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EIN ESSAY ÜBER DAS SPRACHVERHALTEN DER FLACHLÄNDER
ОглавлениеEin klassischer norddeutscher Dialog, der den Kommunikationspartnern in der Regel für einen tagesfüllenden Informationsaustausch völlig genügt, ist folgender:
»Na?«
»Muss ja!«
Mehr wird selten gesagt; ist einer in besonderer Plauderlaune, fragt er vielleicht noch: »Und selbst?«
»Muss ja auch« – das ist der standardmäßige Code für die Beendigung eines Gesprächs. Damit ist alles gesagt.
Einige bewundern diese Verständigungsart als »emphatisch« oder gar »telepathisch«. Andere sehen darin nur einen Beweis dafür, dass die Fischköppe sogar zum Sprechen zu blöd sind. Bewiesen werden konnte bis heute nichts von beidem. Fakt ist: Der Norddeutsche an sich spricht nur dann, wenn er muss – nicht, weil er muss! Und dies tut er nicht besonders gern. Er mag es auch nicht, wenn Menschen in seiner Nähe einen andauernden Redefluss von sich geben. Schon ein dröhnendes »Moin, Moin« statt eines einfachen, knappen »Moin« kann er leicht als Nötigung empfinden und sich als Reaktion in eine Art innere Emigration mit dazugehörigem Schweigegelübde zurückziehen.
Über die Gründe dafür gibt es bislang keine verlässlichen wissenschaftlichen Studien. Ich möchte daher erstmals folgende Theorieansätze zur weiteren Diskussion anbieten: