsa-Wellness-Programm unzufrieden, Casino gehen.

»Mit dem Casino haben die das System wohl ausgetrickst, denn da sind die gar nicht.« stammelte Scott weiter. Ich habe da über eine Stunde gesucht, und die waren da nicht.« Castello schlug mit der Faust auf den Tisch. »Du willst mir doch nicht im Ernst erklären, dass unser Promotion-System nicht mehr in der Lage ist, hier irgendjemanden aufzuspü­ren?« Scott drucks­te. »Na ja, es gibt hier halt verschiedene Orte, wo die Systeme unzu­lässig sind und das Gelände ist groß. Ich habe dann nach einer Stunde die Security an alle unkontrollierten Orte ge­schickt.«

»Nach einer Stunde schon? Mann, und da bist du ganz allein drauf gekommen, du Genie?« In diesem Moment trat Cora in das Büro. »Broke, eine Wellness-Anlage ist kein Hoch­sicherheitstrakt. Aber keine Panik. Ich habe gerade erfahren, dass die beiden vor drei Stunden das Gelände über Tor 9 verlassen haben. Als Semi Elite durfte der Wach­posten Clark passieren lassen und dieser Jasper gehört auf der Iseris prak­tisch zum Inventar. Sie sind in Richtung Siedlung 14 gegan­gen. Dort leben ein paar Siedler die hier arbeiten. Seit dem Unfall sind die aber alle nicht mehr sehr gesprächig. Die Siedlung ist klein und die Umgebung übersichtlich. Sie können nicht ein­fach untergetaucht sein. Wir können dort jetzt hinfahren, aber die Menschen dort werden dich erkennen. Wahrscheinlich sitzen die im Insider. Das ist eine kleine Bar.«

»Na dann wünsche ich den Menschen dort, dass sie tatsächlich nicht allzu gesprächig waren. Besuchen wir doch mal den Insider.«

Das Warten in der Schleuse erschien wie eine Ewigkeit. Dann senk­te sich plötzlich der Wasserspiegel. Clark öffnete das innere Schleusen­tor ein paar Zentimeter und das Wasser rauschte in das Innere der Station. Der Weg war frei. »Ich ver­suche es mal«, sagte Jasper und nahm sein Atemgerät ab. »Hier ist noch Luft zum Atmen, auch wenn sie nicht mehr son­derlich schön riecht. Aber wieso ist hier noch Licht?«

»Die Notbeleuchtung schaltet sich immer ein, wenn bei einer Schleu­se der Notschalter benutzt wird.« Jasper nickte. »Ja, hier kennst du dich dann wohl wieder besser aus.«

»Wir lassen die Ausrüstung liegen und schauen uns mal ein wenig um. Nimm den Brenner mit.«

»Darf ich fragen, wonach du eigentlich konkret suchst?«

»Nach Backups von hundert Designern. An deren Ver­nich­tung glau­be ich noch nicht so ganz. Wozu die ganze Ge­heim­­niskrämerei um diese Station?«

»Hat das was mit der Raumstation zu tun, die du entdeckt hast?« Clark nickte.

»Hier muss das passende Gegenstück liegen.«

»Was hast du denn auf dieser Raumstation entdeckt?«

»Ich erzähle es dir besser nicht.«

»Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte. Also, rechts oder links?«

»Links. Am Ende des Ganges müsste das Büro des Elite Komitees liegen.«

Die Menschen verstummten, als Castello, begleitet von Cora und Sicherheitskräften, den Insider betrat. Jeder tat so, als würde er nicht wissen, wer er ist. Einer, der immer alles weiß, ist in der Regel der Bar­keeper. Also setzte sich Castello auf den Hocker, auf dem Clark zuvor gesessen hatte. »Ich möchte einen Brandy, aber keinen synthetischen bitte.« Bert schenkte ein. »Sonst noch einen Wunsch?«

»Ja, ich hätte dann noch gern gewusst, wann das letzte mal ein Jasper van Dyke hier war.« Bert schaute überlegend an die Decke. »Jasper, och, der kommt immer nur alle 40 Tage hierher. Müsste eigent­lich bald wieder da sein.« Castello grins­te und nickte andächtig mit dem Kopf. »Er ist aber bereits schon angekommen und er ist gerade ganz in der Nähe.« Wie er es genoss, die Angst eines Menschen zu spüren. »Na dann wirst du ihn ja sicherlich bald treffen«, sagte Bert.

Auf seiner Stirn stand der Schweiß, als plötzlich einer Castellos Leute ihn per Handzeichen am Eingang aufforderte nach draußen zu kommen. Castello stand mit Cora vor dem ge­sprengten Kanaldeckel. »Hattest du nicht gesagt, dass sie hier nicht einfach untertauchen können? Genau das haben sie ge­tan. Nehmt den Barkeeper mit und verhört ihn. Ich weiß jetzt wo Clark und Jasper sind. Ich brauche einen Trupp Kampf-Bots, die auf Tauchstation gehen.«

Jasper und Clark liefen den langen Gang entlang und schauten in jeden Raum hinein. Sie hatten die Größe unter­schätzt. Es würde un­mög­lich sein, den ganzen verbleibenden Wirrwarr an Gängen und Räu­men im ungefluteten Bereich zu durchsuchen. Im Gegensatz zur Cone­star 64 schien man hier auch fast alles ausgeräumt zu haben. Am Ende des Ganges entdeckte Clark den Raum, den er suchte. »Hier war das Elite Komitee.« Jasper schaute ungläubig in dem großen Raum umher. »Und was ist hier? Nichts.« Clark griff nach einem klei­nen Gerät, das auf einem der Tische lag. »Doch, das hier hilft mir weiter.«

»Was ist das?« fragte Jasper. »Ein Code-5-Detektor. Er wird vom Sicherheitsdienst des Elite Komitees benutzt. Jeder, der hier mal rein und raus ging, wurde kon­trol­liert.« Jasper schüttelte verständnislos den Kopf. »Was kann man mit diesen Karten denn schon groß anfangen?«

»Es hat schon viele Fälle gegeben, wo ein Backup gestohlen und die dazugehörige Person ermordet wurde. Dann hat man horrende Lösegel­der für das Backup verlangt.«

»Und was ist, wenn die Angehörigen nicht zahlen kön­nen?«

»Nicht die Angehörigen, Jasper. Als Mensch bist du schon längst nichts mehr wert. Da sind Elite Leute mit Top-Wissen. Man erpresst die Industrie. Für Spitzenleute zahlen die Un­sum­men für das Backup, um sie wieder zu reanimieren.«

»Bist du auch so ein Spitzenmann, Clark?«

»Ja, leider, aber ich bin keine Elite. Den Titel habe ich immer abgelehnt. Als Semi Elite hast du das Recht auf ewiges Leben. Als Elite hast du die Pflicht. Deswegen ist das Elite Komitee als unabhängige Institution ein Heiligtum. Und unser Castello möchte diese Heiligtümer unter seine Kontrolle brin­gen. Zumindest die von diesen hundert Desig­nern.«

»Um dann seinen eigenen Konzern damit zu erpressen?«

»Nein, Castello hat etwas anderes vor. Mit solchen bana­len Ver­bre­chen würde er sich nicht abgeben. Der hat mehr vor.«

»Und was?«

»Wenn ich das wüsste.«

»Und wo sind nun diese Code-5-Dinger?«

Clark schaltete den Detektor ein, der sofort ein Signal abgab und hielt ihn in verschiedene Richtungen. Dann zeigte er auf einen Stahl­schrank. »Da drin. Nimm den Brenner.« Jasper schweißte den Schrank auf. Nach ein paar Sekunden sprang die Tür auf. Er war leer, bis auf eine einzelne Chip-Karte. Jasper hielt sie hoch und runzelte die Stirn. »Und auf so einem Ding ist ein ganzes Gehirn gespeichert?« Clark schüttelte enttäuscht den Kopf. »Nein Jasper, das hier ist etwas ande­res. Das ist eine Art Sicher­heits­schlüssel. Die werden auch auf Code 5 gespei­chert. Die Backups sind woanders. Aber das hier könnte der Schlüssel dazu sein.«

»Wie willst du die Backups finden, wenn dich dieses Ding jetzt die ganze Zeit schon anpiept?«

Clark schob die Karte in den Detektor, der daraufhin verstummte. »So werden Code-5-Karten für einen Backup vom Sicherheitsdienst transportiert. Wenn jetzt weitere Karten auf­tauchen, schlägt er wieder an. Lass uns die Nebenflügel absu­chen. Du den linken Teil, ich den rechten. Wenn du irgendwo auf­fällige Behälter siehst, sag Bescheid.«

Jasper war sichtlich genervt. Ihm erschien die ganze Aktion nutz­los. Jeder Raum, den er durchsuchte, war leer. Er wollte seine Suche gerade beenden, als er aus einem kleinen Nebengang leise Geräusche hörte, wie ein Generator. Am Ende des Ganges befand sich ein Raum, aus dem ein bläuliches Licht auffällig hell schien. Langsam ging er auf den Raum zu. Die Ge­räusche wurden lauter. Ein Surren und leises Pfeifen. Es kam aus diesem Raum. Als er ihn betrat, erstarrte er. »Oh mein Gott«, stammelte er. Clark hörte ihn über Intercom. »Was ist, hast du was gefunden?«

»Clark, komm sofort hierher. Oh mein Gott, das ist ja un­glaublich.«

Während Clark mit schnellen Schritten zu Jasper eilte, tauchten 12 Kampfbots in den See ein. Castello saß nervös in Scotts Büro.

»In 10 Minuten werden sie über den gefluteten Teil in die Station gelangen. Dann werden sie über eine Zwischenschleuse in den Westteil eindringen und die beiden erledigen. Hoffent­lich haben sie bis dahin keinen Schaden angerichtet.«

Clark stand versteinert neben Jasper. An der hinteren Wand stan­den in Regalen an die hundert gläserne Behälter, in denen sich Gehirne befanden. Der Raum war ausgefüllt mit weiteren hundert Containern, die wie Särge aussahen. Alle Be­häl­ter waren mit Kabeln und Schläuchen verbunden. Mehre­re Zentraleinheiten schienen eine Art Versorgung vor­­zuneh­men. »Sind das die toten Designer?«, fragte Jasper.

»Sie sind nicht tot. Man hat sie konserviert.«

»Warum hat man ihre Gehirne rausgenommen?«

»Castello hat sich hier vor fünf Jahren ein Lager an Top Desig­nern angelegt. Es geht nur um ihr Wissen.«

»Wozu bewahrt man dann noch die Körper auf?«

»Wolltest du in eine Klinik gehen und sagen, hey ich brauche mal eben hundert Körper? Für einen Mann wie Cas­tello ist das nicht un­mög­lich, aber sehr schwierig. Er hat mehr­fach vorgebaut und im Notfall sind die Gehirne leichter zu trans­portieren.«

»Irgendwann fliegt das doch mal auf.«

»Sie wissen ja nicht, was wirklich passiert ist. In ihren Hir­nen steckt immer noch die Erinnerung an einen Unfall. Cas­tello macht sich auch noch zum Helden.« Jasper schüttelte den Kopf. »Aber es gibt doch etliche Designer.« Clark lief lang­sam zwischen den Containern umher.

»Ja, aber diese hier haben an einem bestimmten Projekt mitgear­beitet. Multirecon Plus. Das Königswissen dazu hat eine Frau und die ist nicht hier. Wenn Castello sie gefunden hat, werden die hier alle wieder aufgeweckt. Nur weiß ich im­mer noch nicht, was dann passiert.«

Jasper schaute mit schaudern auf die Container. Er musste erst Mut fassen, bevor er sich näher an die Container traute, um durch deren Glasscheibe in das Innere zu schauen. »Irgendwo unter denen liegt auch Berts Vater.« Clark steckte den Detektor in die Tasche. »Hier brauchen wir nicht mehr nach den Backups zu suchen. Sie werden getrennt aufbewahrt und sind an einem anderen Ort« Jasper schaute kopfschüttelnd in weitere Container. »Ekelhaft. Dieser hat sogar noch eine Ket­te am Fuß.« Clark ging zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter. Es tat ihm leid, einen so unbehelligten Menschen wie Jasper mit diesem Anblick konfrontieren zu müssen. Als er dann die Kette in dem Container er­blickte, zuckte er zusam­men. »Moment mal. Das Bild dieser Frau kenne ich doch. Lass uns den Container öffnen. Ich brauche diese Kette.« Clark entriegelte den Deckel und Jasper schaute zur Seite, als er ihn mit anhob. Den Anblick eines Menschen, mit einem fehlenden Ge­hirn wollte er sich ersparen. Clark nahm die Kette vom Fuß, an der ein Amulett hing. »Das ist ein Hologramm-Saphir. Ziem­­lich teuer, ein Unikat.« Gerade hatte er die Kette einge­steckt, als plötzlich eine laute Explo­sion zu hören war.

»Was war das?« fragte Jasper.

»Wir kriegen Besuch. Sie haben uns entdeckt.«

»Und was machen wir jetzt?«

»Wir müssen hier raus und zur Schleuse. Unterwegs können wir versuchen, noch ein paar Zwischenschotts zu schlie­­ßen, das hält sie eine Weile auf. Los.« Kaum waren sie auf dem Gang, als ihnen der Schwarm Kampf-Bots entgegen kam und das Feuer eröffnete. »Zurück in den Raum«, rief Clark. Jasper schrie plötzlich laut. Clark packte ihn und zerrte ihn mit. »Versteck dich hinter den Containern.«

»Ich bin getroffen, meine Schulter.« Jasper stöhnte vor Schmer­zen. Sechs Bots positionierten sich im Raum. Die an­de­ren sicherten den Gang. »Hey Clark, hier spricht dein alter Herr und Meister.« Aus einem der Bots war die Stimme Castel­los zu hören. »Wie mir scheint, bist du gerade Baden gegangen. So versessen auf einen Tauchkurs?«

»Du wirst mit deiner Nummer nicht durchkommen, Broke«, rief Clark.

»Was willst du denn jetzt noch machen? Warten bist die Energie der Bots verbraucht ist? Das dauert noch 60 Tage. Ich schlage dir einen Deal vor. Du kommst jetzt hinter den Con­tainern hervor und stirbst kurz und schmerzlos durch einen Gnadenschuss. Oder du verdurstest in qualvollen Tagen. Du kannst es dir überlegen.« Clark schaute mitleidig zu Jasper rüber, dem immer mehr die Kräfte schwanden. Er atmete schnell und flach. Dann griff Jasper plötz­lich nach dem Laser­brenner.

»Clark, ich glaube, ich habe eine Idee.«

»Momentan bin ich Ideen gegenüber sehr aufge­schlos­sen.«

»Ich zeige dir jetzt, wie du hier raus kommst.«

»Was heißt ich, du musst hier auch raus.«

»Nein Clark, der Schuss hat meinen Körper verstrahlt. Ich werde sterben, du weißt das genau. Und jetzt pass auf.«

Jasper zielte mit dem Laserbrenner wahllos auf die Behäl­ter mit den Gehirnen. Einige zersprangen. Sofort positionierten sich sämtliche Bots vor den Behältern und versuchten, die Laser­­strahlen abzufangen. »Hattest du nicht vorhin gesagt, ein Mensch ist nichts mehr wert?« fragte Jasper und versuchte zu lächeln. Er zielte ständig auf einen ande­ren Behälter. Es dauer­te ungefähr fünf Sekunden, bevor einer zer­sprang. Die Bots spran­gen wie Marionet­ten hin und her. »Sie sind so pro­gram­miert, dass wir zweitrangig sind. Hier drinnen werden sie nie­mals zurückschießen.«

»Aber den Bots werden wir mit dem schwachen Brenner nichts anhaben können«, sagte Clark flüsternd. »Ich lenke sie ab und du versuchst, zur Schleuse zu kommen«, flüsterte Jas­per. »Jasper, ich kann dich hier nicht einfach zurück­las­sen.«

»Clark, hör zu, mir geht es immer schlechter. Ich weiß nicht, wie lange ich noch bei Bewusstsein bleibe. Also, ver­schwin­de jetzt.« Clark fühlte sich als totaler Loser. »Jasper, ich ...« Jasper fuchtelte mit letzter Kraft und viel Geschick mit dem Bren­ner umher und trieb alle zwölf Bots in eine Ecke. »Hau ab!« Als Clark hastig zum Ausgang sprang, ver­suchten zwei Bots, ihm zu folgen. Jasper gelang es in dem Moment, weitere Behälter zu zerschie­ßen. Die zwei Bots positionierten sich sofort wieder davor. Clark rannte hastig durch die Gänge. Es gelang ihm, noch ein Schott zu schließen. Als es zischend verriegelte, blickte er noch ein paar Sekunden darauf. Er hatte einen gerade gewonnenen Freund seinem Schicksal überlassen. Doch die Situation war ausweglos. Er schlug sich kurz die Hän­de vors Gesicht, dann eilte er weiter in Richtung Schleuse. »Hast du es geschafft?« fragte Jasper über Inter­com. »Die Schleu­se geht gerade zu«, antwortete Clark und drehte die Ven­tile auf. »Daisy, kannst du mich hören?«

»Ja, ich kann dich hören, Clark.«

»Du bereitest jetzt einen Blitzstart vor. Notfall. Wenn ich sage Blitzstart, dann startest du und tauchst sofort westlich in den See ein. Und sage mir jetzt nicht, es ist illegal. Du musst mich retten.«

»Wird ausgeführt.« Clark stand das Wasser bis zur Brust und er legte seine Taucher­aus­rüstung an. In seinem Intercom stand noch die rauschende Verbin­dung zu Jasper. »Danke für alles«, sprach er leise. Nach einer kurzen Pause räusperte sich Jasper und sprach mit stocken­der Stimme. »Clark, was ich dir noch sagen wollte...«, er machte eine kurze Pause. »Ich spüre, dass ich hier das Richtige getan habe.«

Clark überlegte, was er ihm jetzt zum Abschied noch sagen könnte. Doch dann verstummte das Rauschen in der Leitung. Jasper hatte aufgehört zu atmen und sein Mikrofon schaltete ab. Die Schleuse war bereits komplett geflutet und der Druck baute sich auf. Es herrschte Stille; die Stille des Todes. Clark hatte gelernt, seine Kräfte umzu­kehren. Aus Trauer wurde Wut und aus dieser Wut schöpfte er neue Energie, denn er war völ­lig erschöpft. »Daisy, Blitzstart. Wenn du im See einge­taucht bist, flute sofort den Laderaum. Wenn ich drin bin, startest du sofort mit voller Leistung ins All und lässt mich de­kom­­pri­mie­ren.«

Ausgelassen und fröhlich stand eine frisch eingetroffene Fuhre Touristen auf der Inspirationsplattform. Der Ort, an dem man als An­kömm­ling erst einmal mit seichter Musik und glück­­lich strahlenden Blumenmädchen den ersten Drink ein­nahm, zur Selbstfindung in sich kehrte und den türkisfarbenen Spiegel des Sees genoss. Zwei Anima­teure, man konnte glauben sie waren die Erfinder der Glückseligkeit, animierten zum ent­spannten Einatmen. »Haltet die Luft an, lasst euch gleiten, ver­sucht den See zu fühlen.« In diesem Moment tauchte Daisy die Conestar Ecolight bis zur Grenze der Belastbarkeit in den See ein. Der Aufschlag hinterließ das Geräusch eines Meteori­ten­einschlages. Die Menge schrie entsetzt auf. Das Ausatmen er­folg­te nun spontaner und unkontrolliert. Doch es eilte sofort Hilfe herbei. Ronald, der persönliche Prominator erschien. »Bitte keine Panik, es ist niemand verletzt. Die Allsa-Gruppe schreibt euch für diese kleine Unregelmäßigkeit 50 Bo­nus­punk­te gut.«

Als sich das äußere Schleusentor öffnete, konnte Clark sein Schiff auf dem Grund des Sees erkennen. Aus der ge­öff­neten Ladeluke schien ein grelles Licht, das ihm den Weg wies. Ängstlich schaute er sich um und suchte nach Bots, die ihn ver­folgen könnten. Er war gerade in den Laderaum eingetaucht, als er vier entdeckte, die über den Ostteil auf­tauch­ten und seine Verfolgung aufnahmen. Als die Luke verschlossen war, startete Daisy mit voller Leistung. Dass Schiff schoss aus dem See hervor und steuerte in den Weltraum. Clark verlor wegen der hohen G-Kräfte das Bewusstsein.

Clone Designer - 2984

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