Читать книгу Feuer und Flamme - Tina Engel - Страница 8
Kapitel 6
ОглавлениеHoffentlich funktioniert die Klingel, dachte Anka ein paar Tage später, als sie die Stadt hinter sich gelassen hatte und gerade auf die Villa zuradelte. Aber diese Besorgnis konnte sie verwerfen, denn die Haustür stand sperrangelweit offen. Umso besser.
Anka stellte ihr Rad neben der breiten Treppe an der Hauswand ab.
Vorsichtig warf sie oben an der Haustür einen Blick ins Innere des Gebäudes. Sie hörte ein Hämmern und Sägen. Langsam und bedächtig schritt sie durch den großen Flur im Erdgeschoss. Gleich vorn hinter der Haustür führte links eine halbgewendelte Treppe in das Obergeschoss.
Anka blieb mitten in der Diele stehen. Zu ihrer Linken waren zwei Türen dicht nebeneinander und zu ihrer Rechten war eine Tür ganz vorn bei der Haustür und eine auf ihrer Höhe. Geradezu vor ihr befanden sich ebenfalls zwei Türen, eine davon links und eine rechts. Soviel zum Erdgeschoss.
„Haaallo!“ rief sie laut durch den Hausflur.
Ein mehrfaches „Hallo“ wurde in der oberen Etage aus verschiedenen Zimmern zurückgerufen. Sie kicherte leise und lief über die Treppe nach oben, wo die Hallos hergekommen waren. Dort fand sie Dirk bei der Arbeit.
„Ach du bist das Hallo“, stellt Dirk fröhlich fest und umarmte sie kurz. „Das ist aber schön, dass du mal vorbeischaust.“ Er schien sich wirklich zu freuen.
„Jungs! Kommt mal her!“ rief er laut. Hinter Anka erschienen die drei anderen. „Darf ich vorstellen, das ist eine gute Freundin von mir. Eigentlich heißt sie Bianka, aber sie wird Zeit ihres kurzen Lebens nur Anka gerufen. Anka, das sind meine Kommis Kalle, Otto und Kai. Wollen alle drei mit hier einziehen.“ Es gab ein freundlich-fröhliches Händeschütteln.
Dann nahm Dirk Anka mit hinunter ins Erdgeschoss. „Ich mache jetzt mit dir eine Villenbesichtigung.“
„Okay.“ Sie hakte sich bei ihm unter. Er tat, als wären sie in einem Museum mit hochinteressantem Anschauungsmaterial und wertvollen kulturellen Schätzen, und führte sie durch verschiedene Zimmer. Zu jedem der Räume spann er sich eine Kurzgeschichte aus der Zeit des Jugendstils - also kurz nach der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert - zusammen.
Eines der Zimmer war seins. In dem standen sie jetzt.
„Du musst dir mal vorstellen, hier war alles voll gestellt mit lauter altem Kram. Wir haben das ganze Zeug auf den Dachboden geschmissen.“
„Was meinst du, wann ihr mit allem hier fertig seid?“
Er seufzte und fuhr sich durch seine kurzen dunklen Locken. „Schwer zu sagen. Kai und Otto fahren morgen Nacht für zwei Wochen in den Urlaub, und Suse muss den ganzen Sommer über bei ihren Eltern auf dem Feld schuften.
Bleiben nur noch Kalle, Alex, Steffi und ich übrig.“
Anka hatte mitbekommen, dass die Tapeten teilweise herunterhingen und noch in allen Räumen abgekratzt werden mussten, damit man neue dran tapezieren konnte. Im Garten gab es ebenfalls viel zu tun. Sie hatte von Dirks Zimmer einen direkten Blick darauf. Der Garten glich momentan allerdings eher einem Urwald.
„Das Dach haben wir auch schon abgedichtet. Oben hat es in eines der Zimmer immer wieder reingeregnet. Das haben wir inzwischen Gott sei Dank trockengelegt. Dielen haben wir ausgewechselt...“ Dirk zählte noch einige Sachen auf und war dabei ganz in seinem Element.
„Das bezahlt alles ihr?“ fragte Anka skeptisch. „Oder der Vermieter?“
„Nee, wir, aber dafür brauchen wir drei Monate lang weder Miete noch Nebenkosten zu zahlen. So sind die Kosten wieder raus.“
Sie gingen in die Küche hinüber, die schön geräumig war und als einzige mit Möbeln ausgestattet war, die ausnahmsweise nicht rausgeschmissen werden sollten.
„So richtig alte Bauernmöbel. Sehen urig aus und erfüllen ihren Zweck.“ Er holte zwei Tassen aus dem Schrank und stellte eine Thermoskanne mit Kaffee auf den großen Tisch.
„Du möchtest doch Kaffee, oder?“
Anka nickte und nahm kurz darauf die volle Kaffeetasse entgegen. Sie trank den Kaffee schwarz, das wusste Dirk bereits von daheim. So musste er glücklicherweise nicht erst nach Milch suchen, geschweige denn nach Zucker.
Anka nahm einen Schluck und meinte dann entschlossen: „Ich helfe euch. Du musst mir nur sagen, was ich tun soll.“
„Nee, lass man, das brauchst du nicht“, erwiderte Dirk etwas verlegen.
„Ihr habt uns aus der Patsche geholfen, da kann ich dir doch auch helfen, oder?“ Eindringlich sah sie ihn an.
„Na gut, bevor du mich schlägst...“ Insgeheim freute er sich sogar, dass Anka ihm helfen wollte, man sah es ihm auch an.
Anka machte nun ein ganz ernstes Gesicht: „Ich bin gegen Gewalt und fange bei dir auch nicht damit an.“ So ernst klang es jedoch nicht.
Er legte ihr seine flache Hand auf die Schulter. „Das beruhigt mich doch sehr.“
Ausgerechnet du, der den schwarzen Gürtel hat! dachte Anka amüsiert.
* * *
Es war schon später Nachmittag, als das Mädchen von der Villa wieder fortfuhr. Dirk musste bald zur Schicht und fuhr kurz darauf mit seinem alten Auto ebenfalls heim, um sich kurz frisch zu machen und umzuziehen.
Anka machte es sich nach ihrer Rückkehr in das Hellersche Haus mit einem Buch auf Dirks Bett bequem.
Nach dem Abendessen holte Gitta ihre Freundin ab.
Sie hatten vor, ins Kino zu gehen, weil gerade ein interessanter, neuer Action-Thriller angelaufen war, den sie sich unbedingt ansehen wollten.