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Samstag, 17. Juni: Von Dugopolje über Mostar nach Dubrovnik

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Heute durfte man einen besonderen Tag erwarten, denn es ging an ein Ziel, das man vor gar nicht langer Zeit als Deutscher nicht besuchen konnte, es sei denn man war Soldat, Aufbauhelfer oder ähnliches! Zunächst ging es jedoch ins Hinterland nach Imotski, wo es den Blauen und den Roten See zu sehen gibt, die auf ähnliche Weise entstanden sind wie die Plitwitzer Seen. Dummerweise hätte man, um den Roten See zu sehen, Eintritt für den dazu gehörenden Nationalpark bezahlen und eine Weile wandern müssen, was jedoch nicht in unseren Zeitplan passte. So blieb uns nur der Blaue See, was natürlich blöd ist für jemanden, der Fotos zeigen möchte.

Gleich hinter einem Nachbardorf war ein unscheinbarer Grenzübergang, bei dem man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, das Wort „Italy“ auf den spendierten Containern und anderes zu übermalen. Das ist die Grenze zu Bosnien-Herzegowina, also eine EU-Außengrenze, sodass wir alle unsere Ausweise oder Reisepässe einsammeln mussten (die wir übrigens auch in allen Hotels auf der Reise an der Rezeption abgeben mussten). Man wollte unseren großen Bus voller Touristen mit Geld zunächst nicht ins Land lassen, weil man zu arm sei, um sich Lesegeräte für die digitalen Ausweise und Pässe leisten zu können. Diesen diskreten Hinweis hatte unser Reiseleiter leider nicht gleich verstanden. Aber dann kam eine resolute Oberzöllnerin, um unseren Bistrobus zu besichtigen, und wir durften mit ein paar Flaschen Wein weniger einreisen.


Bosnien ist nicht nur ein sehr korruptes Land, sondern auch eines der ärmsten in Europa, was man während der Fahrt überall sehen konnte. Auch die Kriegsschäden waren nicht zu übersehen. Man fühlt sich seltsam, wenn man dort in einem Luxusbus herumfährt! Umso mehr fallen die vielerorts stehenden Neubauten und großen Autos der Leute auf, die offensichtlich Beziehungen haben. Auch unser Ziel, die Stadt Mostar, sieht nicht besser aus, und man kommt kaum an den überall sitzenden bettelnden Roma vorbei. Und doch ist Mostar inzwischen ein beliebtes Touristenziel, man hat dort einen großen Busparkplatz gebaut und die größte Sehenswürdigkeit, die im Bürgerkrieg zerstörte Alte Brücke (Stari Most) und die aus der Türkenzeit stammende Altstadt drumherum schön wiederaufgebaut. Dort gibt man sich Mühe, den Touristen ihr Geld zu entlocken, d.h. ihre Euros, denn für kroatische Kuna oder gar die Landeswährung Konvertible Mark interessiert sich niemand. Alle Preise waren schön rund, halbe Liter Bier kosteten beispielsweise 1,50, und für richtig große Eiskugeln, für die ich in Kroatien zwischen 8 und 12 Kuna hinlegen musste (übrigens war hier wie dort die Auswahl an Sorten riesig groß und einfallsreich), wollte man hier ganze 50 Cent! Ich war allerdings überrascht, vom Verkäufer des „besten Eises der Stadt“ gleich auf Deutsch angesprochen zu werden. Irgendwie scheint man mir die Herkunft anzusehen. Um die Stari Most zu überqueren, muss man erst einmal mit dem glatten Pflaster und den ungewöhnlichen Stufen zurechtkommen. Oben sammelten jungen Männer Geld, damit einer von ihnen von der Brücke springen würde, worauf unten zahlreiche Touristen warteten. Ich weiß nicht, ob er jemals gesprungen ist, während unserer Anwesenheit sprang er jedenfalls nicht.


Leider haben wir auf dem Rückweg nicht Medjugorje besucht, obwohl es nach Lourdes und Fatima der drittgrößte Marienwallfahrtsort Europas ist. Die noch heute andauernden Marienerscheinungen wurden allerdings bis jetzt von der katholischen Kirche nicht anerkannt. Auch die Ausreise über einen größeren Grenzübergang dauerte lange, was jedoch daran lag, dass mehrere Busse voller Touristen mit und ohne Schlitzaugen gleichzeitig eintrafen. Um das in einer Enklave liegende Dubrovnik zu erreichen, muss man noch einen wenige Kilometer breiten zu Bosnien gehörenden Streifen durchqueren, wobei es entgegen meiner Erwartung keine Transitautobahn gibt, was zwei weitere Grenzübertritte kurz nacheinander bedeutet! Man arbeitet jedoch bereits an einer Umgehungslösung über die vorgelagerten zu Kroatien gehörenden Inseln. Danach wurde noch ein Zwischenstopp in der Stadt Ston eingelegt, die die angeblich längste erhaltene Stadtmauer Europas besitzt. Auf den mehr als fünf Kilometern voller Steigungen laufen Verrückte sogar Marathon! Leider ist mir der Ort vor allem in Erinnerung geblieben wegen einer der versifftesten Toiletten, die mir in einem halben Jahrhundert incl. Bundeswehrzeit begegnet sind. Ich habe aber doch davon Abstand genommen, Beweisfotos vorzulegen. Ziemlich spät erreichten wir endlich unser Tagesziel Dubrovnik. Unser Hotel wird von oben angefahren, während die Etagen nach unten nummeriert sind. Der Ausblick vom Balkon und das gute Essen entschädigten für einen seltsamen Tag.


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