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04. November 2016

Donnerstag, 08:45 Uhr

Der Leistungskurs Geschichte saß seit einer halben Stunde im Kursraum und wartete mal wieder auf ihre Lehrerin Monika Antweiler. Nicht, dass sie irgendjemand besonders vermissen würde oder, dass das irgendwie ungewöhnlich wäre, immerhin handelte es sich um eine der berühmten Randstunden und Frau Oberstudienrat Antweiler war dafür bekannt, diese gerne einmal ausfallen zu lassen. „Ist ja mal wieder typisch“, murrte Pauline, eine Mitschülerin von Hanno, „wenn sie wenigstens Bescheid sagen würde, wenn sie nicht kommt, dann hätte ich mich schön noch einmal in meinem Bett rumdrehen können.“ „Nicht nur du“, Hanno legte den Kopf auf das aufgeschlagene Buch. „Unser Trainer hat uns gestern ganz schön rennen lassen, ich hätte ne zusätzlich Stunde Schlaf heute auch gut gebrauchen können.“ „Wo warst du eigentlich gestern Abend beim Essen?“, wollte Pauline wissen. „Ach, ich habe Tom, einen Mannschaftskollegen vom Fußball getroffen und er hat mich nach Hause zu sich zum Essen eingeladen. Es war echt toll bei denen. Seine Mutter hat vor zwei Jahren einen Kommissar vom K9 geheiratet und der hat ihn sogar adoptiert, die sind echt alle schwer in Ordnung.“

In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Kursraum und der stellvertretende Direktor trat ein. „Oh, bin mal gespannt, welche Ausrede er dieses Mal für sein Liebchen hat“, flüsterte Pauline zu Hanno geneigt. Der musste grinsen. „Vielleicht waren sie ja gestern zu lange aus und Madam muss heute Morgen erst noch ausschlafen.“ Der stellvertretende Direktor räusperte sich. „Guten Morgen, meine Damen und Herren, leider muss ich Ihnen mitteilen, dass Ihr Unterricht heute nicht stattfinden kann. Frau Antweiler ist scheinbar plötzlich erkrankt, daher haben Sie die ersten beiden Stunden heute frei.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Raum. „Komm, lass uns zusammenpacken und in die Cafeteria gehen“, schlug Pauline vor und Hanno stimmte zu. „Nichts wie raus hier, nicht dass die Alte es sich noch anders überlegt und plötzlich hier aufschlägt“, sagte er, während er seine Bücher in die Tasche packte. „Also ich kann nicht gerade behaupten, dass ich besonders traurig über ihre Erkrankung bin. Vielleicht hat sie ja die Beulenpest oder sonst was Hübsches“, fügte er mit einem schuldbewussten Grinsen hinzu. Pauline blickte ihn mitfühlend an. „Ich kann dich echt verstehen. So wie die Olle dir das Leben zur Hölle macht, würde ich ihr an deiner Stelle auch die Pest an den Hals wünschen.“ Seite an Seite verließen sie den Klassenraum und gingen in die Cafeteria, wo Hanno sie auf einen Kaffee einlud. Taschengeld bekam er reichlich; damit wollte sein Vater scheinbar sein schlechtes Gewissen beruhigen, weil er seinen Sohn nicht bei sich haben wollte, sondern lieber ins Internat abschob. Sie setzten sich an einen Tisch in der Ecke, und Hanno erzählte Pauline von Toms Angebot und wie sehr er den Abend gestern genossen hatte. Sie nutzten den Rest der Freistunde für gemeinsame Hausaufgaben, bevor sie zurück in den Unterricht musste, während Hanno die dritte Stunde regulär noch frei hatte.

Bittere Vergeltung

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