Читать книгу ... weil Hunde wahre Helden sind - Udo Ingenbrand - Страница 11
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Ein Geschenk der Götter
... oder in unserem Fall wohl eher ein Göttinnen-Geschenk. Denn bei unserem Hund Filou hatten sowohl Glücksgöttin Fortuna als auch Jagdgöttin Diana ihre Hand im Spiel. Zuerst durften wir uns glücklich schätzen nach einem alten, kranken Hund wieder einen quicklebendigen, temperamentvollen Welpen um uns zu haben, der schnell lernte und recht guten Gehorsam zeigte. Von seinem Niedlichkeitsfaktor, der uns viele bewundernde Blicke einbrachte, ganz zu schweigen. Die Tatsache, dass der kleine Kerl als Border Terrier ein lupenreiner Jagdhund war, haben wir fürs Erste auf die leichte Schulter genommen. Welcher Hund hat denn bitteschön keinen Jagdtrieb? Auch den leicht verdrucksten Hinweis der Züchterin, im Wald könne man diese Hunde wohl nur an der Leine halten, konterten wir im Geist auf Terrier-Art: „Red du mal ...“
Jagdgöttin Diana brachte sich ziemlich schnell ins Spiel. Filou befand Angebote zur Beschäftigung als zu langweilig, sprich kein Bordertainment, sorry, und verschwand lieber im Gebüsch oder tauchte im Dachs- und Karnickelbau ein, wo er ein umgebundenes Brustgeschirr erfolgreich versenken konnte. Der Abenteuerlustige brauchte hierbei kein Vorbild, sondern brachte sich alles selbst bei. Unser Hund ging nicht als Begleiter zum Latschen und Tratschen in den Wald, sondern um etwas zu erleben. In der Rüpelphase zwischen anderthalb und drei Jahren lief der Border dann total aus dem Ruder. Nach glorreichen Szenen im Wildschweindickicht und uns zugetriebenen Schwarzkitteln sowie einem besonders glanzvollen Weihnachtsfest, an dem wir in der Dämmerung des Heiligabends mithilfe der Feuerwehr einen Fuchs aus seinem Bau gesprengt hatten, sahen wir auch ein, dass ein bisschen Welpenschule bei unserem Hund nicht ausreicht.
Wir suchten uns fachliche Unterstützung und lernten dazu. Nicht zuletzt auch, dass man allzu oft unwissentlich die Triebe unterstützte, die man gar nicht so gern haben wollte. Siehe Weihnachtsabend: Den Hund hatten wir dazu animiert, durch eine Röhre zu laufen, bis er nicht mehr zurückkam. Sein Fiepen hatten wir missdeutet und bei heftigen Wasserspülgeräuschen waren wir dann doch ein wenig in Panik geraten und hatten den Terrier zum Durchhalten ermutigt. Bei einbrechender Dunkelheit beschlossen wir, die Feuerwehr zu Hilfe zu rufen.
Aus Sicht der Jagdgöttin Diana also alles richtig gemacht mit diesem Traumhund für einen Jäger.
Aus Sicht der Trainerin für Menschen mit Hund eine bleibende Herausforderung für Leute, die eigentlich einen unkomplizierten Begleiter haben wollten, den man fast überallhin mitnehmen kann. Anstatt Laisser-faire trainieren wir nun unsere mentale Muskulatur, lernen unseren Hund besser zu lesen, versuchen, ihn nicht allzu sehr zu vermenschlichen, und leben gut und gern mit ihm – bessere Beschäftigungsangebote inklusive. Hundeprofi Martin Rütter befand bei einem kurzen Kennenlernen Filou als den einzigen ihm bekannten Border, der „nicht total daneben ist.“
Hunde können ihre Halter ganz schön aufs Kreuz legen.
Jetzt fragen sich bestimmt viele, warum tun sich immer mehr Menschen so etwas an?
Vielleicht, weil es sehr hilfreich im Leben ist, mehr Gelassenheit, Humor und eine gewisse Sturheit zu entwickeln? Bestimmt aber, weil die Freundschaft mit einem Hund eine der schönsten ist, die man im Leben haben kann. Auch wenn sie kein ganzes Menschenleben dauert. Verlieben kann man sich immer wieder in diese Lieblinge der Götter, die ganz einfach ein Gottesgeschenk sind.