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Allgemeine Gnade erkennen

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Wir lernen weiter, dass Christen die Weisheit, die Gott den Nichtgläubigen gegeben hat, respektieren und von ihr lernen sollen. Die heidnischen Seeleute sind ein lebendiges Beispiel für das, was Theologen „allgemeine Gnade“ nennen.

In [dieser] Episode liegen Hoffnung, Gerechtigkeit und Integrität nicht bei Jona […], sondern bei dem Kapitän und den Matrosen […]. Obwohl sie unschuldige Opfer sind, begehren die Seeleute nicht auf. In einer gefährlichen Situation gelandet, die sie nicht selbst geschaffen haben, versuchen sie, eine Lösung zu finden, die für alle gut ist. Zu keinem Zeitpunkt versinken sie in Selbstmitleid, klagen einen bösen Gott an […], verurteilen die Willkür der Welt, schwören dem Schuldigen, Jona, Rache oder sehen die Lösung in Gewalt.27

Die Lehre von der allgemeinen Gnade besagt, dass Gott allen Menschen – egal, was ihre ethnische Herkunft oder ihre Religion ist – Gaben der Weisheit, der moralischen Erkenntnis, der Güte und der Schönheit gegeben hat. Wie es in Jakobus 1,17 heißt: „Von oben kommen nur gute Gaben und nur vollkommene Geschenke; sie kommen vom Schöpfer der Gestirne […]“ Mit anderen Worten: Letztlich ist es Gott, der jede Tat der Güte, der Weisheit, der Gerechtigkeit und Schönheit möglich macht – egal, wer sie vollbringt. Jesaja 45,1 bezeichnet Kyrus, einen heidnischen König, als Gottes „Gesalbten“, den Gott benutzt, um die Geschicke der Welt zu lenken. Und in Jesaja 28,23-29 erfahren wir, dass ein Bauer dann eine gute Ernte einfährt, wenn er Gottes Unterweisung gefolgt ist.

Das bedeutet, dass alle gute, große Kunst, ertragreiche Landwirtschaft, effektive Regierung und jeder wissenschaftliche Fortschritt Gottes Gabe für die Menschheit sind. Es sind unverdiente Gnadengeschenke Gottes. Und sie sind „allgemein“, das heißt, Gott gibt sie allen. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der in den Jesaja-Stellen erwähnte Kyrus oder der Bauer den rechten Glauben an den wahren Gott hatten. Die allgemeine Gnade führt nicht zur Wiedergeburt des Herzens, zur Errettung der Seele oder zu einer persönlichen Bundesbeziehung mit Gott. Aber ohne sie wäre die Welt ein unerträglicher Ort. Sie ist ein wunderbarer Ausdruck der Liebe Gottes zu allen Menschen (Psalm 145,14-16).

Gottes allgemeine Gnade muss Jona förmlich ins Auge gesprungen sein. Jona selbst war ein Empfänger dessen, was die Theologen die „besondere Gnade“ nennen: Er hatte das Wort Gottes bekommen, eine Offenbarung von Gottes Willen, wie sie dem menschlichen Verstand, wie groß dieser auch sein mag, nicht zugänglich ist. Jona folgte dem Herrn, dem wahren Gott. Aber wie konnte es dann sein, dass die Heiden ihn hier so in den Schatten stellten? Allgemeine Gnade bedeutet, dass Nichtchristen, obwohl sie nicht den rechten Glauben haben, oft gerechter handeln als Christen. Die Christen, die ja immer noch Sünder sind, verhalten sich hingegen oft viel schlechter, als ihr rechter Glaube an Gott einen erwarten lassen würde. Christen sollten also auch Menschen, die ihren Glauben nicht teilen, grundsätzlich bescheiden und respektvoll begegnen. Sie sollten das, was diese leisten, zu schätzen wissen, und sich bewusst sein, dass sie auch von Nichtchristen vieles lernen können. Jona muss das hier am eigenen Leib erfahren.

Jona und der unverschämt barmherzige Gott

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