Читать книгу Clone Designer - 2984 - Till Symon - Страница 8
ОглавлениеDr. Broke Eli Castello
In seinem Gesicht stand dieses dauerhaft süffisante und selbstgefällige Grinsen, das so typisch für ihn war. Auf seinem kahlgeschorenen Schädel reflektierten die Bordlichter seines Cockpits. Als er die Silhouetten der Conestar 64 erkannte, regte sich in ihm eine Freude, als würde er mit drei geklonten Weltraumköniginnen zum Wochenende einchecken. Doch kaum hatte ihn das Stationssystem identifiziert, kam eine Meldung, die ihn verwirrte. »Die Conestar 64 begrüßt Dr. Broke Eli Castello. Landung in Schleuse 3. Tor 1 ist defekt.« Castello brauste auf.
»Wieso ist das defekt? Tor 1 bitte auf den Schirm.«
»Tor 1 ist gesprengt worden«, antwortete sein Bordsystem. Er wurde nervös.
»Jemand war hier. Gibt es Aufzeichnungen?«
»Negativ, im Stand By Modus wird nichts mehr protokolliert.«
»Ich hätte die Station wieder ganz hochfahren sollen.«
»Dann hätte sie hier jeder orten können. Offiziell gibt es sie nicht mehr.«
»Für irgendjemanden hat es sie wohl doch noch gegeben und ich habe auch schon eine leise Ahnung, für wen.« Gefolgt von sechs Bots marschierte Castello wie ein Feldherr durch die Fertigungshallen der Conestar 64. »Mel, bitte erspare mir diesmal das Versteckspiel und komm raus. Ich muss dich sonst wieder bestrafen.« Mel beugte sich seinem Schicksal und rollte direkt vor Castello. »Was ist?«, fragte er verächtlich. Castello schlug einen Tonfall an, als würde er gerade seinen kleinen Enkel besuchen.
»Ja, freust du dich denn gar nicht mich zu sehen? Wo es doch hier so einsam ist und man sich über jeden Besuch freut.«
»Was willst du von mir? Ich habe dir doch gesagt, ich weiß nicht wo meine Tochter ist.«
Castello griff in seine Westentasche. »Mel, ich glaube du lügst mich an.« Er holte einen kleinen Kontroller raus, den er über ein Kabel an Mels Vehikel anschloss. »Ich habe mein Spielzeug wieder dabei und werde jetzt erst mal dein Fahrwerk abschalten.« Mit dem Kontroller war er in der Lage jegliche Empfindungen zu simulieren und Mel stand bewegungslos diesem Sadisten gegenüber. Er wusste, was wieder auf ihn zukam. Seine Stimme wurde weinerlich und zitternd. »Broke, bitte, hör auf damit.« Castello ging in die Hocke und grinste ihm direkt in die Kameraaugen. Mit seinen Greifzangen hätte Mel ihm die Kehle zerdrücken können. Doch sämtliche Bewegungen waren blockiert. Körper, ob mechanisch oder organisch, die man jederzeit austauschen oder neu wachsen lassen konnte, waren für Castello etwas völlig Wertloses. Nur das Gehirn, mit seinen Gedanken, Ideen und Empfindungen, verkörperte für ihn das menschliche Sein. Es gab für ihn kein erhabeneres Gefühl, als ein so ausgezeichnetes Exemplar von hoher Intelligenz wie Mel hilflos und winselnd vor sich zu sehen. »Aufhören? Och, Mel, ich habe doch noch gar nicht angefangen. Bist du schon so verzweifelt?« Für einen Moment begann Castello zu grübeln. Er hätte statt der simplen Kameraaugen ein menschliches Modell verwenden sollen, in denen man besser die Angst erkennen konnte. Doch damals, als er das Vehikel und Mels Kopf erschaffen hatte, ging es ihm nur darum, es möglichst hässlich und ordinär aussehen zu lassen. Direkt gegenüber von Mel ließ er von den Bots einen kleinen Tisch und einen Stuhl aufstellen, auf dem er dann Platz nahm, sich die Hosenbeine hochkrempelte und die Waden kratzte. »Diese trockene Luft hier, sag mal, Mel, spürst du auch manchmal noch deine Beine?« Auf dem Tisch vor ihm hatten die Bots ein Mittagessen serviert. »Hm, wie das duftet. Ein Wildragout mit Sojaklößen. Mel, weißt du was? Heute ist theoretisch Sonntag und deshalb werde ich dich zum Essen einladen.«
Diese Prozedere musste Mel regelmäßig über sich ergehen lassen. Beim letzten mal waren es Erstickungsanfälle. Heute spielte Castello mit dem Essen. Mal kalt, mal heiß, mal köstlich, mal übelriechend. Mel quittierte die Simulationsattacken mit entsprechenden Lauten und wusste, dass dies in der Regel erst der Anfang war. Castello liebte seine verbotenen Spielzeuge. Könnte er doch nur den gesamten Index abschaffen. Er hatte bereits ein Konzept entwickelt, mit dem er bei den meisten Konkurrenzprodukten bei den Menschen Übelkeit oder Angst auslösen könnte, wenn sie damit in Berührung kämen.
»Willst du einen Brandy? Komm, Mel, trink einen Brandy mit mir. Es ist kein synthetischer.«
»Broke, bitte, hör auf damit. Ich weiß nicht, wo sie ist. Du kannst sie doch suchen. Lass mich bitte sterben.«
»Ja, ich weiß, es muss furchtbar sein, am Leben zu bleiben und nicht schmecken, riechen oder fühlen zu können. So ganz allein, nur mit deinen Gedanken. Sag mal, Mel, wo wir beide hier gerade so gemütlich sitzen und plaudern, wer ist eigentlich hier gewesen?«
»Es ist niemand hier gewesen.«
»Und warum ist dann das Tor 1 zerstört?«
»Vielleicht ein Meteoriteneinschlag.«
»Dann hätten wir hier keine Atmosphäre mehr. Weißt du was, Mel, ich glaube du belügst mich schon wieder. Es wird Zeit für den Nachtisch.« Castello tippte auf seinem Kontroller und Mel begann mit gellenden Schmerzenschreien. »Das ist ein neuer Schmerz, den ich kreiert habe, Mel. Den kanntest du noch nicht, oder? Gib zu, du kanntest ihn noch nicht.«
»Es war Clark Ashton.« Castello reduzierte die Schmerzen. »Ich war mir fast sicher. Und was wollte er von dir?«
»Clonedake ist pleite. Er ist sauer und recherchiert nun nach Belastungsmaterial gegen Allsa.« Castello nahm sein Glas Brandy in die Hand, stand auf und lief im Kreis um Mel herum.
»Ich glaube er sucht noch mehr. Er sucht deine Tochter, genauso wie ich. Wie konntest du nur so dumm sein und darauf reinfallen. Clonedake ist an der Spitze. Der Index wurde größtenteils gestrichen und er braucht nun dringend deine Tochter für seine Geschäfte.«
»Er ist raus aus dem Geschäft.«
»Mel, ich habe hier noch deinen ID-Chip .« Castello schob den Chip in einen Bot. »Die Handelswerte der Clonedake Share, bitte.«
»Die Clonedake Share ist heute mit 141 Punkten auf dem höchsten Stand seit 261 Jahren. Diese Nachricht ist zertifiziert auf Dr. Mel Seli Thomsen.« Mels Stimme schäumte vor Wut. »Das ist nicht wahr.«
»Doch, Mel«, nickte Castello und schmiss den Chip vor sein Vehikel. »Die Nachricht ist auf dich persönlich zertifiziert. Ich kann dich nicht täuschen. Clark hat dich reingelegt.«
»Dieses ekelhafte Dreckschwein.«
»Ich verstehe ja deinen Ärger. Aber hast du ihm vielleicht gesagt, wo deine Tochter ist? Ich muss Sarah jetzt vor ihm finden. Also wo ist sie?«
»Ich habe es ihm nicht sagen können, weil ich es selbst nicht weiß.« Castello tippte auf seinem Kontroller und fuhr die Schmerzen bis zum Maximum hoch. Durch die Halle schnitt ein grausamer Schrei. Nach einer Minute leuchtete eine rote Lampe an Mels Vehikel auf und ein Alarmsignal ertönte. Castello brach ab. »Na, wir wollen ja nicht, dass unser Mel hier kollabiert und uns sein Gehirn wegstirbt. Leider habe ich von dir nur ein Backup, das vier Jahre alt ist. Du würdest dich an deine Leiden der letzen Jahre gar nicht mehr erinnern können. Das wäre doch schade, oder?« Von Mel waren nur noch Atemgeräusche zu hören. Offensichtlich versuchte er, etwas zu sagen, konnte es jedoch nicht. »Weißt du, Mel, es wird nicht mehr lange dauern und ich werde über einen Braincloner verfügen. Dann werde ich jede Woche von dir ein Backup machen und dich so lange immer wieder reanimieren und qualvoll sterben lassen, bist du mir sagst, wo Sarah ist. Und wenn Clark sie vor mir finden sollte, werde ich ein kleines Programm mit einer Endlosschleife für dich bauen. Es wird lange und mit gleich bleibender Qualität funktionieren, denn es wird ein echtes Allsa-Produkt werden.«
Hektisch bestieg Castello sein Schiff, schmiss sich in seinen Pilotensessel und gab dem Bordsystem Anweisungen. »Alle Systeme nach einem Clone Designer namens Dr. Clark Seli Ashton abscannen. Dort, wo er sich aufhält, ist unser Ziel.« Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. »Ein Dr. Clark Seli Ashton hat vor 23 Stunden auf der Iseris eingecheckt.«