Читать книгу Bittere Vergeltung - Ulrike Puderbach - Страница 10
Оглавление05. November 2016
Freitag, 15:20 Uhr
Oberstudienrat im Kirchendienst Thomas Kremer lag auf der Liege im Sanitätsraum der Schule. Der Notarzt hatte ihm einen Schock bescheinigt, ein Beruhigungsmittel gespritzt, aber eine stationäre Aufnahme war nicht notwendig gewesen.
Robert und Marina betraten den Gang zum Sekretariat, auf dem sich auch der Sanitätsraum befand. Ohne das „Herein“ abzuwarten, betraten sie den Raum. Kremer setzte sich auf. „Robert Kunz vom K9“, stellte Robert sich ohne Umschweife vor. „Und das ist meine Kollegin Marina Thomas. Sie haben also die Leiche heute im Bootshaus gefunden. Aus welchem Grund sind Sie dorthin gegangen, wo es doch seit Jahren schon nicht mehr benutzt wird und auch kein Lagerraum ist?“ Kremer wich dem Blick der Kommissare aus. „Ich weiß es nicht, ich wollte einfach ein wenig frische Luft schnappen, bin in einer Freistunde also ein wenig über das Gelände geschlendert und stand plötzlich vor der Tür zum Bootshaus.“ Ein Blick zwischen Robert und Marina sagte aus, dass die beiden dem Lehrer kein Wort glaubten. „Ach ja, und den Schlüssel zum Bootshaus hatten sie rein zufällig in Ihrer Hosentasche?“, Marina konnte sich ein wenig spöttischen Unterton in der Stimme nicht verkneifen. Kremer wand sich. „Ich weiß es nicht, vielleicht hatte ich ihn noch zufällig in der Tasche. Ich war letzte oder vorletzte Woche einmal da, weil ich schauen wollte, ob man den Raum nicht vielleicht für die Schüler nutzen kann. Ich hatte mir überlegt, ihn im Rahmen eines Projektes mit einem Kurs aufzuräumen und her zu richten . Das war der Grund.“ Die beiden Kommissare blickten ihn schweigend an. „Ich weiß doch auch nicht, ich habe vor ein paar Stunden eine furchtbar zugerichtete Leiche meiner Kollegin gefunden. Ich weiß ja nicht, ob das bei Ihnen alltäglich ist, aber ich habe noch nie einen Toten gesehen. Können Sie das nicht verstehen?“ „Natürlich haben wir Verständnis für Sie, aber wir müssen einen wahnsinnigen Mörder finden“, sagte Robert mit kalter Stimme. Er mochte diesen Mann nicht, auch wenn er nicht sagen konnte, warum. Das hier war Antipathie auf den ersten Blick und er konnte nichts dagegen tun. Sollte der Typ doch merken, dass er ihn nicht ausstehen konnte. „Also ist es nötig, dass Sie uns alles sagen, was Sie wissen. Wann haben Sie Ihre Kollegin zum letzten Mal gesehen oder mit ihr gesprochen?“ Kremer zuckte die Achseln. „Ich glaube am Mittwoch um die Mittagszeit, Donnerstagmorgen hätte sie in der ersten Doppelstunde Unterricht in ihrem Leistungskurs gehabt, aber sie war nicht da und niemand wusste Bescheid.“ Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. „Irgendwann vormittags kam ihr Mann und wollte wissen, wo seine Frau ist. Nachmittags ist er dann zur Polizei gegangen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.“ „Gut, wir möchten Sie aber bitten, sich für weitere Fragen zu unserer Verfügung zu halten.“ Sie verabschiedeten sich und gingen zum Sekretariat. Nachdem sie kurz mit der Sekretärin gesprochen hatten, baten sie sie noch, ihnen bis Montag eine Liste mit allen Schülern zusammen zu stellen, die bei Monika Antweiler Unterricht gehabt hatten. Ob es etwas bringen würde, wussten sie nicht, aber irgendwo mussten sie ja schließlich anfangen.