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Kapitel 8

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Am nächsten Tag verschwand er von Anka unbemerkt für zwei Stunden aus der Villa.

Als er wiederkam, hatte er ein kleines verschnürtes Päckchen im Auto. Er überreichte es Anka jedoch erst, als sie es sich abends nach getaner Arbeit in seinem Zimmer noch ein bisschen gemütlich machten.

Anka riss das Paket auf und holte den schönsten Plüschteddy aus der Verpackung, den sie je gesehen hatte. Vor Freude kamen ihr die Tränen. In einem Anflug von Sentimentalität und Dank fiel sie Dirk um den Hals.

Er war glücklich, ihr mit diesem Geschenk eine solche Freude gemacht zu haben. Dann nahm er jedoch sanft ihre Arme von seinem Hals herunter und meinte lächelnd: „Ist doch nur ein mit Schaumstoff vollgestopftes Plüschtier.“

* * *

Mit dem Tapetekratzen waren die Mädchen noch eine ganze Woche beschäftigt. Sie schafften am Tag fast ein ganzes Zimmer.

Zum Schluss kamen die heruntergeholten Reste in große Müllsäcke, die sie später allesamt entsorgen wollten, wenn kein grober Müll mehr anfiel.

An diesem Samstagmorgen war Anka bereits fix und fertig angezogen und wollte wieder mit zur Villa fahren, als das Telefon klingelte.

Dirks Mutter rief in den Korridor: „Anka, für dich!“

Das Mädchen seufzte. Wer konnte das sein? Sie erfuhr es, als sie den Hörer nahm und sich meldete.

Guido. „Hallo, mein Schatz. Ich wollte mal nachhaken, ob du mich noch kennst und dich fragen, ob du heute Abend wieder mit in die Disco kommst.“

„Ja, ich komme mit. Holst du mich ab?“

„Okay, ich komme gegen Neun. Dann können wir ja vorher wieder was essen gehen.“

„Gut, bis dann.“ Sie legte auf und ging hinaus zu Dirk, der bereits in seinem Wagen saß und auf sie wartete. „Wer war’s denn?“ fragte er neugierig, als er den Motor anließ.

„Guido“, antwortete sie kurz und knapp.

Dirk ging nicht weiter drauf ein.

Heute wollten sie vormittags erst schnell in den Baumarkt, um einige Besorgungen zu machen. Sie suchten auch gleich Tapete für sein Zimmer aus und trafen lustigerweise denselben Geschmack. Als sie die Baumarkttour hinter sich hatten, fuhren sie auf direktem Weg zur Villa.

* * *

Mittags aßen sie zu Hause. Danach ging es zurück in die Villa. Fleißig arbeiteten sie weiter.

Anka und Dirk tapezierten sein zukünftiges Zimmer. Allerdings hatten sie nicht genug Kleister. Also ging es noch einmal flugs zum Baumarkt. Glücklicherweise hatten sie es noch rechtzeitig vor Ladenschluss bemerkt.

Danach fuhren sie zurück zur Villa.

Am Spätnachmittag tranken alle fünf in der Villa gemütlich zusammen Kaffee und aßen selbst gebackenen Kuchen.

Dies taten sie auf der Terrasse, die sich hinter dem Haus befand. Sie schauten auf den verwilderten Garten und malten sich aus, was sie damit alles anstellen würden. Aufgrund der Hitze einigten sie sich schließlich darauf, dass sie einen großen Swimmingpool anlegen wollten, um dann immer nach Lust und Laune darin baden und auch mal die eine oder andere wilde Pool-Party feiern zu können.

* * *

Es wurde Abend.

Alle waren längst wieder in ihre Arbeit vertieft.

Anka und Dirk tapezierten weiter. Sie stellten fest, dass sie ein gutes Team waren und überlegten, ob sie nicht vielleicht eine Malerfirma aufmachen sollten.

Draußen wurde es langsam dunkel, und Anka dachte sich nichts dabei. Sie reichte ihrem Kompagnon eine eingeweichte Tapetenbahn und machte sich daran, eine der letzten Bahnen einzukleistern.

Eine Unterhaltung kam in Gang, als Anka fragte, wie er sich sein Zimmer denn so einrichten wolle.

„Zuerst einmal schlicht“, meinte er. Später dann würde er es nach und nach so richtig bis ins Detail nach seinem Geschmack gestalten.

Einmal fragte Dirk: „Sag mal, geht ihr nicht sonst samstags immer auf die Piste?“

Anka schrak zusammen. Das hatte sie total vergessen. „Danke, dass du mich daran erinnerst, aber hättest du mich das nicht zufällig vor zwei Stunden schon fragen können?“

„Hätte ich dich man nach dem Inhalt eures Telefonats gefragt. Das kommt davon, wenn man nur ein bisschen neugierig ist. Na Hauptsache, du bekommst jetzt keinen Ärger, weil ich dich den ganzen Abend in Beschlag genommen habe.“

„Nun ist es eh zu spät. Wenn wir das hier geschafft haben, will ich nur noch in mein Bett“, beschloss Anka müde.

„Wir haben aber auch allerhand gerissen heute.“

Schon war das Thema Guido abgehakt.

* * *

Am nächsten Morgen beim Frühstück erfuhr Anka von ihrer Mutter, dass ihr Freund am Abend zuvor vergeblich hier angeklingelt hätte. „Ich sagte ihm, dass er dich in der Villa finden würde, sofern du noch dort wärst, und nannte ihm die Adresse. Habt ihr euch verfehlt?“

„Er hat es sich dann bestimmt anders überlegt und hat abgedreht. Er wusste, dass Anka in der Villa fleißig war und wird sich gedacht haben, dass er sie lieber weiterarbeiten lässt“, bemerkte Dirk, nicht ohne leichten Spott.

Doch Anka überhörte es. In ihrem Kopf brütete es fieberhaft. Wenn er gewusst hatte, wo sie war, warum hatte er sich nicht dort blicken lassen? Es war doch nichts ungewöhnliches, vor lauter Arbeit mal ein Date zu vergessen.

Am heutigen Sonntag wollten sie die Arbeit ruhen lassen. Dirk fuhr am Nachmittag zu einem seiner Kumpel.

Anka schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr zu Guido. Leider war der nicht zu Hause. Daher drehte sie um und fuhr zu Gitta. Zum Glück hatte sie kurz vor der Abfahrt ihre Badesachen noch in ihren Rucksack gepackt. Die Mädchen fuhren schwimmen, weil es heute wieder sehr warm war.

Am Badesee trafen sie auf einige aus ihrer Clique und verbrachten dort einen lustigen Nachmittag bei Sport, Spiel und Unfug.

* * *

Am Abend, als es langsam frisch wurde, machten sie sich auf den Heimweg. Anka fuhr noch einmal bei Guido vorbei, aber auch jetzt öffnete niemand. Also fuhr sie nach Hause.

Ihre und Dirks Eltern saßen hinter dem Haus im Garten.

Als Anka kam, begannen ihre Eltern prompt, von der neuen Wohnung zu erzählen. Anka war vergangene Woche abends mitgefahren, um sie in Augenschein zu nehmen. Es war eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Balkon.

„Nächsten Samstag ziehen wir ein. In dieser Woche bekommen wir die Möbel, und am Wochenende vollziehen wir den fliegenden Wechsel in die neue Wohnung.“

Die Versicherung hatte überraschend schnell gezahlt.

Von einem kleinen Teil der Summe hatten sie sich neue Möbel, Tapete, Farbe, Teppiche und was sonst noch in eine Wohnung gehörte, angeschafft.

Das abgebrannte Haus sollte vollkommen abgerissen werden, um später auf dem Grundstück neu bauen zu können.

Schade, dachte Anka in diesem Augenblick. Ab nächsten Samstag musste sie abends wieder allein einschlafen.

Dirk würde dann sein Zimmer wieder für sich ganz allein haben. Vielleicht war er ja froh darüber, sein Reich und vor allem sein bequemes Bett nicht mehr mit einem Mädchen teilen zu müssen. Nun gut, so wie Anka ihn einschätzte, machte er sich darüber keine Gedanken weiter – er zog ja sowieso in Kürze in sein neues Domizil.

Trotzdem, er würde ihr fehlen.

Anka ging ins Haus, um ihren Freund anzurufen. Jetzt war er endlich mal zu Hause.

Sie entschuldigte sich für den gestrigen Abend und fragte, warum er nicht einfach zur Villa gekommen sei. Er erklärte, dass sein Bruder kurz vor der Abfahrt angerufen hätte.

Als er Anka zu Hause nicht antraf, war er sofort zu ihm gefahren, weil der etwas Wichtiges von ihm wollte. Damit war die Sache abgetan.

Anka zog sich in Dirks Zimmer zurück, um noch ein bisschen zu lesen. Dabei schweifte sie in Gedanken immer wieder zu der Villa. Sie lag sehr idyllisch und das junge Volk würde dort seine Ruhe haben – oder anders ausgedrückt – konnten sie Partys feiern, ohne dass irgendein Nachbar sich daran stören würde.

Am nächsten Morgen würde Dirk sie wieder mitnehmen. Dann wollten sie weitermachen.

Anka schlief mit dem Kopf auf ihrem Buch ein.

Als Dirk später kam, merkte sie nicht einmal, dass er es vorsichtig unter ihr fortzog und an die Seite legte.

* * *

Da Guido arbeiten musste, sahen sie sich erst Montagabend wieder. Anka fuhr zu seiner Wohnung. Sie hatte eingekauft und tobte sich nun in seiner Küche aus. Sie kochte unheimlich gern.

An diesem Abend verwöhnte sie ihren Freund mit ihren Kochkünsten – kreativ und lecker.

Da es wieder sehr spät wurde, bat er Anka, doch einfach bei ihm zu schlafen.

* * *

Am nächsten Morgen frühstückten sie noch zusammen und verließen dann gemeinsam das Haus. Guido fuhr zur Arbeit und Anka zu der neuen Wohnung. Sie war beauftragt worden, da zu sein, wenn die Möbelträger im Verlaufe des Vormittags mit den Schlafzimmermöbeln kamen. Sie erschienen zwar erst recht spät, aber Anka hatte ja Zeit.

Am Nachmittag radelte sie zur Villa.

Dirk war gerade in der oberen Etage beim Anstreichen des Flures. Als er sie erblickte, stieg er von der Leiter und ging zu ihr, um sie mit der üblichen Umarmung zu begrüßen.

„Wir tapezieren noch die Zimmer von Kalle, Otto, Kai, Alex und Steff. Damit haben wir bis zum Wochenende zu tun. Suse hat leider noch keine Tapete ausgesucht, die anderen beiden Abwesenden wollen weiße Wände, also machen wir die nach Kalles und Steffs Zimmer gleich mit.“

„Und wann ziehst du hier ein?“

„Nächste Woche irgendwann.“

Die Beiden gingen die Treppe hinunter und über einen Hinterausgang schließlich hinaus in den Garten. Dort setzten sie sich und tranken zusammen Kaffee. Die Thermoskanne stand noch auf dem Gartentisch. Daneben ein paar umgedrehte, saubere Kaffeepötte.

„Wir ziehen diesen Samstag in die neue Wohnung um. Dann habt ihr wieder eure Ruhe.“

„Meine Ma hat mir erzählt, dass ihr auszieht. Sie bedauert es richtig. Dann wird es wieder ziemlich ruhig bei uns.“

„Lisa wird für genug Wirbel sorgen“, hielt Anka dem entgegen.

Er hob die Schultern. Dann fiel ihm ein: „Ich habe eure Wohnung noch gar nicht gesehen.“

„Ich kann dich ja morgen nach dem Mittag zu einer Besichtigung einladen, wenn du magst.“

„Genauso machen wir das“, war er sofort begeistert.

„Du brichst ja deine Zelte zu Hause auch bald ab, was“, meinte Anka ernst.

„Was soll ich dann noch allein in dem Zimmer“, schniefte er gekünstelt.

„Hast ja dafür bald eine ganze WG“, blinzelte sie ihm neckisch zu.

„Jo, das kann noch was werden – so ganz ohne die Alten… Ich fürchte, das gibt jedes Wochenende nur Partys und Exzesse“, prophezeite er mit frechem Grinsen.

„Wehe, wenn sie losgelassen…“ schüttelte Anka nur den Kopf. „Ich glaube, da muss ich ab und zu mal nach dem Rechten schauen. Nicht dass du mir auf die schiefe Bahn gerätst.“

„Das kannst du gern tun, Süße“, erwiderte er lächelnd.

Sie tranken ihren Kaffee aus und erhoben sich.

„Ich muss mich jetzt umziehen fahren. Mein Dienst fängt in einer Stunde an. Bis dahin muss ich geduscht und einen Bissen gegessen haben.“

Anka verabschiedete sich von ihm und schwang sich wieder auf ihr Rad. Sie wollte noch kurz in die Stadt.

Feuer und Flamme

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