Читать книгу Feuer und Flamme - Tina Engel - Страница 11
Kapitel 9
ОглавлениеAm nächsten Vormittag musste sie noch einmal in die neue Wohnung. Zwischen acht und elf Uhr sollte das Wohnzimmer geliefert werden.
Ihre Mutter hatte sie früh auf dem Weg zur Arbeit mitgenommen und vor dem Haus abgesetzt.
Gegen zehn Uhr klingelte es. Anka öffnete und staunte, wer da plötzlich vor ihr stand. „Duuu?“
„Ich wollte dir das Warten erleichtern“, trat Dirk gutgelaunt in die Wohnung und schaute sich neugierig um. Nach links war Ankas künftiges Zimmer, geradezu ging’s zum Wohnzimmer, gleich vorn rechts neben der Wohnungstür war das Bad und links neben dem Bad auf Dirks Höhe die Küche. Das Schlafzimmer lag neben der Küche, aber man erreichte es nur übers Wohnzimmer.
Ein Radio lief mit guter Musik. Dirk stellte es lauter. Er griff sich Anka und tanzte mit ihr durchs Wohnzimmer. Ausgelassen machte Anka bei diesem Spiel mit und schmiegte sich lachend in seine Arme.
„Hey, das sollten wir mal im Fever tun, da stehlen wir allen die Show mit!“ funkelte sie ihn frech an.
„Und ich krieg eins auf die Mütze von deinem Kerl“, lachend stöhnte er auf. „Nee, ich glaube, wir belassen es lieber bei einer Privatvorführung in engerem Kreis.“
Schwungvoll drehte Anka sich unter seiner Hand und fiel mangels Gleichgewicht lachend gegen seine Brust. „Sorry!“ tat sie verlegen und richtete sich wieder auf, um weiter zu tanzen.
Erst als es erneut an der Tür klingelte, brachen sie ab und ließen die Möbelträger herein.
Die Schränke wurden innerhalb einer Stunde von den drei Leuten aufgebaut. Dirk half sogar mit.
Als die Möbelmänner wieder gingen, schlossen Anka und Dirk sich ihnen an und verließen ebenfalls die Wohnung. Dirk nahm das Mädchen im Auto mit zum Mittagessen.
Seine Mutter hatte gekocht.
Nach dem Essen half Anka in der Küche noch beim Aufräumen und verstaute das Geschirr in der Spülmaschine. Danach rief sie bei Billie an.
Als Dirk aus seinem Zimmer herunter kam, fragte sie: „Kannst du mich vielleicht bei einer Freundin absetzen?“
„Klaro.“
Zusammen verließen sie das Haus wieder.
* * *
Am nächsten Tag kamen die Küche und Möbel für Ankas Zimmer. Es lief genauso ab wie am Vortag, nur dass Anka dieses Mal keine Gesellschaft hatte und es sich im Wohnzimmer mit einer Zeitschrift bequem machte.
Sie wartete, dass die Männer fertig wurden und fuhr danach baden. Sie hatte sich mit Gitta am See verabredet. Diese wartete dort schon auf sie.
Schließlich wollten sie bereden, wohin genau sie in ein paar Tagen fahren würden. Dass sie für zwei Wochen die Heimat hinter sich lassen wollten, war schon seit einigen Monaten eine abgemachte Sache. Das hatten sie auch beizeiten mit ihren Eltern geklärt.
Nur stand außer Diskussion, dass sie irgendwohin in den Süden flogen. Dafür reichte ihr bisschen Gespartes nicht. In zwei, drei Jahren vielleicht mal.
Sie beratschlagten, was sie alles mitnehmen wollten, wieviel Geld sie wohl brauchten, ob es wohl kalt oder warm werden würde und vieles mehr.
Die Jungs aus ihrer Clique stöberten die Mädchen später auf und motivierten sie schließlich zu einer Partie Beachvolleyball.
* * *
Anka und Guido hatten den ganzen Samstag zusammen verbracht. Zuerst waren sie bei ihr gewesen, da ihre Mutter aber andauernd was von ihr wollte und ins Zimmer kam, zogen sie sich schließlich in seine Wohnung zurück.
Dort blieb Anka bis zum Abend.
Da Guido heute noch was anderes vorhatte, verließ Anka ihn nach dem Abendessen.
Sie hatte ihr Fahrrad, sie hatte es inzwischen von Dirks Mutter geschenkt bekommen, noch vom Vortag hier stehen. Also radelte sie kurz entschlossen zur Villa hinaus.
Sie hatte keine Lust, den ganzen Abend zu Hause in ihrem neuen Zimmer herumzuhängen.
Im oberen Geschoss der Villa brannte Licht im Flur.
Anka betrat die Villa und hörte auch schon Stimmen und Gelächter, das von oben her zu ihr drang. Neugierig stieg sie die Treppe hinauf.
Da saßen sie alle mitten im Flur, ca. fünfzehn Leute. Ganz offensichtlich war hier eine Party im Gange, in welche Anka nun hereinplatzte. Die Leute hatten es sich auf dem großen weichen Teppich bequem gemacht und tranken und lachten.
Dirk winkte Anka sofort heran. „Hallo Süße, komm, setz dich zu uns!“
Auf dem Weg durch den Flur grüßte sie alle freundlich, umarmte Dirk und setzte sich zu ihm.
„Wir feiern die Rückkehr unserer Urlauber und gleichzeitig vorab schon mal eine kleine Einweihung. Die große Einweihungsfeier findet erst statt, wenn unsere Suse wieder da ist. Da werden wahrscheinlich noch ein paar Wochen ins Land gehen. Na, habt ihr euren Umzug gut hinter euch gebracht?“
„Ja, morgen veranstalten meine Eltern einen gemütlichen Abend. Deine Eltern und Lisa und andere aus dem Bekanntenkreis meiner Eltern kommen. Kannst ja auch vorbeischauen, falls du nichts Besseres vorhast.“
„Schon allein, damit du dir in der weiten Schar alternden Volkes nicht so verlassen vorkommst. Ist doch Ehrensache. Ich weiß, wie man sich bei solchen Veranstaltungen fühlt.“
„Hab Dank.“
Dirk wurde von Otto angesprochen. Da setzte Steffi sich auf der anderen Seite zu ihr, um mit ihr zu quatschen.
Später gesellten sich noch andere zu ihnen, auch Jungs. Schon aus Interesse an Anka. Sie war schließlich nicht gerade hässlich und auf den Mund gefallen eigentlich auch nicht.
Als es halb Elf war, wollte Anka sich aufraffen, um nach Hause zu fahren.
„Du kannst heute bei uns übernachten“, schlug Steffi vor und hielt sie zurück. „Deine Funzel vorn am Fahrrad gibt bei Dunkelheit sowieso nicht viel her, wie ich gesehen habe. Außerdem ist Samstag, Besoffene liegen auf der Straße und im Park. Bevor dir einer auflauern kann, lassen wir dich doch lieber gar nicht erst gehen.“
„Aber meine Eltern machen Terror, wenn ich mich nicht melde.“
„In der Küche steht ein Telefon, du kannst von dort aus anrufen.“
„Seit wann das?“ - „Seit gestern.“
Anka lief nach unten und gab ihren Eltern Bescheid, dass sie in der Villa übernachten würde.
Dann ging sie wieder zu den anderen zurück.
Es wurde spät, als die ersten aufbrachen. Drei der Nichtbewohner waren zu Fuß und hatten alle dieselbe Richtung zu gehen.
Die anderen blieben noch eine Weile sitzen.
Steffi und Kalle hatten schon ihre Möbel und Klamotten da, wohnten auch seit gestern in der Villa. Einige schliefen bei Kalle, die anderen verteilten sich auf leere Zimmer, hatten Luftmatratzen dabei oder nahmen eine Matratze auf den Rücken und verabschiedeten sich. Steffi sammelte zwei Mädchen ein und nahm sie mit zu sich ins Zimmer.
Dirk stellte Anka vor die Wahl, entweder in Steffis vollem Zimmer zu schlafen oder aber mit bei ihm zu übernachten. Da brauchte sie gar nicht lange zu überlegen und entschied sich für ihn. Mit ihm konnte man vorm Einschlafen noch so schön herum albern.
Sie zogen sich also in sein Zimmer zurück. Ein Teppich lag bereits darin. Auch eine alte Kommode und ein mindestens genauso alter Kleiderschrank standen hier.
Dirk holte eine zweite Matratze und schob sie zu seiner. Sein Radio lief schon den ganzen Abend mit leiser Musik. Er zog sich sein Piratentuch vom Kopf, riss die Arme hoch und sagte: „Es ist einfach schön hier.“
„Das glaub ich gern.“
Er löschte das Licht und öffnete eines der großen Fenster. „Komm her“, meinte er.
Anka trat zu ihm ans Fenster. Sie lauschten in die Nacht.
Es war so ungewohnt ruhig, nur ein paar Grillen zirpten noch vor sich hin. Am Himmel funkelten unzählige Sterne. Der Mondschein fiel auf den Garten.
Nebeneinander mit den Armen auf die Fensterbank gestützt genossen sie diese Mondscheinidylle eine ganze Weile.
„Jetzt geht sicher bald die Sonne auf, was“, vermutete Anka leise.
„Es ist erst halb Drei. Da müssten wir noch ein Stündchen warten. Kannst du noch so lange stehen?“
„Ich befürchte nein. Ich bin todmüde“, lehnte sie sich mit dem Kopf gegen seine Schulter und gähnte verhalten.
„Na dann gehen wir wohl besser schlafen“, legte er einen Arm um sie. „Nicht, dass du mir noch umfällst. Und dann liegst du da mit Aua.“ Er lachte, ließ sie wieder los und ging zu den Matratzen. „Mist“, hörte sie ihn fluchen.
„Was ist?“
„Ich habe vergessen, eine zweite Decke zu besorgen. Ach, macht nichts. Nimm du sie.“ Er legte sie auf Ankas Matratze.
„Müssen wir halt zusammen drunter“, dachte sie laut. Sie wurde rot wie eine Tomate und hoffte, dass er ihre Antwort nicht falsch auffasste. Zum Glück war es dunkel im Zimmer. Sie bezwang sich und fragte keck: „Oder hast du Angst vor mir?“
„Welch verlockendes Angebot. Ich wäre blöd, wenn ich jetzt nein sagen würde.“
„Dachte ich mir’s.“
Anka legte sich hin und Dirk packte sich zu ihr. Sie kuschelte sich leicht an ihn und sagte: „Wenn unsere Eltern wüssten, wie nah wir uns inzwischen sind...“
Und dein Kerl erst, fügte er in Gedanken noch hinzu. „Nicht auszudenken“, grinste er.
Sie flüsterten noch eine Weile.
Bald merkte Dirk, dass das Mädchen neben ihm eingeschlafen war. Er dachte so bei sich, dass sie sich in seinen Armen wohl zu fühlen schien, und lächelte.
Wenig später dämmerte auch er weg.
* * *
Am nächsten Morgen war es noch lange sehr still im Haus. Erst gegen Mittag kam allmählich Leben in die Villa.
Dirk wurde wach und mit ihm auch Anka.
„Na?“ blinzelte sie ihn verstohlen an. „Gut geschlafen?“
„Prima“, log er gekonnt. „Wann war ich das letzte Mal mit einer Frau zusammen in ein und demselben Bett, und das auch noch eine ganze Nacht lang.“ Das war nun wieder nicht gelogen, denn es war schon Ewigkeiten her, dass er ein Mädchen mit zu sich genommen bzw. ein Mädchen ihn abgeschleppt hatte. Und dann war noch nicht mal was passiert letzte Nacht. So kannte man Dirk ja gar nicht!
Die menschlichen Party-Überbleibsel fanden sich nach und nach unten in der Küche ein. Irgendwer hatte sogar frische Brötchen geholt.
Das Frühstück zog sich über zwei Stunden hin.
Anka hatte zum Schluss Bauchweh vom vielen Lachen.
* * *
Am Abend war das besagte gemütliche Beisammensein bei Anka daheim in der neuen Wohnung. Dirk kam wie versprochen vorbei. Zusammen mit den ganzen Erwachsenen und der kleinen Lisa wurde es ein lustiger Abend. Gleichzeitig auch eine Art Abschied für Anka, weil sie am nächsten Morgen mit ihrer Freundin in den Urlaub wollte.
Als Dirk sich spätabends seiner Familie anschloss, umarmte er Anka herzlich und meinte: „Pass auf dich auf, Kleine, mach keine Dummheiten und melde Dich mal. Kannst ja mal schreiben, okay?“
„Okay“, antwortete sie brav und ließ ihn schweren Herzens gehen.
Von Guido hatte sie sich bereits am Nachmittag verabschiedet.
Er hatte für den Abend andere Dinge vorgeschoben, um dem trauten familiären Beisammensein zu entgehen. Anka war es ganz recht so gewesen. Wer weiß, ob er und Dirk sich überhaupt verstanden hätten. Guido schätzte ihre männlichen Freunde nicht sonderlich. Für ihn waren sie allesamt potentielle Konkurrenten. Er sagte es nie, jedoch verhielt er sich entsprechend reserviert bei diesem Thema.