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2.1.2 Ich und Spaltung

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Im selben Zeitraum wird neben der hemmenden Funktion des Ichs noch eine weitere begriffliche Komponente benutzt, nämlich die Spaltung des Ichs beziehungsweise im Ich. Mit dieser Phase der Freud’schen Theorieentwicklung wird, zumindest bis 1897, das sogenannte Affekt-Trauma-Modell verbunden (vgl. Sandler et al., 1997), in dem bezüglich der Konzeption neurotischer Störungen der Gedanke zentral ist, dass Affekt und Vorstellung voneinander dissoziiert sind, also voneinander getrennt gehalten werden. Ein Beispiel dafür wäre ein diffuses Angsterleben, ohne dass dies mit Vorstellungen und damit einem Gegenstand der Angst verbunden ist, oder – dann sekundär – mit einem verschobenen Angst-Objekt. Wenn Freud hier von einer Ich-Spaltung spricht, ist keine Spaltung der Persönlichkeit o. ä. gemeint, sondern eine Spaltung zwischen einzelnen Elementen der Vorstellungswelt (Affekt und Vorstellung) beziehungsweise, anders ausgedrückt, die Dissoziation einer Vorstellung oder eines Affekts vom Rest des bewussten Erlebens. Unter den verschiedenen Bedeutungen von Spaltung in der Psychoanalyse (Blass, 2013) geht es hier um die Spaltung als Dissoziation (a. a. O., S: 100ff.), also um die Abtrennung eines Bereichs des Erlebens, worauf sich im frühen Verständnis Freuds die Trennung zwischen bewusst und unbewusst gründet. Er spricht von einer »Spaltung des Bewußtseins« (Freud, 1895d, S. 91; Hervorh. aufgeh. TS) sowie, später, von »durch den Einfluß des Traumas abgespaltenen Anteile[n] des Ichs« (Freud, 1939a, S. 183).

Gegen Ende seines Werks thematisiert Freud (1940e) ferner die »Ich-Spaltung im Abwehrvorgang« im Zusammenhang des Fetischismus, und zwar dahingehend, dass ein Aspekt der wahrgenommenen Realität anerkannt und zugleich verleugnet wird (am Beispiel der Penislosigkeit der Frau dargestellt). Da geht es dann weniger um eine Abspaltung vom Ich o. ä., sondern um ein Auseinanderhalten der an sich widersprüchlichen Ergebnisse der Tätigkeit des Ichs (also zum Beispiel Wahrnehmung und Fantasie). Außerdem spielt das Spaltungskonzept im Hinblick auf das Ich noch eine Rolle im Gedanken einer »therapeutischen Ich-Spaltung« (Sterba, 1934). Damit ist gemeint, dass sowohl Analysandin als auch Analytikerin im Prozess eine Haltung einnehmen (und einzunehmen lernen), in der über dasjenige Beziehungsgeschehen reflektiert werden kann, dessen Teil man unmittelbar ist. »Spaltung« heißt hier, zugleich Teil einer Szene zu sein und auf diese Szene blicken zu können.

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