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›HIMMEL UND ERDE‹ – WAS IST DAS?

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›Himmel und Erde‹ ist das, was der Mensch mit bloßen Augen sieht.

Auch heute ist es so. Der blaue oder wolkenbehangene Himmel. Wenn der Himmel blau ist, sieht man die Sonne, nachts sieht man den Mond und die Sterne. Nachts herrscht die Dunkelheit, tags das Licht.

Und die Erde trägt uns, wir stehen oder knien oder gehen auf ihr. Auf der Erde leben auch Tiere und Pflanzen. Flüsse durchqueren die Erde, und der Regen macht sie fruchtbar.

Je enger der Gesichtskreis, desto heimischer sind Himmel und Erde, je größer der Gesichtskreis, desto unbekannter und unheimlicher sind sie.

Dieses ›Himmel und Erde‹ wurde von Elohim erschaffen.

Was der Mensch vor vier, drei, zwei oder anderthalb tausend Jahren nicht gesehen hat, wurde von Elohim nicht erschaffen. Oder doch? Die Frage stellte sich für die damaligen Menschen gar nicht.

Der Himmel war noch nicht das All, der Weltraum. Der Himmel war ein Dach, an dem Sonne und Sterne aufgehängt waren und sich um die Erde drehten.

Ähnlich dem Haus, das die Menschen bewohnen, ist der Kosmos, der ›Himmel und Erde‹ heißt. Das Haus hat einen Boden, Wände und ein Dach, an dem heute elektrische Lampen hängen, an dem damals eine oder mehrere Öllampen hingen, je nachdem, was sich der Hausbewohner leisten konnte.

So hat sich der Mensch ›Himmel und Erde‹ vorgestellt: der Erdboden natürlich unten, ›unendlich‹ groß, der Himmel blau am Tag oder schwarz in der Nacht, daran Leuchten, kleine und größere. Und da der Horizont so groß und unerreichbar war, war der Himmel gleichzeitig Dach und Wand des Welthauses.

Der Mensch hatte sich Himmel und Erde als Abbild seines Hauses vorgestellt: Der Kosmos als Zelt, domus, casa, home, Heimat. Und nach diesem Bild des Menschen wurden ›Himmel und Erde‹ durch Elohim erschaffen.

In ein römisches domus gehörten auch die Hausgötter: die Laren und die Penaten, die die Aufgaben hatten, die Hausbewohner zu schützen. Auch vor den Römern hatten die Menschen gerne Götter, nicht nur innerhalb ihrer vier Wände, sondern auch in ihrem großen Haus, dem Kosmos. Mehrere von ihnen, sogar deren Namen, haben wir inzwischen kennengelernt.

Das Weltall, wie es sich uns heute darstellt, ist hingegen auch für den heutigen Menschen mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln tatsächlich unermesslich. Davon wussten die Autoren der Bibel nichts oder sie hatten nur eine vage Intuition. Zehn Millionen mal zehn Millionen Sterne umfängt es – das ist nur eine grobe Schätzung, und diese vielen Sterne, von denen wir uns keine Vorstellung machen können, sind nicht mal fähig, das All hell erleuchten zu lassen. Das All ist dunkel, schwarz, die Sterne sind zu wenige, um es zum Leuchten zu bringen. So groß ist das Universum, und es wird immer größer.

Der Weltraum expandiert ständig. Und neue Sterne werden geboren, alte sterben ab.

Gibt es ein anderes Leben im All? Es ist sehr wahrscheinlich, so groß ist das Universum. Was sind wir denn, dass wir meinen könnten, unser Leben sei die einzig mögliche Lebens-Art? Es gibt viele Möglichkeiten, Leben zu definieren, eventuell existieren viele Lebensarten. Vielleicht gibt es kein biologisches Leben (auch wenn es paradox klingt) wie unseres, aber doch Intelligenz im All. Geist muss nicht unbedingt mit vergänglicher Biomasse oder gar mit Materie verbunden sein. Vielleicht ist das Universum selbst intelligent und wird von dieser Intelligenz gesteuert.

Vor kurzem haben Wissenschaftler Wasser außerhalb der Erde entdeckt, als Eiskristalle oder als vereiste Fläche. Man hat es auf Asteroiden entdeckt und sogar auf Planeten. Dass außerhalb der Erde Leben existieren kann, belegt die Existenz des Wassers im All. Denn Wasser ist auch vor allem Schöpfungsakt: die Mutter allen Lebens – auch auf Erden.

Einige Wissenschaftler gehen heute sogar von der Hypothese aus, dass das Wasser von herabstürzenden Asteroiden auf die Erde – sozusagen – ›importiert‹ wurde: ein chaotisches Element zuerst, bevor Leben, also Kosmos hier entstanden ist. Vielleicht ist Leben woanders sogar weiter entwickelt?

Mit all dem hatte der biblische Elohim nichts zu tun. Er ist, wenn man die Bibel aufmerksam liest, genauso wenig der Schöpfer des Alls wie andere semitische Götter. Er hat an einem kurzen Tag das Licht zwischen Himmel und Erde erschaffen, damit er sieht, was er noch zu tun hat, um das anfängliche Chaos in Ordnung zu bringen. Dann widmete er die weiteren sechs Tage der kleinen Erde, und einen einzigen Tag brauchte er, um das Dach über der Erde zu schmücken, die zwei großen und die kleineren Laternen zu erschaffen, »damit sie über die Erde leuchten«.

Der Himmel Elohims, das schön anzusehende Firmament, ist ein Dach über unserem Kopf, nicht das Universum, nicht das All, nicht der Weltraum.

Jahwe hatte seinerseits einen noch engeren Horizont: Einen Garten Eden hat er gepflanzt, verortet in Mesopotamien. Was außerhalb dieses eingezäunten Gartens war, ist nicht das Werk Jahwes. Der Garten Eden ist der neue Kosmos Jahwes, ähnlich wie die Insel im Wasser, der Nilhügel, begrenzt und gezäunt. Eine Inseloase.

Für die Schöpfung Jahwes ist das Bild der Oase in der Tat sehr treffend. Der Boden ist öde und trocken, kein Strauch und kein Gras weit und breit: die den Nomaden bekannte Wüste. Mittendrin schafft Jahwe einen Garten mit Bäumen und Wasserquellen: eine kleine Welt, wenn auch ein schöner Garten.

Am Allerwichtigsten, wie wir gesehen haben, ist für beide schaffende Götter der Mensch. Anthropozentrisch ist alles, auf den Menschen fixiert, ausgerichtet. Und das Firmament ist geozentrisch, auf die Erde hin erschaffen und gedacht.

Wer heute meint, Elohim oder Jahwe habe auch das uns heute mehr oder minder – eher vom Hörensagen – bekannte Universum erschaffen, kann sich auf die Bibel nicht berufen. Das geschieht eher assoziativ: Je größer der eigene menschliche Horizont wird, desto größer wird auch der Schöpfergott, desto mannigfaltiger werden die Schöpfertätigkeiten Gottes. Wir reden dann nicht mehr von Jahwe oder Elohim, sondern von ›Gott‹, und meinen eigentlich nicht mehr den biblischen Elohim, auch wenn Elohim ›Gott‹ bedeutet, sondern einen globalisierten namenlosen Gott.

Heutige Gläubige meinen kurzschlüssig, im Schöpfungsbericht stehe, Elohim oder Jahwe hätte das All erschaffen. Dem ist nicht so. Zur Zeit der Entstehung der Bibel war der globale Gott nicht denkbar. Es waren viele ganz kleine Lokalmatadoren, viele Götter, von denen jeder seinen kleinen Kosmos für sein eigenes Volk schuf.

Die kopernikanische war eine ganz gefährliche Wende. Nicht nur die Erde befand sich nicht mehr in der Mitte des neuen Universums, sondern der Mensch selbst war nicht mehr der Mittelpunkt der Welt.

Nicht nur soll sich nun die Sonne anders verhalten als in der Bibel beschrieben, nicht nur soll sich die Erde um die Sonne drehen, statt, wie früher geglaubt, anders herum, wie es in der Bibel steht.

Plötzlich stimmten die Koordinaten nicht mehr. Die Erde war nicht mehr in der Mitte von allem, und der Mensch nicht mehr die Mitte der Erde, sondern umgekehrt. Die Sonne droht, selbst die Mitte zu werden, die Erde wird ein einfacher Trabant und der Mensch ein Wesen, das von diesem Trabanten um die Sonne herum mit geschleudert wird – ohne dass er sehr lange Zeit, Millionen von Jahren, überhaupt gemerkt hätte, dass er mal auf den Füßen, mal auf dem Kopf steht – so eingebildet ist er.

Sollte das stimmen, und es stimmt leider für uns, dann ist der Mensch nicht der Gipfel der Schöpfung – und das ist nun gerade der Gipfel! Seine sämtlichen Privilegien sind damit in Frage gestellt. Der Mensch ist ein kleines Wesen innerhalb einer kleinen Welt, die Jahwe oder Elohim für ihn erschaffen hatten, mitten in einem Universum, das anscheinend nicht für ihn existiert. Sein Kosmos ist nicht mehr seiner. Der Kosmos ist größer, unübersichtlich, ungemütlich, eigentlich kein Kosmos im eigentlichen Sinn, sondern schon wieder ein bisschen chaotisch geworden – auch für Elohim. Das Universum ist dem Menschen und Elohim über den Kopf gewachsen. Er fühlt sich nicht mehr zu Hause.

Der Mensch ist ein seltsames Wesen. Intelligent, fantasiebegabt, aber gelegentlich ohne Humor.

Mehrere Jahre später hat er entdeckt, dass nicht einmal unsere Sonne die Mitte des Universums ist. Sie ist nicht mal die Mitte unsere Galaxie, der Milchstraße, in der sich andere große Sonnen befinden, in der bereits abgestorbene, weit größere Sterne als dunkle Löcher sich befinden. Sie steht oder dreht sich (man kann es nicht übersehen) am Rande eines Universums ohne für uns sichtbare Ränder und Grenzen.

Eine ganz bedrohliche Situation für alle, eigentlich auch für den Schöpfer.

Waren Elohim und besonders Jahwe so kurzsichtig, dass sie selbst das große Universum übersehen hatten und für den kleinen, unwichtigen Menschen so einen Garten (Eden) oder – ein wenig großzügiger – einen Fußboden (die Erde) mit einer Decke mit Lampen (den Himmel) gebaut haben? Die Vergleiche stimmen nicht ganz: Am Universum gemessen ist die Bleibe des Menschen noch winziger und unbedeutender.

Auf der anderen Seite: Welcher Gott hat dieses neue Universum, das All erschaffen? Davon steht in der Bibel leider nichts. Elohim eigentlich nicht und Jahwe mit seinem kleinen Edenschrebergärtchen nun wirklich nicht. Was die Menschen damals gekannt haben, nur das haben Elohim und Jahwe geschaffen. Für den Rest sind sie nicht zuständig.

Ist überhaupt ein Gott der Schöpfer des Universums, oder ist das Universum von schöpferischer Kraft beseelt und entwickelt sich weiter, bis es unendlich und ewig wird?

Jedenfalls ist die Erde nicht einmal ein heller Punkt im Universum, keine Sonne, kein Stern. Die Menschen können inzwischen – weit weg vom Garten Eden – um die Erde selbst kreisen. Die Erde scheint nicht aus eigener Kraft, wenn sie überhaupt scheint.

Je nach Gesichtspunkt und Perspektive ist die Erde einerseits wichtig, wenn man auf ihr fußt, sie scheint andererseits sogar entbehrlich zu sein, je weiter man, wenigstens gedanklich – und das haben die Menschen inzwischen gelernt –, sich von ihr entfernt. Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt ist sie wie nicht existent, vom Blickfeld verschwunden. Und mit ihr auch ihre sämtlichen Schöpfer und Götter. Aus dem Auge, aus dem Sinn. In der italienischen Wendung hat der Spruch eine andere Nuance: lontano dagli occhi lontano dal cuore (aus dem Auge, aus dem Herzen).

Und der Mensch, der sich als das höchste Wesen, ein klein wenig unter dem lieben Gott einstuft, befindet sich am Rande eines Universums, das er eigentlich gar nicht begreift.

Je entfernter man von der Erde ist, desto kleiner wird der Mensch. Bald ist er Staub, ein Körnchen dieser Erde. Selbst die Erde wird ein Körnchen Staub des Universums.

Was ist mit ihren Schöpfern? Die meisten in den Schöpfungsmythen genannten Götter sind selbst Staub der Vergangenheit geworden. Wer weiß noch etwas von den ägyptischen Schöpfern Hapi, Re, Atum, Chepri, Ammun, Ptah?

Auch die Götter aus Mesopotamien sind tot, Enki und An, Apsu, Tiamat und Marduk.

Und auch der kanaanäische Gott El ist tot.

Sie alle waren an der Erschaffung eines kleinen Teils dieser kleinen Erde beteiligt.

Hier ein kleiner Auszug aus einem ägyptischen Schöpfungsmythos, der stark an Jahwes Schöpfung erinnert:

»Du bist der Meister der Töpferscheibe,

dem es gefällt, auf der Scheibe zu bilden,

der wohltätige Gott, der das Land belebt,

der die Keime der Erde in Berührung bringt.

Du bist der Allmächtige,

du hast die Menschen auf der Scheibe gebildet, täglich,

in deinem Namen, Chum. Der Töpfer.«

(In: Die Schöpfungsmythen, Zürich 1964, 94)

So nah zu den biblischen Schöpfungsberichten, so weit vom jetzigen Universum.

Was haben diese Götter mit dem riesigen All zu tun? Nichts. Was haben Elohim und Jahwe mit ihm zu tun?

Weit weg von der Erde auf einem kleinen Planeten, der um einen größeren Stern als die Sonne sich dreht, sind Leben und Intelligenz vorhanden. Dort spricht keiner von Elohim und keiner von Jahwe. Dort kennt sie gar keiner. Vielleicht aber haben auch diese Wesen Gottesbilder und nennen sie mit anderen, eigenen Namen.

Es gibt kein wirksames Bilderverbot. Jeder macht sich seinen eigenen Gott und meint, sein Gott sei der richtige und der einzige.

Instinktiv – weil damals nicht mal Kopernikus oder Galilei von der tatsächlichen Größe des Universums wirklich Ahnung hatten – haben die Kirchenmänner gespürt, auf dem Spiel stehe nicht nur ein kleiner Spruch aus der Bibel, der davon ausgeht, dass die Sonne sich um die Erde dreht. Auf dem Spiel stehe das gesamte Machtgefüge des Menschen über Flora und Fauna, die Macht Gottes (zu dem Zeitpunkt war Elohim in der Kirche fast vergessen und Jahwe war scheinbar nicht mehr der Gott der Christen) über die Welt und den Menschen – was nicht so schlimm war.

Besonders aber stand auf dem Spiel die Macht der selbsternannten Stellvertreter Gottes auf Erden. Zum Zeitpunkt der kopernikanischen Wende waren nicht mehr die einfachen Menschen, die ›Ebenbilder‹ des Elohim, die Stellvertreter Gottes auf Erden. In der Zwischenzeit hatten sich die Kleriker emporgearbeitet. Diese ›Berufsgruppe‹ fühlte sich Gott ganz besonders ähnlich und nah. ›Kleros‹ heißt auf Griechisch ›Teil‹. Die Kleriker haben Teil am Heiligen, sind Teile des Heiligen.

Die Reaktion dieser Menschen ist verständlich. Ihre Macht war bedroht. Und psychologisch verständlich ist die Tatsache, dass es länger als 400 Jahre gedauert hat, bis die Kirche diesen Irrtum eingesehen hat.

Wollten wir uns von der Evolutionstheorie Rat holen, dann geriete das übergroße Selbstwertgefühl des Menschen richtig ins Schwanken. Denn nach dieser Lesart der Entwicklung des Lebens kann der Mensch mehr oder minder nur ein Zufallsprodukt sein, das irgendwann von der Evolution überrundet und weggeworfen wird, oder eine Zwischenstufe bleiben, wie der Affe die Vorstufe des Menschen ist.

Die Sonne wird erkalten. Die apokalyptische Vision, dass Sonne und Sterne vom Himmel herunterfallen, ist nicht falsch. Die Sonne wird erkalten, aber nicht, weil der Mensch böse ist, sondern weil es in ihrer Natur liegt. Junge Sterne brennen stark, alte Sterne erkalten und zerfallen, genau wie der Mensch.

Bevor die Sonne aber kalt wird, wird sie beim Abkühlungsprozess mindestens doppelt so groß werden und sich Merkur, Venus und Mars einverleiben.

Auf der Erde wird das Leben verdorren, alles wird Wüste. Es ist ein besseres Schicksal, als wenn die Erde und mit ihr die Menschen von der Sonne auch einverleibt und Teil eines erkaltenden, aber heißen Magmas würden.

Es wird also, im günstigen Fall, eiskalt werden auf der Erde. Wenn wir uns heute davor fürchten, dass das Polareis schmilzt und das Wasser der Ozeane bedeutend ansteigt und schöne Städte wie Venedig und New York überflutet werden, können wir uns trösten. Die Erde wird eine Eiskugel werden, wenn die Sonne erkalten wird.

Dafür werden andere Sterne wiedergeboren werden, und andere Planeten werden um die neuen Sonnen kreisen, und vielleicht wird dort neues Leben entstehen, und neue Götter werden dort angebetet.

Es gibt heute immer noch Theorien, die besagen, dass die Expansion des Universums zum Endziel die Entstehung und die Transformation des Menschen hat, der sich mit dem Universum weiter entwickeln wird, wie das Universum die eigenen Bestandteile dem Zerfall preisgibt, um neu zu werden, vielleicht ja Geist und Intelligenz.

Diese Theorien übersehen, dass das Universum sich am Menschen vorbei entwickelt.

Der Anthropozentrismus, die Sicht, dass der Mensch die Mitte des Universums, das Abbild Gottes ist, ist leicht übertrieben, um nicht zu sagen, sie ist die naive Selbstüberschätzung des Menschen.

Der Anthropozentrismus übersieht merkwürdigerweise, dass der Mensch vergänglich ist. Nicht nur der Einzelne wird zu Staub zurückkehren, die Menschheit selbst zusammen mit der ihr von den Göttern geschenkten Heimat ist Futter für die Fortentwicklung und Expansion eines Universums, das keine Skrupel hat, sich nicht nur winzige Planeten wie die Erde, sondern richtig große Sterne einzuverleiben.

Und welcher Gott soll dem Menschen diese Überheblichkeit eingeflößt haben?

Jahwe und Elohim haben sich auf die Kreativität des Menschen eingelassen. Ein gefährliches Spiel, denn der Mensch ist zwar fantasiebegabt, aber, wie bereits gesagt, gelegentlich humorlos.

Auch Elohim und Jahwe werden mit dem Erkalten der Sonne auf dem kleinen Planeten Erde zunächst frieren und dann für ewig vereisen.

Sie waren bei der Erschaffung des Kosmos kurzsichtig und bei der Erschaffung des Menschen viel zu gutgläubig.

Man sollte mir nicht vorwerfen, ich hätte keinen Respekt vor Gott. Sollte er irgendwie sein (nicht ›existieren‹ – wie unsereiner), möchte ich ihm höchsten Respekt erweisen. Sollte mir die Ehre erwiesen werden, ihm irgendwie zu begegnen, wäre ich sehr froh. Ich habe aber den Eindruck: Man kann sich anstrengen, wie man will: Es ist nicht einfach, ihn zu finden.

Gegenüber Göttern aber bleibe ich skeptisch. Ich neige eher dazu, dass der Mensch sie sich erdacht hat. Vielleicht – und das ist eine realistische, logisch wie psychologisch naheliegende Alternative – hat der Mensch sich verloren und allein gefühlt auf Erden, den Naturelementen – Winden, Regen, Eiskälte, wilden Tieren, unbekannten und giftigen Pflanzen – ausgeliefert. Es war ihm alles zuviel. Es fehlte nicht viel, dass ihm alles ein bisschen chaotisch vorkam. Es fehlten ihm Geborgenheit und Wärme auf Erden. Ein Gott, der für ihn, den Menschen, das Ganze ordnet, den Elementen Sinn und Ziel, dem Menschen das Gefühl gibt, die Sonne sei für ihn da, und der Mond und die Sterne, ja sogar die Pflanzen und die Tiere hätten keinen anderen Sinn und Zweck, als ihn, den Menschen, zu ernähren – dieser Gott gab dem Menschen eine Heimat. Eine Heimat mit einem eigenen Hausgott ist ein Kosmos, eine richtige Schöpfung, ein Zuhause mit Kamin oder mit Kachelofen.

Kurzsichtig waren also nicht unbedingt die Götter – die armen Götter waren selbst Kreaturen der menschlichen Fantasie: Kurzsichtig war der damalige Mensch. Er kannte nur seinen Garten, seine Umgebung. Er wusste nicht einmal, dass andere Menschen – eventuell einige Jahrhunderte später – ganz woanders, im heutigen Mexiko (»Was ist das?«, hätte der mesopotamische, hebräische Mensch damals gesagt, das wusste nicht einmal Kolumbus, als er sich Jahrtausende später nach Indien auf die Reise machte), andere Türme, stufenartige Pyramiden, vielleicht auch ›babylonische‹ Türme bauten.

Entsprechend hat er es sich heimelig eingerichtet. Das große Universum hätte ihn zu Recht stark irritiert.

Gott, Götter und Idole

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