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6. Kapitel
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»Antreten!« Der Ruf des Ausbilders hallte durch die Gänge.
»Was denn? Es ist doch gleich Essenszeit. Elender Schinder. Wenn der uns wieder durchs Gelände jagt …« Fritz stöhnte auf.
»Was dann?« Alfred lachte. Beide waren aufgesprungen und griffen nach ihrer Ausrüstung.
»Wir sind hier nicht auf Urlaub. Los, los Ihr Säcke!«, brüllte der Ausbilder.
Innerhalb weniger Minuten war die Kompanie zugweise im Hof angetreten, der Kompaniechef äußerte sich kurz zu den soldatischen Tugenden und sprach von der zu jeder Zeit notwendigen Härte gegen sich selbst. Dann übernahmen die Zugführer.
»Geländedienst, Männer. Fertig werden!« Der Feldwebel ließ den Blick die Reihe entlangwandern. »Stillgestanden, Gruppenführer übernehmen!« Fritz kontrollierte unauffällig, ob die Gasmaske ordentlich befestigt war. Sein Gruppenführer, Unteroffizier Heff, hatte ihn schon wegen kleinerer Vergehen zur Schnecke gemacht.
Im Gleichschritt marschierten die Gruppen vom Kasernenhof. Nach zwei Kilometern strammen Marsches erreichten sie die Heide. Dort scherte ihre Gruppe aus und ging in Linie vor.
»Stellung!«
Fritz ließ sich auf den Bauch fallen, nahm die Hacken herunter und schob das Gewehr feindwärts. So manches Mal hatte er vergessen die Hacken herunterzunehmen. Diesbezüglich gab Heff kein Pardon, immer wieder schnauzte er, dass die Hacken ein gutes Ziel bildeten, und dass man mit angeschossenen Fersen nur eine Belastung und Gefahr für seine Kameraden darstelle. Mitunter ließ er sich dazu hinreißen, hochstehende Fersen einfach um zu treten.
»Deckung!«
Fritz drückte sein Gesicht in die kalte Erde, legte die Arme um den Helm, die vereiste Pfütze unter seinem Bauch brach, er spürte das eisige Wasser durch die Kleidung dringen.
»Sprung auf! Marsch, Marsch!«
Sie erhoben sich und stürzten in die befohlene Richtung. Der Klappspaten hatte sich aus dem Futteral gelöst, Fritz griff im letzten Moment danach, bekam ihn mit der Linken zu fassen. Die Gasmaskendose schlug gegen seine rechte Hüfte, das Sturmgepäck lastete schwer auf seinem Rücken.
»Fliegerangriff, neun Uhr!«
Wieder nahmen sie Deckung. Fritz kam dabei so unglücklich zu Fall, dass er sich die kugelige Verdickung am Ende des Holzstiels seines Klappspatens genau zwischen die Beine schlug. Stöhnend richtete er sich auf, zog den Spatenstiel aus dem Schritt.
»Sie da!« Der Unteroffizier zeigte auf ihn. »Soll das volle Deckung sein? Sie sind tot. Weiß Ihr Vater, was für einen Blindgänger er da gezeugt hat? Wollen wir doch mal schauen, ob Sie wenigstens 20 Liegestützen zusammenbringen und zwar hier.« Er wies auf eine ausgedehnte Pfütze. Fritz sank in den Schlamm und führte den Befehl aus.
Immer wieder gingen sie in Stellung, stürmten im Sprung, nahmen Deckung vor imaginären Maschinengewehren und unablässig feuernden Schlachtfliegern. Sie stürmten, ließen sich fallen, gingen ins Ziel, stürmten erneut und nahmen Deckung. Etliche weitere Kameraden seiner Gruppe kamen in den Genuss zusätzlicher Bewegungsübungen. Ihr Uffz war heute wieder in Geberlaune.
Als sie wieder auf dem Kasernenhof eintrafen, trieften sie vor Schlamm und Schweiß.
»Wegtreten zum Waffenreinigen!«
Im Flur vor den Stuben saßen sie einander gegenüber, während die Ausbilder in der Gangmitte das Waffenreinigen überwachten.
»Da sind ja noch Elefanten im Lauf!« Diesmal nahm der Unteroffizier Adolf aufs Korn. Adolf zog den Gewehrlauf nochmals durch, hielt ihn dem Unteroffizier hin. Ihre Mägen knurrten, aber bevor sie ihre Uniformen und Stiefel nicht gesäubert hatten, würde es kein Essen geben.
Es war nur die Grundausbildung, da mussten sie durch, sagte sich Fritz, als er abends todmüde ins Bett fiel.