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4 - Eine Gutenachtgeschichte

Hans-Jürgen, ein aufgeweckter Junge von 4 Jahren, lebt mit seinen Eltern, beide mit dem Herzen am richtigen Fleck, in einem Dorf in der Lüneburger Heide. Ihre kleine, aber sehr gemütlich eingerichtete Wohnung findet bei Familie und Freunden ganz viel Anklang. Wenn sie ein Fest feiern, müssen sie die Gäste mehr oder minder am Schluss hinaus komplimentieren, da es einfach schön und behaglich bei ihnen ist. In diesem Umfeld wächst der „kleine Mann“ auf, umhegt und umsorgt.

In den Kindergarten geht Hans-Jürgen sehr gerne, er macht viel mit und ist in der Gruppe sehr beliebt. Er ist ein Kind, das zwar einerseits lebendig sein kann, aber auch in sich gekehrt. Was alle an ihm schätzen, ist sein Ordnungssinn. Er mag kein unaufgeräumtes Zimmer, es ist ihm zuwider. Wo mag er das wohl herhaben?

Sein Vater fördert ihn, so gut es nur geht. Seine Mutter, eine ganz liebevolle Person, ist zwar auf der einen Seite streng, jedoch äußerst gerechtigkeitsliebend und sehr fürsorglich. Sie ist noch in der Tradition einer Großfamilie aufgewachsen, wo jeder auf den anderen achtet und Rücksicht genommen hat. Das Wort „liebevoll“ stand bei ihrer Familie nicht in irgendeinem Fremdwörterlexikon, sondern wurde aktiv gelebt. So konnte sie ihre Erfahrungen an Hans-Jürgen weitergeben. Man konnte sehen, welche Früchte ihre „Erziehung“ bei ihm schon in so jungen Jahren getragen haben.

Zur lieb gewordenen Tradition gehörte es für ihn, wenn er abends im seinem Bett lag, dass er erst eine Geschichte vorgelesen bekam und dann sangen Mutter und er anschließend ein Gutenachtlied. Ohne dieses Ritual ging es nicht. Im Winter wurde öfter „Der Mond ist aufgegangen“, im Sommer „Die güldene Sonne“ gesungen. Am Schluss gab es noch eine liebevolle Umarmung und viele Küsschen.

Hans-Jürgen erfand kleine Geschichten, die er seiner Mutter am nächsten Morgen erzählte. Seine Phantasie war manchmal schon erstaunlich. Eines Sonntags wollte er seine Geschichte am Kaffeetisch erzählen, kam aber nicht dazu, das in Ruhe zu tun, da, warum auch immer, alles zu wuselig war. Als er abends im Bett lag, erzählte er seine Traumgeschichte. Er schwebe auf einer Wolke und an seiner Seite seien zwei Engel gewesen, die mit ihm ganz liebevoll durch den Himmel schwebten. Auch habe er andere Gestalten gesehen, aber alle seien wie Engel gewesen. Hans-Jürgen schlief über seine Geschichte, die vermutlich noch viel länger und aufregender war, ein.

Seine Mutter sang ganz leise sein Lieblingslied „Schlafe, mein Prinzchen, schlaf‘ ein“, gab ihm anschließend noch einen ganz liebevollen Kuss und schlich sich ganz leise aus seinem Zimmer. Als sie die Tür schließen wollte, hörte sie Hans-Jürgen sagen: „Mama, ich habe dich ganz toll lieb und Papa auch.“

Der erste Tag im Ruhestand

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