Читать книгу Clone Designer - 2984 - Till Symon - Страница 9
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Clark und Jasper hatten das Gebäude verlassen und liefen am Strand des Badesees entlang.
»Wo ist denn das Casino?« fragte Clark.
»Es ist im Hauptflügel, wo wir gerade hergekommen sind. Wir gehen da nicht hin. Das Casino und der Strand sind zwei der wenigen Orte, wo wir einigermaßen ungestört reden können.«
»Was wird hier alles überwacht?«
»Es werden bestimmte Phrasen und Wörter erkannt. Offiziell ist das als Promotion-System deklariert und legal. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass sie, besonders bei Leuten wie uns, nach noch viel mehr lauschen. Auf Casino reagiert das System und weiß, dass es uns dort nicht mehr verfolgen kann, denn da ist es unzulässig. Lassen wir also das System im Glauben, wir wären im Casino. Hier am Strand ist ebenfalls nichts installiert. Hier ist alles recht übersichtlich und der sicherste Ort für uns. Ich habe Ronald abgehängt«, lachte Jasper.
»Woher weißt du das alles so genau?«
»Ich arbeite hier. Ich bin Landwirtschaftsingenieur. Außer dem Wellness Park besteht der Format noch zu 4% aus Getreidefeldern. Der Rest ist Wüste. Ich kontrolliere die Bewässerungssysteme. Du siehst aber auch nicht so aus, als würdest du Allsa-Bonus-Punkte sammeln wollen.«
»Ich bin Designer bei Clonedake, aber wohl nicht mehr lange. Ich bin ausgestiegen und suche nach einem alten Freund. Sagt dir der Name Positive Concept etwas?« Jaspers sanfte und freundliche Stimme wurde plötzlich harsch.
»Junge, du solltest deinen Freund besser vergessen.«
»Eigentlich ist er auch schon tot. Ich will wissen, wie er gestorben ist.«
»Bist du Elite?«
»Semi Elite.«
»Wann war dein letztes Backup?«
»Vor fünf Jahren, aber ich habe es blockiert. Ohne meine Anweisung kann damit niemand etwas anfangen.«
»Das ist gut so. Wenn du wegen dieser Bot-Kolonie hier bist, dann such dir besser schnell ein ruhiges Plätzchen zum endgültigen Sterben, solange du noch Gelegenheit dazu hast.«
»Du weißt also was darüber?«
Jasper wurde nervös. »Es gibt sie nicht mehr.« Clark blieb stehen und streckte die Hand zum See aus. »Sie ist genau hier in diesem See, Jasper, hundert Meter tief.« Jasper wandte sich von Clark ab und lief langsam weiter. Für einen Moment sah es so aus, als würde er ihn einfach stehen lassen und weggehen. Dann begann er plötzlich zu erzählen.
»Die Kolonie hat damals die Infrastruktur auf der Iseris aufge-baut. Dann kam dieser seltsame Unfall. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht da. Ich komme immer nur alle 40 Tage für eine Woche hierher. Die Unfalluntersuchung war erstaunlich schnell abgeschlossen. Alles war merkwürdig. Diejenigen, die das Unglück überlebt hatten, wollen nicht mehr darüber reden. Ich habe es überlebt.« Clarks Tonfall wurde immer energischer.
»Jasper, es geht hier um viel mehr, als nur um einen Unfall. Hier läuft eine Sauerei ab, die die Menschheit im ganzen Universum betrifft. Du kannst mir glauben. Der Index wurde aufgehoben. Ich bin Clone Designer, ich weiß zu viel und ich möchte auch überleben. Und dazu muss ich in diese Station rein, die in diesem See hier ist.«
»Du bist verrückt. Die Kolonie lag in einer Senke, weil sie dort gut geschützt war. Bevor der See aufgefüllt wurde, hat man sie komplett versiegelt. Da ist nichts mehr.«
»Hast du Frau und Kinder?«
Jasper fühlte sich in die Enge getrieben. Offensichtlich schien bei beiden der Blutdruck zu steigen und die Stimmung heizte sich auf. Mit jedem Satz wurden sie lauter.
»Meine Frau und ich haben gerade einen Geburtenschein bekommen und deshalb möchte ich jetzt auch keinen Ärger kriegen.«
»Und ich bin Clone Designer und kann dir sagen, was euch beim F.I. erwartet.«
»Wir waren bereits beim Family Institute und haben keine Probleme gehabt.«
Clark griff Jasper mit beiden Händen an die Schultern, als wollte er ihn wach rütteln. »Die FIs sind gerade alle privatisiert worden. Hast du dir schon ein Modell ausgesucht? Egal ob es mit drei Klavier spielen kann oder mit fünf Referate über die Ursprünge der Quantentheorie hält, eines steht fest: Das erste Wort, das es sprechen kann, wird Allsa heißen!«
Gerade schwappte eine größere Welle heran und Clark bekam nasse Füße, so als wollte der See sagen, Kommt rein zu mir. Beide schwiegen für einen Moment. Nur das Zirpen der Grillen und das Plätschern der Wellen waren zu hören. Jasper umklammerte mit beiden Händen Clarks Arme und schaute ihn deprimiert an. »Soweit ist es also schon, ja?« Clark konnte ihm nicht in die Augen schauen. Seine Stimme klang leise und gedemütigt. »Ja, Jasper. Ich mache in diesem Sumpf schon seit Jahrzehnten mit. Ich darf nicht mehr aussteigen und deshalb werde ich verfolgt. Meine Frau und meine Tochter sind Individualisten geworden und haben mich schon lange verlassen. Das war der Preis für meinen Elite Titel, dem ich Idiot ein halbes Leben lang hinterhergelaufen bin. Ich bin zu spät aufgewacht.«
Für ein paar Sekunden schwiegen sie. Jasper grübelte. Dann nickte er und machte ein Gesicht, als sei er gerade überredet worden, das Casino zu überfallen. »Also gut. Als Semi Elite darf ich dich mit aus dem Wellness-bereich nehmen. Wir gehen jetzt in eine Bar. Dort sind nur Leute, die hier arbeiten. Ich werde dich jemanden vorstellen. Wenn wir am Grenzposten angekommen sind, wirst du keine Kommentare abgeben. Sag einfach freundlich Guten Tag. Den Rest mache ich.« Mit zwei großen Schritten entfernte sich Clark von Jasper, schlug die Hacken zusammen und legte die Arme an. »Guten Tag.« Dann schaute er ihn mit einem verschmitzten Grinsen an. »War das richtig so?« Jasper war nicht zum Scherzen zumute und rollte mit den Augen. »Ich spüre, dass ich das hier nicht tun sollte«, murmelte er, »also los, komm.«
Mit entschlossenen, großen Schritten lief Jasper vom Ufer weg und zu den Grünanlagen, die den See rundum mit einer üppigen Baumpracht säumten. Clark stapfte hinter ihm her. Beide sprachen kein Wort miteinander, rund zehn Minuten lang nicht, bis sie mitten im Grün plötzlich vor einem hohen Zaun standen. Der Zaun war durch einen Schlagbaum mit Wachhaus unterbrochen, an dem ein kleiner, etwas dicklicher Mann Jasper bereits die Hand zum Gruß ausstreckte.
»Hallo Jasper, freut mich, dich zu sehen. Du bist für mich so etwas wie mein Kalender.«
»Ja, die Zeit vergeht schnell«, lachte Jasper.
»Für mich nicht. Wenn du noch zweimal hier gewesen bist, gehe ich in Pension. Du bringst Besuch mit?«
Jasper legte den Arm auf Clarks Schulter. »Ja, Clark will sich das neue Bewässerungssystem einmal anschauen. Er arbeitet an einer Ecopoesis, die auf Getreide angelegt ist.« Clark legte das freundlichste Gesicht auf, das er im Programm hatte, reichte dem Wärter die Hand und sagte »Guten Tag.« Dann wandte er sich zu Jasper und nuschelte: »War das richtig so?«
»Halt den Mund«, zischte Jasper zurück. »Deinen ID-Chip bitte.« Clark reichte dem Wärter seinen Chip. »Tut mir leid, wenn ich so streng kontrollieren muss aber in letzter Zeit gab es hier viele Ganoven, die IW45 schmuggeln wollten. Ist halt sehr begehrt, das Zeugs.« Dann zog er die Augenbraun hoch, als er auf seinen Bildschirm starrte. »Dr. Clark Seli Ashton. Du arbeitest bei Clonedake? Glückwunsch Mann, dann bist du wohl bald Elite Klasse.« Clark schaute zu Boden. »Och, na ja.«
»Sei nicht so bescheiden, jetzt wo Clonedake an der Spitze steht.« Clark glaubte an ein Missverständnis, dass durch diesen stets etwas abseits agierenden Mann mit der Funktion eines Torhüters durchaus begründet schien. »Die Clonedake ist pleite«, erwiderte er. Dabei behielt er sein überaus freundliches Grinsen im Gesicht, das keineswegs zu einem Akademiker passte, der gerade über das Ende seiner Karriere plauderte. In Jaspers Gesicht stand langsam Panik, als schien die Situation außer Kontrolle zu geraten. »Clonedake pleite? Das war einmal. Sie steht auf 141 Punkte.« Vehement grinste Clark weiter. »Das kann nicht sein.« Der Wärter klatschte in die Hände. »Glaube mir doch, ich mache nebenbei in Shares und hole mir stündlich die Werte. Clonedake ist vor acht Stunden sprunghaft angestiegen. Irgendjemand hat gigantische Stützkäufe getätigt.« Clark grinste fröhlich weiter, als würde er mit einem Deppen reden. »Das ist unmöglich.« Der Wärter packte Clark am Arm und zog ihn zu sich an den Bildschirm. »Komm, schau es dir an, du kannst es an meinem System verifizieren.« Clarks Mundwinkel gingen nach unten. »Wer hat die Käufe getätigt?«
»Käufer mit 111 Punkten war die Conestar Limited«, antwortete das System. Clark grübelte ein paar Sekunden. »Wer hat jetzt die Majorität bei Conestar?«
»Majoritätsinhaber der Conestar Limited ist mit 51 % Dr. Broke Eli Castello.« Clark starrte in den Sternenhimmel. »Das darf doch nicht war sein!« Der Wärter strahlte ihn an. »Ja freust du dich denn gar nicht? Es geht richtig rauf.«
»Ja«, seufzte Clark und versuchte vergebens sein freundliches Gesicht wieder hervorzukramen. »Es geht richtig rauf. Guten Tag.« Jasper griff Clark am Arm und ging mit ihm weiter. Während Clark tausend Dinge durch den Kopf jagten, reklamierte Jasper sein Verhalten. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich auf keine Diskussionen einlassen.«
»Die Ereignisse überschlagen sich jetzt stündlich. Allsa ist wie ein Virus, das sich ausbreitet, aber Castello weiß, dass er nicht jeden für dumm verkaufen kann, deswegen ist er hinter jedem Aussteiger her.« Jasper schlug die Hände über dem Kopf zusammen. So langsam wurde er sich darüber im Klaren, worauf er sich gerade eingelassen hatte.
»Dieser Castello ist hinter dir her?«
»Dieser wahnsinnige Castello wird bald Herrscher des Universums sein.«
»Was ist, wenn du einfach abhaust? Werde Individualist und gehe zu deiner Frau und Tochter. Vergiss das alles hier.«
»Es wird bald keine Individualisten mehr geben, Jasper. Der ganze Weltraum wird eine einzige Industrie sein.«
»Ist er das nicht jetzt schon?«
»Wie groß sind die Getreidefelder, die du bewässerst, Jasper?«
»14 Millionen Hektar.«
»Man wird sie auf 5000 Quadratmeter reduzieren, wo eine Fabrik steht, die das Zeugs vollsynthetisch herstellt. Und zehntausend Hektar wird man für die Elite Klasse nachlassen.« Jasper nickte andächtig mit dem Kopf. »Ja, und Ronald, mein persönlicher Prominator, wird mir jeden Tag erzählen, wie gut es mir schmeckt.«
Von der atemberaubenden Schönheit und Blumenpracht war außerhalb des Wellnessbereiches nicht mehr viel zu sehen. Die Gegend war öde, staubig und die Wege wurden gelegentlich von betonierten Bewässerungskanälen gekreuzt. Vereinzelt standen trostlos wirkende Gebäude in der Gegend herum. Auf diesem Teil des Formaten musste nichts mehr schön aussehen, sondern nur noch praktisch funktionieren. Gut 15 Minuten marschierten sie durch die menschenleere Gegend, bis sie an einer kleinen Siedlung ankamen. Auf Schönheit hatte man hier ebenfalls verzichtet. Ein paar Kontroll-Bots surrten durch die Gegend und Jasper steuerte auf ein kleines Haus zu, aus dem Musik drang und dessen Eingang mit einem schlichten Schild geziert war: Insider.
Im Insider war die Luft schwül und stickig. Am Tresen saßen gelangweilt ein paar Arbeiter und nippten an ihren Drinks. Jasper und Clark nahmen etwas abseits der anderen Gäste platz. Die Stimmung wirkte alles andere als locker. Vor ihnen baute sich ein recht kräftiger und ungepflegt wirkender Barkeeper auf, der auf Clark so abfällig und schräg hinabschielte, wie alle anderen Gäste auch. Jasper lächelte ihn an und machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Hallo Bert, das ist mein Freund Clark. Du kannst ihm vertrauen.« Bert musterte ihn einen Moment und nuschelte, »Hallo Clark, was möchtet ihr denn trinken?« Jasper beugte sich zu Bert vor und starrte ihm ernst in die Augen. Die beiden waren offensichtlich gut bekannt. »Wir wollen es kurz machen. Clark hätte gerne einen Cocktail. Er möchte einen Positive Concept.«Bert rollte mit den Augen. »Und warum möchte Clark so etwas Scharfes?« Jaspers steinernes Gesicht zeugte von einem heiklen Thema. »Er möchte den Kummer über einen verlorenen Freund runterspülen. Er war Clone Designer, so wie Clark.« Bert griff zwei Gläser aus dem Regal und kippte sie mit Whisky voll.
»Mit dem Positive Concept spült man viele verlorengegangene Freunde runter. Und sie waren alle Clone Designer.«
»Wie viele waren es?« fragte Clark. Bert seufzte.
»Na ja, so an die hundert.« Dann griff er nach Jaspers Glas und trank daraus. »Mein Vater inklusive.«
»Kannst du vielleicht etwas mehr erzählen?« fragte Clark. Bert verzog das Gesicht. »Davon kann man leicht einen dicken Kopf kriegen.«
»Bert, das halbe Universum kriegt gerade einen dicken Kopf. Es ist jetzt der beste Zeitpunkt zu reden«, sagte Jasper. Clark nickte zustimmend. »Was ist damals geschehen?« Bert schaute in die Runde zu den anderen Gästen. Sie zeigten sich alle betont desinteressiert, obwohl jeder Anwesende wusste, worüber da gerade gesprochen wurde. Man erkannte es in ihren Gesichtern. Bert griff nach dem leeren Glas von Jasper. »Möchtest du noch einen?« Jasper nickte. Bert kippte nach, griff nach dem Glas und trank es selbst in einem Zug aus. Dann setzte er sich auf einen Hocker und beugte sich dicht zu den beiden rüber. Er sprach leise.
»Sie kamen damals mit einer Elite Delegation hier an. Wollten sich die Kolonie ansehen und hielten ein Seminar ab, über ihr Design Gepansche. Neue Getreidesorten und so was. Ich hatte deswegen immer Streit mit meinem Vater. Warum kann man dieses Zeugs einfach nicht mal lassen, wie es ist? Er war auch dabei. Am letzten Tag war er mit ein paar Kollegen noch hier zum Mittagessen. Abends wollten sie hier einen trinken gehen. Sie mussten aber alle noch mal zu einem außerordentlichen Backup. Dann kam diese Explosion. Sie waren alle tot. Wir wurden evakuiert. Als ich wieder auf die Iseris durfte, hatten sie bereits angefangen, den Wellnesspark zu bauen. Die Station wurde versiegelt und der See war bereits aufgefüllt. Ich habe mich immer nur gewundert, warum man die nicht alle wieder reanimiert hat. Muss doch irgendwo noch ein älteres Backup gegeben haben, wenn das so wichtige Leute waren.«
Clark schüttelte den Kopf. »Nein, Bert. Diese Backups können nur auf Code-5-Karten gemacht werden und die kann man nicht mehrfach anfertigen oder kopieren. Ein Hirnbackup darf immer nur einmal existieren. Mit den Designern waren als auch die Backups vernichtet?«
»Naja, wir haben uns auch alle gewundert, warum das Elite Komitee ausgerechnet hier eine Abteilung eingerichtet hatte, wo es am Anfang doch kaum Siedler gab und erst rechte keine Elite.« Jasper griff nach dem Glas von Clark und trank einen Schluck daraus. »Sie waren alle auf einmal komplett vernichtet. Seltsam, nicht?« Bert kippte noch einmal nach. »Ja, so seltsam wie die drei Journalisten, die später in der Sache recherchierten und dann plötzlich spurlos verschwanden.« Jasper griff nach dem vollen Glas, schwenkte es ein wenig und starrte hinein.
»Weißt du Bert, Clark möchte mal ganz tief ins Glas eintauchen.«
»Hm, da braucht Clark bei hundert Metern einen langen Atem.«
»Ja, ja, Bert. Aber wir benutzen für unsere Bewässerungssysteme zur Wartung immer diese kleinen Diver. Zwei davon liegen mit Anzügen drüben im alten Service-Block.«
»Wie kann ich euch dabei helfen?«
»Erstens, du kennst als einziger von uns die Station. Wir brauchen einen Tipp, an welcher Stelle wir am besten reingelangen. Zweitens, wir brauchen etwas, womit wir das Ding aufkriegen. Drittens, wir müssen mit dem ganzen Zeugs unbemerkt in den Wellness Bereich kommen.«
»Ursprünglich hatte die Station ein Drucksystem, aber angeblich hat man sie geflutet. Das ist ein Labyrinth. Ihr könnt euch da drin verirren. Es ist stockfinster.«
»Daisy, kannst du aus deiner Ultraschallmessung erkennen, ob die Station im See geflutet ist.«
»Die Messung zeigt eine größere Luftblase. Sie scheint nicht komplett geflutet zu sein«, antwortete Daisy über Intercom.
»Dann könntet ihr über das Notsystem noch Licht bekommen«, meinte Bert.
»Was ist mit den alten Bewässerungsschächten zum Badesee?«, fragte Jasper.
»Einer verläuft direkt hinter dem Gebäude hier. Man könnte einen alten Einstieg aufbrechen. Sie sind versiegelt worden.«
»Womit aufbrechen?«, fragte Clark. Jasper grinste. »Mit einer kleinen Vakuumbombe. Die liegen auch noch im alten Service-Block. Wir haben sie zur Reinigung verstopfter Kanäle benutzt. Die Einstiegsschächte haben immer ein kleines Lüftungsrohr, wegen möglicher Gasbildung. Da werfen wir das Ding rein. Das Vakuum verhindert auch eine größere Druckwelle, sonst könnten die Sensoren der Sicherheitssysteme anspringen.« Clark nickte zufrieden.
»Bleibt nur noch die Frage, wie und wo wir in die Station reinkommen.«
»Ich habe einen Laserbrenner, den könnt ihr haben. Viel schwieriger aber wird es sein, den richtigen Einstiegspunkt zu finden. Die gesamte Station wurde mit einer V2P-Masse überzogen. Sie ist ein einziger brauner Klumpen. Die Schicht ist nicht dick, aber ihr könnt nichts Markantes erkennen, mit dem bisschen Licht, das ihr dabei habt.«
»Welcher Teil ist unbeschädigt?« fragte Clark.
»Der gesamte West-Block auf jeden Fall. Wenn der Block ungeflutet ist, kommt ihr nur über eine Schleuse rein. Nur wie wollt ihr die finden? Es existieren keinerlei Pläne mehr über die Station. Das ist ja das Seltsame.«
»Du wirst es nicht glauben, Bert, aber solche seltsamen Erscheinungen gibt es nicht nur unter Wasser, sondern auch mitten im Weltraum. Da komme ich gerade her.« Jasper und Bert schauten Clark eine Weile an, als würden sie nun den Geheimtipp von ihm erwarten. »Was ist, Clark?«, brauste Jasper auf, »Du bist doch sonst nicht so schweigsam.«
»Verdammt ich bin Clone Designer und nicht Weltraumingenieur.« Plötzlich sprang Bert von seinem Hocker auf, kramte unter dem Tresen und holte ein kleines Gerät hervor. »Das hier, hat mal ein Weltraumingenieur vergessen.«
»Was ist das?« fragte Jasper.
»Ein Gas Spektrum Analysator, wunderbar. Die Schleusenhydraulik wird in der Regel mit flüssigem AC22 gefüllt. Damit können wir es aufspüren und eine Schleuse finden«, sagte Clark. Bert schmierte mit seinem Finger eine Skizze auf den Tresen. »Wenn ihr an den Westblock kommt, achtet auf ein Gebäudeteil, das wie ein U aussieht. Dort befindet sich eine Schleuse. Es ist der Teil, in dem auch das Elite Komitee seine Abteilung hatte.« Jasper sprang auf. »Dann hätten wir ja alles beisammen.«
»Wir?« fragte Clark, »Willst du etwa mitkommen?« Während Berts Gesicht eher ängstlich und sorgevoll war, schien Jasper die Abenteuerlust gepackt zu haben. »Du wolltest doch einen Tauchkurs machen. Ich kenne mich da aus. Wasser ist mein Geschäft. Allein wirst du das nicht schaffen.«
Sie hätten ihren Plan verworfen, hätten sie gewusst, dass Castello gerade noch zwei Stunden von der Iseris entfernt war und bereits mit Cora in Verbindung stand. Die beiden waren offensichtlich so gut miteinander bekannt, wie Jasper und Bert. Cora hatte bereits Scott, ihren Sicherheitsmanager, zur Beobachtung angesetzt. Lediglich der Umstand, dass Scott eher eine trottelige Natur war und im Casino vergebens nach Clark und Jasper Ausschau hielt, verschaffte den beiden einen Vorsprung.