Читать книгу Clone Designer - 2984 - Till Symon - Страница 5
ОглавлениеDr. Mel Eli Thomsen
»Er ist da, ich bin mir sicher.« Clark griff nach dem Gürtel mit seiner Grundausrüstung. Er konnte es kaum erwarten, die Station zu betreten. Als er versuchte, den nur schwach durch ein paar Sterne angeleuchteten Schriftzug zu entziffern, stellte sich die Station mit einer Ansage selbst vor. »Sie befinden sich in der Identifikationszone der Conestar 64 von Conestar Limited. Schalten Sie ihre Kennung ein. Identifizieren Sie sich.« Clark musste lachen. Er war es nicht gewohnt, mit Schrottplätzen zu diskutieren und nahm die Kommunikation nicht ganz ernst.
»Ja, Conestar 64, hier ist das Alien vom Orion.«
»Schalten Sie bitte ihre Transponderkennung ein.«
»Und was ist, wenn nicht?«
Er besann sich auf einen alten Grundsatz. Diskutiere nicht mit Rechnern. Da lief wohl irgendeine Schleife ab, die längst nicht mehr relevant war. Nur Daisy nahm die Sache noch ernst. »Das ist nicht zulässig. Stillgelegte Stationen müssen immer zugänglich bleiben.«
»Ich glaube das interessiert hier niemanden. Kannst du dem Stationssystem irgendwie klarmachen, dass wir Einlass begehren? Tor 1 gefällt mir richtig gut.« Es rührte sich nichts, bis auf eine weitere Ansage. »Für die Schleusenöffnung sind Ihre Identifizierung und Ihr Code erforderlich.« Für Notfälle gab es vier Minitorpedos an Bord. Gelassen tippte Clark auf seinem Display und nahm das Tor 1 ins Visier. »Hier ist das Alien vom Orion und hier kommt mein Code.« Es war nur eine kleine Druckwelle und ein schwacher Blitz. Tor 1 war gesprengt. Dahinter befand sich die Schleuse.
»Daisy, können wir das äußere Schleusentor von hier öffnen?«
»Nein, nur manuell.«
»Dann schick den Bot raus.«
Nach drei Minuten öffnete sich die Schleuse und Clark flog ein. »Atmosphäre ist normal, die Schleuse ist aber instabil, durch den Schuss auf das Tor. Hohes Risiko«, meldete Daisy. »Der Weltraum war noch nie ohne Risiken. Ich zieh die Notweste an und gehe raus. Halte die Systeme auf Blitzstart, Daisy. Lass den Bot eine Funksteuerung herstellen und schicke ihn mir dann nach.«
Die Innenbeleuchtung der Schleuse lieferte nur ein fahles Notlicht. Als sich das Schleusentor schloss, schaltete Clark die Triebwerke ab. »Gravitation und Atmosphäre normal«, meldete Daisy.
Die Schiffsluke öffnete sich und Clark schritt langsam die Treppe hinab. Dann öffnete er manuell das Innentor der Schleuse und betrat die Station. Die Luft war muffig und roch nach Schwefel. Seine Schritte hallten durch den hohen, grau-grünen Raum, von dem drei Gänge zu den ersten Fertigungshallen führten. Es war der typische Anblick jener trostlosen, nur auf Funktionalität gebauten Fabriken. Noch nie hatte Clark eine solche Station erlebt, wie sie menschenleer und ohne jegliche Aktivität war. In der schummrigen Notbeleuchtung wirkte alles unwahr. Aus der Ferne konnte Clark das Dröhnen der Gravitations- und Klimaaggregate hören. Ihre Vibrationen spürte man überall auf der Station.
Die Conestar Stationen waren alle gleich aufgebaut. Drei sternförmig angeordnete Tore, von denen es durch ein endlos erscheinendes Gewirr an Fertigungshallen, Lagern, Büros, Kontrollräumen und Gängen ins Zentrum ging. Dort befanden sich die Energiequellen und der zentrale Schaltraum. Daisy hielt ständig Kontakt zu Clark. »Dein Körper verhält sich normal, etwas erhöhter Puls.«
»Hier steht die Luft wie in einem alten Bergwerk.« Clark lief mit langsamen Schritten in den ersten Gang hinein. »Hallo, ist hier wer? ... Mel bist du da?« Mit seinem Handscheinwerfer leuchtete er die Wände ab. »Es ist zu dunkel hier. Daisy, kannst du irgendwo eine Schaltzen-trale ausmachen?«
»Zwanzig Meter rechts vor dir ist ein Sektorblock« Clark schaltete die Beleuchtung ein. Der ganze Sektor stand nun in hellem Licht. Vor ihm lag die erste Fertigungshalle. Alles wirkte recht aufgeräumt, so als würden jeden Augenblick die Bots und Stationsleiter ihre Arbeit wieder aufnehmen. »Clark, ich schicke jetzt den Bot zu dir«, meldete Daisy.
In der Fertigungshalle befanden sich die Verpackungsstraßen, getrennt von einem Labyrinth mit Gängen aus meterhohen Regalwänden. Trotz der Sektorbeleuchtung war es zwischen ihnen etwas schummrig. Sie waren etwa 30 Meter lang und Clark leuchtete mit seinem Scheinwerfer in jeden Gang rein. »Mel? … Mellie? … Mel, bist du hier? Ich muss mit dir reden.«
Plötzlich glaubte er, ein Geräusch gehört zu haben und leuchtete in die entsprechende Richtung. »Ist hier jemand? Daisy, kannst du was orten?«
»Keine organischen Lebenszeichen.«
»Mel, ich weiß, dass du hier bist.« Sein Rufen hallte aus den Gängen. »Clark, irgendetwas bewegt sich in den Gängen. Es ist nicht genau zu orten, aber da ist etwas. Etwa 30 Meter vor dir, 10 Uhr Position.« Wieder hörte er Geräusche. Es war ein leises, kurzes Surren. »Das ist vielleicht ein alter Bot, der sich nicht abgeschaltet hat, Daisy.«
»Nein, der würde sich identifizieren. Es ist etwas anderes.« Clark lief in zügigen Schritten auf den Gang zu, wo er die Geräusche vermutete und leuchtete mit dem Scheinwerfer rein. »Mel, bist du hier drin? Mel?« Wieder diese Geräusche. Diesmal etwas lauter und in kurzen Intervallen. »Wo ist es jetzt Daisy?«
»Ich kann es nicht genau orten. Es müsste etwa 10 Meter rechts von dir sein.« Entschlossen lief Clark auf die Position zu. Es müsste der zweite Gang rechts vor ihm sein. Gerade wollte er in den Gang hineinleuchten, als ein seltsames Vehikel auf Rädern aus dem Gang hervorschoss und direkt vor ihm zum stehen kam. Clark erschrak.
»Was ist denn das hier?«
Wie versteinert stand er vor dem Gerät, das er bisher noch nie gesehen hatte. Es sah aus wie ein überdimensionaler Mistkäfer auf Rädern, circa ein Meter fünfzig lang und achtzig Zentimeter breit. »Bist du erfreut, mich zu sehen?« Clark erkannte seine Stimme. »Mel Thomsen?« Langsam rollte das Vehikel bis auf 10 Zentimeter an Clark heran und hob seinen insektenartigen Kopf an. Mels Stimme klang gedemütigt. »Ein grauenvoller Anblick, nicht?«
»Was, ... was ist mit dir geschehen?« Verwirrt schaute Clark in alle Richtungen der Fertigungshalle. »Mel, wo bist du? Komm raus und lass den Blödsinn mit diesem Vehikel, oder was das hier ist«.
Er schaute nach oben auf die zahlreichen Brücken und scannte jede einzelne Scheibe der Kontrollräume. Warum zeigte er sich nicht? Gerade glaubte er einen Schatten gesehen zu haben, als er bemerkte, dass der metallene Insektenkopf leise Atemgeräusche abgab. Erst jetzt begann Clark ihn genauer zu studieren und schaute in die wie Augen angeordneten kleinen Kameralinsen. Wie versteinert begriff er so langsam, was er sah. »Ich stehe vor dir Clark, oder besser das, was von mir übrig geblieben ist. Schau dir diesen Insektenkopf an. Siehst du die beiden Gläser? Was siehst du darin?« Clark schluckte.
»Ein Gehirn«
»Nicht ein Gehirn, mein Gehirn. Dieses Vehikel hier enthält die Langzeiterhaltungssysteme« Clarks entsetzen verwandelte sich in Wut. »Wenn ich mir dieses ekelhafte Design anschaue, kann das nur einer gewesen sein ...«
»Ja, so widerwärtig kann nur ein Broke Castello sein. Er hat mir zwei Greifzangen und ein paar Räder zur Vorwärtsbewegung gelassen. Per Lautsprecher kann ich sogar sprechen. Ist das nicht großzügig?« Clark setzte sich auf einen leeren Regalboden. Tausend Dinge schienen ihm gleichzeitig durch den Kopf zu jagen. Diese vielen angestrebten Änderungen in der Verfassung, welche zum Teil schon umgesetzt wurden. Castello trieb das alles voran und das Ausmaß seiner Ziele konnte er nun an seiner Brutalität erahnen.
»Warum hat er das getan und wo ist dein Körper?«
»Warum bist du hierhergekommen und wie hast du mich gefunden?«
»Das ist doch erst einmal egal.«
»Nein, das ist nicht egal. Es ist unmöglich, diese Station hier zu finden. Und es ist noch viel unmöglicher mich hier zu vermuten. Ich kann dir nicht trauen. Was willst du von mir?« Clark seufzte. Über vier Jahre als lebendiges Etwas, in einem kleinem Vehikel, in totaler Einsamkeit und Isolation. Mel konnte sehen und sprechen, aber nicht fühlen, riechen und schmecken. Wie viel Hass und Misstrauen muss wohl in einem solchen Gehirn stecken. Wie sollte er ihm die schlagartigen Ereignisse der letzten Jahre erklären? »Also gut. Ich bin raus aus dem Geschäft. Clonedake steht vor dem Konkurs ...« Mel brauste auf.
»Hör doch auf, willst du mich für dumm verkaufen? Die mächtige Clonedake geht Konkurs. Du willst meine Tochter, genauso wie Castello. Du versuchst es halt nur anders. Verschwinde hier!«
»Das Weltkomitee hat gerade die erste Resolution verabschiedet. Alle F.I.s werden privatisiert. Die gesamte Allsa-Gruppe hat sich offiziell zusammengeschlossen. Sie kontrollieren jetzt auch jedes einzelne Family Institute«
»Haben sie es also geschafft, diese Bastarde?«
Clarks Stimme wurde wieder etwas ruhiger. »Ja, Mel. Der Druck durch die Wirtschaftskrise war zu groß. Du warst zu lange weg und bekommst hier nichts mit. Es war der größte Coup, den sich Weltunternehmen je geleistet haben. Sie haben massenweise Unternehmen in den Ruin getrieben und das Weltkomitee aufgeweicht. Auch Clonedake wurde unterwandert und ist jetzt so gut wie pleite. Die Individualisten rebellieren. Auf der Erde brodelt es zurzeit.« Mel rollte ein Stück näher an Clark ran.
»An welcher Stelle komme ich nun ins Spiel?«
»Allsa sucht jetzt jeden Clone Designer, den sie finden können. Castello ist Chef Designer geworden und sucht sich jetzt mit allen Mitteln seine Truppe zusammen. Er weiß, dass ich bei Clonedake keine Zukunft mehr habe. Aber ich mache da nicht mit.«
»Sei froh, dass du nicht so geendet bist, wie ich.« Clark schlug wütend mit der flachen Hand auf das Regal. »Bisher hat mich noch die Clonedake geschützt. Offiziell bin ich dort noch beschäftigt. Auch mich hat Castello auf der Liste, aber es wird noch etwas dauern, bis er merkt, dass ich weg bin. Mensch Mel, ich habe mir noch zwei hervorragende Patente gesichert und wollte dich zum Partner machen. Wir hätten groß abräumen können, um uns dann auf irgendeinem Formaten zur Ruhe zu setzen. Du und deine Tochter, ihr seid nun mal Spitzen Designer. Wir hätten noch einmal richtig aufdrehen können. Jetzt ist das alles vorbei. Die Zukunft der Menschheit heißt nur noch Allsa.« Mel nickte zustimmend.
»Zu mir sind sie vor fünf Jahren gekommen, kurz nach dem du weggegangen warst. Erst waren sie freundlich, boten mir viel Geld, Luxus und gaben mir die Elite Klasse. Doch ich war eigentlich nur Nebensache. Es ging ihnen in erster Linie um meine Tochter. Castello hat alles versucht, um auch noch Sarah zu kriegen. Sie selbst weigerte sich, überhaupt mit ihm zu reden und lehnte ab. Dann setzte er uns immer mehr unter Druck und Sarah musste untertauchen. Sie ist an einem sicheren Ort«
»Was ist mit dir passiert, Mel? Was weißt du?«
»Da war plötzlich dieser Unfall in einer Bot-Kolonie. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Als ich zu mir kam, war ich in diesem Vehikel. Castello hat mich hierher gebracht, um mich zu quälen. Meinen Körper hat er vernichtet. Er brauchte ja nur mein Hirn. Wenn ich ihn zu Sarah führe, will er mir einen neuen Körper klonen und wir müssen beide für ihn als Elite arbeiten. Die Unsterblichkeit habe ich ja schon. Eingesperrt in diesem Mistkäfer auf Rädern, mit dem unendlich quälenden Gedanken, ob er nicht schon meine Tochter hat. Die schlimmste Folter ist die endlose Folter, wenn du niemals aufhören darfst zu leiden.«
»Warum hast du dich nicht schon längst vernichtet? Sarah ist klug, er wird sie nicht finden und ohne dich kommt er an sie nicht ran.« Mel rollte ein Stück zurück und seufzte. »Was nützt es. Er hat wahrscheinlich mein Backup. Ich kann mich so oft vernichten, wie ich will. Er wird ein neues Gehirn klonen und es immer wieder einsetzen. Begreife die Perversion der Unsterblichkeit. Sie ködern dich mit einem endlosen Leben in endlosem Luxus. In Wirklichkeit dient ihnen das aber nur dazu, dich so lange am leben zu erhalten, wie sie dich brauchen.« Clark schüttelte den Kopf und lief einige Schritte auf und ab. »Ein Hirn zu klonen, ist ein aufwendiger Prozess. Er kann das nicht unkontrolliert machen und braucht das Elite Komitee dafür. Das ist immer noch neutral und wird von der Elite selbst scharf überwacht. Hier geht es den Machthabern um sich selbst.«
»Ich bin mir nicht sicher, aber du hast keine Ahnung was sie schon alles illegal gebastelt und mutiert haben. Castello hat viele Alleingänge gemacht und wird von der Elite selbst oft misstrauisch beobachtet.« Wieder schüttelte Clark den Kopf. »Einen einzigen Verstoß gegen den Index und Castello ist weg vom Fenster. Nur weil Allsa den Industrialisten jeden Scheiß verkauft, kann er noch längst nicht machen was er will. Die haben auch angst.«
»Die Raumstationen werden doch kaum noch kontrolliert. Sie haben alle auf den Tag gewartet. Jetzt ist der Index aufgehoben und sie nutzen ihren Vorsprung. Wir sind obendrein auch noch erpressbar und konnten noch nicht einmal auspacken.«
»Wir? Sarah auch?«
Mel senkte den Kopf. »Sie haben Sarah damals an einem illegalen Projekt arbeiten lassen, ohne dass sie es wusste. Als Sarah es bemerkte, ist sie ausgestiegen und mit ihr das Königswissen. Sie haben heimlich Beweise gegen sie gesammelt. So haben sie es mit allen gemacht. Dann kannst du es dir aussuchen. Verurteilt, lebenslänglich in einer Strafkolonie unter schlechten Bedingungen, oder lebenslänglich für die Allsa Gruppe unter guten Bedingungen. Sterben ist verboten. Du wirst immer wieder reanimiert und zu deiner Pflicht gerufen. So funktioniert das System. Wie hast du mich gefunden?«
»Es gab viele Designer, die damals bei Allsa ausgestiegen sind. Einer von ihnen hieß Dave. Ein Anfänger, Semi Elite, aber gut. Er kündigte seinen Elite Status und ließ beim Elite Komitee sein Backup und seine Masterdatenbank löschen, damit er endgültig sterben konnte. In die Individualistencamps traut sich Allsa bis heute nicht rein. Dort beging er Selbstmord. Er wusste viel über dich, hatte Zugang zu geheimen Archiven und dort ein wenig rumgeschnüffelt. Dabei stieß er auf die Koordinaten dieser Station hier und gab mir einen Tipp.«
»Es gibt etliche ausrangierte Stationen. Warum ausgerechnet diese hier?«
»Irgendetwas muss hier auf der Conestar 64 vorgefallen sein, sonst hätte man sie nicht stillgelegt. Werkstofffabriken laufen in der Regel eigentlich immer gut und kostengünstig. Dave war sich sicher, dass es dich noch gibt und ich dich hier finden würde. Aber ich sollte nicht nur dich finden, sondern auch deine Tochter. Sie ist offensichtlich der Schlüssel zu dem ganzen Spuk hier. Sagt dir ein Projekt namens Multirecon Plus etwas?«
»Ja, das war das Projekt, aus dem Sarah ausgestiegen ist. Sie weiß aber nicht viel über die Zielsetzung. Nachdem sie haufenweise Routinen entwickeln musste, deren Ausführung alle auf dem Index standen, hatte sie Lunte gerochen. Ihr war klar, dass das, woran sie theoretisch arbeitete, bald auch praktisch umgesetzt wird.«
»Aber den Index gibt es jetzt größtenteils nicht mehr und man braucht euch jetzt, um ganz legal an den Schweinereien weiterzuarbeiten.«
»Sarah hat mir alle Routinen gezeigt. Ich habe zum Teil die logischen Zusammenhänge erkannt. Wenn sie und ich damals ausgepackt hätten, woran man theoretisch schon gearbeitet hat, wäre die Umsetzung, die jetzt gekommen ist, abzusehen gewesen. Dann hätte man selbst unter dem Wirtschaftsdruck den Index größtenteils bestehen lassen. Deshalb hat man uns kaltgestellt. Das war alles langfristig und strategisch eingefädelt.« Clark bewegte sich in Richtung Schleuse und Mel rollte wie ein treuer Hund neben ihm her. »Mel, du musst hier weg. Wir müssen dir wieder einen Körper verschaffen. Ich kenne eine Klinik, die das machen kann. Wir können deinen Unfall legal ausnutzen.« Mel stoppte für einen kurzen Augenblick. Seine Stimme klang gereizt. »Ich will keinen geklonten Körper. Es widert mich an.« Mel rollte weiter. »Außerdem wird Castello bald wieder hier auftauchen. Er war lange nicht mehr da. Wenn ich weg bin, wird er sofort auf deine Spur kommen. Castello verfügt über Netzwerk wie eine Armee und wird dich überall finden. Es wäre also nicht gut, wenn er von deinem Einsatz hier erfährt. Du musst so lange wie möglich unentdeckt bleiben.« Clark verzog das Gesicht. »Das wird schwierig werden, denn ich habe bereits meine Visitenkarte hinterlassen und das Tor 1 aufgebrochen. Andernfalls wäre ich hier nicht reingekommen.«
»Du machst mir mehr Probleme als ich schon habe.«
»Wo ist deine Tochter?«
»Egal, was passiert, das werde ich erst verraten, wenn mein Backup vernichtet ist. Wer verfügt jetzt über die Braincloner?«
»Immer noch das Elite Komitee. An dein Backup wird Castello vielleicht rankommen, aber nicht an die Braincloner. Diese Hürde will er gerade nehmen und der größte Widerstand kommt aus den eigenen Reihen.«
»Castello würde mich beliebig reanimieren können. Was ist mit Code5?«
»Immer noch auf dem Index. Backups dürfen nicht dupliziert werden. Wo und wann war dein letzter Backup, Mel?«
»Ich war auf der Iseris in einer Bot Kolonie, namens Positive Concept. Kurz vor meinem Unfall hat Castello mich zu einem außergewöhnlichen Backup geschickt.« Mels Stimme wurde flehend. »Du musst ihm zuvorkommen und mein Backup vernichten. Dann kann ich mich selbst zerstören und der Teufelskreis ist durchbrochen.«
Clark und Mel waren vor der Schleuse angekommen. Sie standen für einen Moment da und schwiegen. Clark versuchte, sich in die Lage von Mel zu versetzen. Diese lange grausame Einsamkeit, als eine Art Querschnittsgelähmter, dessen Sinne auf Hören, Sehen und Sprechen beschränkt waren. Mels Stimme wurde leise, zitterte. »Du musst jetzt verschwinden. Ich muss hier bleiben ... und bitte ... lass mir den Bot da.« Clark schluckte. »Ich weiß, du hast Angst. Aber Castello würde ihn sofort identifizieren. Er ist offiziell auf mich registriert. Er schadet dir nur. – Daisy, Normalstart vorbereiten.«
Clark betrat die Schleuse. Für einen Moment schaute er noch Mel in die Kameraaugen. »Clark, bitte hilf mir ... es ist unerträglich.« Das Schleusentor fuhr herunter und Clarks Schiff startete. Mel konnte es durch eine Scheibe als einen immer kleiner werdenden leuchtenden Punkt sehen, bis er ganz erlosch und für ihn wieder die totale Einsamkeit entflammte.