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Ich bat Gott um einen Freund und er schickte mir einen Hund ...

Diesen ersten Satz habe ich bewusst gewählt, um Sie, liebe Leserinnen und Leser, direkt an dieses Buch, das Sie gerade in Ihren Händen halten, zu fesseln. Ich wollte nicht, dass Sie auf die Idee kommen, es direkt wieder auf die Seite zu legen, nur weil es mit etwas Langweiligem wie Vorwort oder Wie ist dieses Buch entstanden? beginnt.

Wisst ihr noch, als wir uns das erste Mal gesehen haben? Gut kann ich mich noch daran erinnern, gerade so, als ob es erst gestern gewesen wäre. Vom ersten Moment an hatte ich euch ins Herz geschlossen. Und als ihr mich mit euren großen, braunen Augen angestrahlt habt, war es jedes Mal um mich geschehen. Ich wusste sofort, dass wir uns verstehen würden, ohne viele Worte, und genauso ist es auch immer gewesen, all die Zeit, die wir schon zusammen verbringen. Nie seid ihr böse mit mir, immer seid ihr mir voller Freude begegnet, ganz gleich, wie lange ich weg war. Ihr schaut mich nie schief an, wenn ich morgens aussehe, als hätte ich mit beiden Händen in die Steckdose gefasst, weil meine Haare in alle Richtungen abstehen, wenn ich verschlafen die Treppe herunter komme. Und wenn ich wirklich mal schlecht gelaunt bin, habt ihr immer irgendeinen Einfall, der mich dann doch wieder zum Lachen bringt. Es gibt niemand, der anspruchsloser wäre als ihr. Euch genügt es, wenn ich mir einfach Zeit für euch nehme. Wenn wir zusammen durch die Wälder ziehen und die herrliche Landschaft genießen, in der wir leben dürfen. Und wenn wir dann wieder zu Hause sind und ich euch etwas Gutes zu essen gebe, ist das für euch der schönste Abschluss eines gelungenen Tages.

Was ich so besonders an euch schätze, ist euer Feingefühl. Euch entgeht kein Augenblick, an dem ich vielleicht einmal traurig bin. Dann kommt ihr ganz nah zu mir, legt euren Kopf auf meine Beine und versucht, mich zu trösten. Niemals hat einer von euch irgendetwas weitererzählt, das ich einem von euch anvertraut habe. Von wem kann man das schon behaupten? Und ich habe euch viel anvertraut in einer meiner schwersten Zeiten, die ich durchlebte. Auch wenn ich das Gefühl hatte, alles und jeder verlässt mich gerade, war einer von euch immer an meiner Seite. Ob das die Scheidung meiner Ehe war und somit auch die Trennung von meinem Sohn, der plötzliche Tod eines nahen Verwandten, der Verlust meines ersten eigenen Hundes Lucky, den ihr leider nicht mehr kennenlernen konntet. Nicht zuletzt meine Selbstzweifel, ob ich es tatsächlich schaffe, mein erstes Buch auf den Markt zu bringen.

Die Aufgabe meiner angesehenen ehrenamtlichen Arbeit als Hundetrainer, die ein großes Loch in mein Leben riss. Selbst wenn ich in dieser harten Zeit manchmal etwas ungerecht zu euch war, habt ihr mir das nie übel genommen, und nachtragend war keiner von euch. Es gibt, wenn ich das so betrachte, nichts an euch, das man kritisieren müsste. Umgekehrt könnt ihr das von mir sicher nicht behaupten. Aber ihr habt nie auch nur einen Ton gesagt, nein, ganz im Gegenteil, ihr nehmt mich immer so, wie ich gerade bin. Es reicht euch völlig und dabei geht euch gut, wenn ich mich neben euch setzte, meine Hand auf euren Kopf lege und euch hinter euren Ohren kraule. Dann seufzt ihr ganz zufrieden, macht eure Augen zu und träumt einfach vor euch hin.

Jedem wünsche ich solch einen Freund, so einen treuen Hund, wie ihr es seid. Und ich darf gar nicht an den Tag denken, an dem ihr einmal nicht mehr bei mir seid, weil der liebe Gott die Hunde nun mal nicht so alt werden lässt wie uns Menschen. Am liebsten wäre es mir, wenn ihr einfach abends in euer Körbchen zum Schlafen geht und euch ganz friedlich auf den Weg über die Regenbogenbrücke in den Hundehimmel macht. Ich wünsche es mir für euch, für Gladys und Lotte, meine beiden Labradore, weil ihr das verdient hättet. Und, ehrlich gesagt, auch für mich, weil ich ein alter Feigling bin und die Vorstellung, dass ich euch beim Tierarzt eine Spritze geben lassen muss, damit ihr sterben könnt, mir den Magen umdreht und schon heute die Tränen in die Augen treibt.

Aber noch hab ich euch ja, und ich wünsche mir noch viele schöne Jahre mit euch. Wenn euch eines Tages manches nicht mehr so leicht fällt und ihr schneller aus der Puste kommt. Wenn ihr die Stöckchen, die ich euch werfe, eigentlich nur noch holt, weil ihr der Meinung seid, dass ihr mir damit eine Freude bereitet. Aber gerade dann, wenn ihr in die Jahre kommt, hab ich euch noch lieber, als es ohnehin schon der Fall ist. Vielleicht deshalb, weil ich euch jetzt ein bisschen was von dem zurückgeben kann, was ihr mir geschenkt habt, und euch meine Dankbarkeit zeige, indem ich euch pflege und Rücksicht nehme auf eure Wehwehchen, die sich nach und nach einstellen werden.

Und wenn der Tag kommt, an dem wir voneinander Abschied nehmen müssen, dann hoffe ich, dass ihr dort oben auf mich wartet, denn ich bin sicher, dass unser Gott auch alle Tiere bei sich sein lässt, weil diese immer noch die besseren Menschen sind.

Im Geist sehe ich euch auf einer weißen Wattewolke stehen, wie ihr mit eurem Schwanz wedelt und darauf wartet, dass ich euch wieder ein Stöckchen werfe.

Dank meiner beiden Hunde und meiner jetzigen Frau Viola habe ich ins Leben zurückgefunden und kann wieder der Mensch sein, der ich eigentlich bin, auch wenn mich Vergangenes immer mal wieder einholt.

Es war am Geburtstag meines bereits erwachsenen Sohnes, als sich wieder einmal das Vergangene wie ein Film in meinen Kopf abspielte und plötzlich stellte ich mir die Frage: Welche Geschichten stehen hinter anderen Menschen und ihren Hunden? Wie sind sie auf den Hund gekommen? Hat vielleicht der Zufall eine Rolle gespielt? Wie hat sich das Leben mit Hund seitdem verändert? Was hätten diese Menschen zu erzählen? Vielleicht eine schöne, lustige Geschichte? Oder doch ein trauriges Schicksal?

Ich wollte alle diese Fragen und noch viele mehr beantwortet haben. Ich fing an, zu recherchieren und mich auf die Suche zu machen nach Menschen, die mir ihre Geschichte erzählten …

Udo Ingenbrand

... weil Hunde wahre Helden sind

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