Читать книгу Vom Tatort bis zu den lieben Schnecken - Ursina Müller - Страница 10
ОглавлениеRing
Einst sah ich einen Ring an einem Stand. So schön wie kein anderer im ganzen Land.
Es war ein Bergkristall - gefasst. Mit einem Ring, der jedem passt.
In der Form eines Brillanten, so war da er. Und gefiel mit wirklich sehr.
Nach unten im Spitz. Ein schöner Schliff. Sicher gibt es dazu einen Begriff.
Ich verliebte mich in diesen Ring. Ob ich das Geld wohl zusammenbring?
Er wurde von einem Mönch geschliffen. Einmalig und wundervoll. Ich hab’ s begriffen.
Tibet sei sein wahrer Ursprungsort. Und ich wollte ihn tragen, nun, sofort.
All mein Geld hab’ ich ausgegeben. Damit wir zusammen unsere Wege gehen.
Eine starke Faszination hat dieser Stein. Er ist sehr edel, und total rein.
Umfasst wird die Krone mit 24 Haltern. Und ich werde ihn für immer behalten.
So trug ich voller Ehrfurcht diesen Stein. Denn er war nun völlig mein.
Oft wurde ich darauf hingewiesen. Und die Bewunderer haben ihn gepriesen.
Er begleitet mich nun viele Jahre. Und die Geschichte so fortfahre.
Einst steckte ich den Ring in die Tasche. Ich wollte ihn schützen, wenn ich abwasche.
Ging drauf mit dem Velo in die Stadt, wo es halt einfach so Vieles hat.
Mit dem Velo zur Bahnstation und holte etwas von meinem Lohn.
Darauf erstand ich was ich wollte, damit es mir wieder reichen sollte.
Ich wollte nach Hause mit den Sachen, ja wollte zügig vorwärts machen.
Holte den Schlüssel aus dem Sack und belud mein Fahrrad mit dem Pack.
Es vergingen einige Tage, und dann - ich den Ring nicht mehr finden kann.
Ich hab’ ihn verlegt, bin ich mir gewiss. Sonst hab’ ich doch alles, stehts im Griff.
In der Wohnung wird er irgendwo sein. Strahlend und schön, hart und doch fein.
Ich ging bald darauf wieder in die Stadt. Wo‘s alles gibt, und es alles hat.
Fuhr mit dem Velo wieder zur Bahn und jetzt hat‘s mir mein Gefühl grad angetan.
Ich parkte wie immer, ganz vorne gelinde. Dass ich mein Velo schnell wiederfinde.
Und du denkst, das ist nicht wahr! Mein Ring schlicht auf dem Boden war.
Seit zwei, drei Tagen lag er nun dort. Und es nahm ihn keiner fort.
Es ist wirklich ein wahres Wunder. Und ich hatte ihn wiedergefunden.
Da lag er auf dem Boden, am selben Ort. Und ich nahm ihn auf, so dankbar, sofort.
Welch ein Glück ward mir beschenkt, wenn man dies einmal bedenkt.
So habe ich ihn wieder, den edlen Stein. Nun ist er wirklich, wirklich mein.
Wir gehören zusammen, das ist gewiss. Dieser Bergkristall, mit dem schönen Schliff.
Er ist mein Ein und Alles, dieser Ring. Was einst im Mai, in Zug, da anfing.
29. 4. 2020