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Jona und die Seeleute

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Jona hat Gottes Ruf, in Ninive zu predigen, abgelehnt. Er will nicht zu Heiden über Gott reden oder sie zum Glauben führen. Also hat er die Flucht ergriffen – nur um mit genau der Art Menschen über Gott reden zu müssen, vor denen er auf der Flucht ist!

Als der Sturm begann, „bekamen die Seeleute große Angst“ (V. 5). Sie waren gestandene Matrosen, denen schlechtes Wetter nichts ausmachte; dieser Sturm muss also in der Tat furchterregend gewesen sein. Aber Jona lag im Bauch des Schiffes und schlief fest. Hugh Martin, ein schottischer Pastor aus dem 19. Jahrhundert, schreibt, dass Jona „den Schlaf des Kummers“ schlief.20 Viele von uns wissen genau, was das ist – der Wunsch, aus der Realität in den Schlaf zu flüchten, und sei es nur für kurze Zeit. Jona war tief geschwächt und vollkommen erschöpft vor lauter Zorn, Schuldgefühlen, Angst und Trauer.

Wir stehen hier vor einem von mehreren sorgfältig konstruierten Vergleichen zwischen den verachteten heidnischen Seeleuten und dem hochanständigen Propheten aus Israel. Während Jona sich vor der Gefahr in den Schlaf flüchtet, sind die Seeleute hellwach. Während Jona ganz um seine eigenen Probleme kreist, suchen sie das Wohl aller in dem Schiff. Sie beten jeder zu ihrem Gott, doch Jona betet nicht zu seinem. Und ihre religiöse Antenne funktioniert; sie spüren genau, dass dies kein gewöhnlicher, besonders heftiger Sturm ist. Vielleicht kam er so plötzlich, dass natürliche Ursachen nicht dafür verantwortlich sein konnten. Sie sind scharfsinnig genug, um den Schluss zu ziehen, dass dieser Sturm göttlichen Ursprung haben muss, vielleicht als Antwort auf eine besonders schwere Sünde.21 Und schließlich sind sie nicht engstirnig oder voreingenommen. Sie sind offen dafür, den Gott Jonas anzurufen, ja sie sind eher bereit dazu als Jona selbst.

Als der Kapitän den Propheten schlafend vorfindet, sagt er: „Steh auf und rufe […]!“ Es sind dieselben Worte (hebr. qum lek, V. 6), die Gott benutzte, als er Jona befahl, aufzustehen, nach Ninive zu gehen und die Stadt zur Buße zu rufen22 – und während Jona sich noch die Augen reibt, hört er diese Worte Gottes aus dem Munde eines heidnischen Kapitäns. Was ist das? Gott hatte seinen Propheten ausgeschickt, um die Heiden zu sich zu rufen, und jetzt sind es die Heiden, die den Propheten auf Gott hinweisen!

Die Seeleute fahren fort, sich vorbildlich zu verhalten. Nachdem sie erkannt haben, dass hinter diesem Sturm menschliche Sünde und eine göttliche Hand stehen, werfen sie Lose. In der Antike war es nichts Außergewöhnliches, Lose zu werfen, um den Willen der Götter zu erfragen. Möglicherweise schrieben die Seeleute die Namen aller Männer auf Holzstücke, und das Stück, das gezogen wurde, war das mit Jonas Namen.23 Hier benutzt Gott das Werfen von Losen, um mit dem Finger auf Jona zu weisen. Doch selbst jetzt, als sie die offensichtliche göttliche Antwort vor sich haben, verfallen die Seeleute nicht in Panik oder werden handgreiflich. Sie kommen nicht sofort zu dem Schluss, dass sie nun die Berechtigung hätten, Jona umzubringen. Stattdessen hören sie sich an, was er zu sagen hat, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Sie erweisen ihm und seinem Gott den größten Respekt. Selbst als Jona ihnen vorschlägt, ihn über Bord zu werfen, tun sie ihr Möglichstes, um das zu vermeiden. An jedem Punkt der Geschichte stellen sie Jona mit ihrem Verhalten in den Schatten.

In diesen Versen steckt viel von dem, was der Autor des Buchs uns aufzeigen will. Was hätte Jona lernen sollen? Was sollen wir lernen?

Jona und der unverschämt barmherzige Gott

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