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Was wird während der Klassischen Konditionierung gelernt?

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Innerhalb des Paradigmas der Klassischen Konditionierung gibt es zwei Lernmechanismen:

• Eine Kopplung zwischen dem konditionierten Stimulus (CS) und der unkonditionierten Reaktion im Sinne eines Stimulus-Response Lernens.

Im Beispiel vom kleinen Albert wird Angst als unkonditionierte Reaktion mit dem ursprünglich neutralen Reiz (Ratte) verknüpft. Hierbei ist die CR identisch mit dem UR, jedoch meist etwas schwächer ausgeprägt.

• Eine Koppelung zwischen dem konditionierten Stimulus und dem unkonditionierten Stimulus im Sinne eines Stimulus-Stimulus Lernens.

In diesem Fall lernt der kleine Albert eine Verknüpfung von Lärm und der Ratte. Hierbei kann die CR identisch mit dem UR sein, muss es aber nicht. Wird die Ratte z. B. in größerer Distanz präsentiert, kann die Angstreaktion schwach ausgeprägt sein.

Wenn ein Reiz zu oft oder regelmäßig dargeboten wird, kommt es zu einer Gewöhnung an den entsprechenden Reiz (Habituation). Die Bereitschaft, auf einen habituierten Reiz zu reagieren, verringert sich. Lernpsychologisch handelt es sich um die Abnahme der Reaktionsbereitschaft bei wiederholter Stimulusdarbietung. Der Mensch ist bereits früh mit einer hohen Anzahl an Reizen und Informationen konfrontiert und lernt entsprechend zu habituieren. Eine kontinuierliche Verarbeitung der Informationen würde zu einer kognitiven Überlastung führen. Um dieser Überlastung entgegenzuwirken, blendet der Organismus Reize aus, um sich so an sie zu gewöhnen. Die Habituation bezieht sich hierbei auf angeborene Reflexe, die bei der Geburt bereits komplett ausgebildet sind oder sich über die Lebensspanne entwickeln. Die Habituation ist eine, meist unbewusste Art des Lernens. Habituation geschieht, wenn der Körper einem immer wiederkehrenden Reiz ausgesetzt ist, welcher sich als unbedeutend erweist. Die Reaktion wird immer schwächer und bleibt nach einiger Zeit meistens völlig aus. Habituation ist reizspezifisch, d. h. sie bezieht sich immer nur auf einen bestimmten Reiz. Hierbei lässt sich die Habituation von der Ermüdung unterscheiden. Bei einer Ermüdung treten im Organismus alle Reaktionen in verminderter Stärke auf. Eine habituierte Reaktion tritt jedoch nur auf einen bestimmten Reiz auf, wird ein anderer Reiz dargeboten, ist die Reaktion auf ihn unvermindert stark. Sie ist weiterhin reaktionsspezifisch, d. h. sie bezieht sich immer nur auf einen bestimmten Reiz, und auch wenn mehrere Reaktionen ausgelöst werden, kann immer nur eine Reaktion habituieren. Die Habituation spielt insbesondere in der Behandlung von Angststörungen eine Rolle. Ein Kind, das sich mit seinen Ängsten konfrontiert, die sich als unbegründet erweisen (z. B. Angst im Dunkeln, Angst, Fahrstuhl zu fahren) wird bei andauernder Exposition mit dem Reiz einen Rückgang der Angst erleben. Eine Angstreaktion kann biologisch nur über eine bestimmte Zeitspanne aufrechterhalten werden, anschließend sinkt sie. Eine Vermeidung von Angstsituationen führt demnach zu einer Hemmung der Habituation, und die Angst wird langfristig aufrechterhalten.

Habituation wird verlangsamt, wenn eine hohe Reizintensität vorliegt oder der Reiz von hoher subjektiver Bedeutung ist. Weiterhin wird sie verlangsamt, wenn der Organismus in einem Zustand hoher Aktivierung ist, sowie bei längerfristiger niedriger tonischer Aktivierung (z. B. Schlaf) und niedriger schwellennaher Reizintensität.

Verhaltenstherapie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen

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