Читать книгу Vom Tatort bis zu den lieben Schnecken - Ursina Müller - Страница 15

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Die Falte

Ich bin eingeladen zu einem Essen. Und hab die Guezli nicht vergessen.

Das ist der Freundin ein Genuss. Ich gehe geschwind – ja bin im Schuss.

Mit dem Bus fahre ich ins Ägerital. Das ist nicht das erste Mal.

Einst gewohnt hab’ ich dort oben, aber meinen Wohnort schon lange verschoben.

Ich werde herzlich empfangen - wie ist das schön. Und heute geht noch etwas der Föhn.

Die liebe Frau hat ein herrliches Essen gemacht und wir haben einen schönen Mittag verbracht.

Sie fragt mich, ob ich könnte für sie bügeln. Ja sie hatte grossen Aufwand, mit dem Zügeln.

Ihre Wohnung wurde renoviert. Und sie war deshalb umquartiert.

So hat sich nun die Wäsche gestaut und sich ein grosser Turm aufgebaut.

Und diesen gilt es nun zu mindern oder lassen grad ganz verschwinden.

Ich habe mich also hingestellt und es mir auch ganz gut gefällt

zu bügeln die Tücher und die Leinen. Ich stehe so da, auf meinen Beinen.

Ich nehme also ein neues Stück. Und bis jetzt hatte ich wirklich Glück.

Alles ging gut – ich arbeite gern. Rumzusitzen liegt mir fern.

Aber dieses eine Tischtuch jetzt. Es ist doch irgendwie wie verhext.

Ich bügle ein, eine Falte, ganz gross. Was soll ich nur machen damit bloss.

Ich lege den Stoff etwas besser hin und benetze ihn, so wie ich bin.

Aber, ohje, sie geht nicht mehr fort. Die Falte ist gross, an Ihrem Ort.

Ich bügle und erhitze bis ich schwitze.

Aber die Falte bleibt einfach drin. Was ich doch für eine Hausfrau bin!

Man müsste die Decke noch einmal waschen um den Fehler wett zu machen.

Denn alles was ich tu nützt nix. Es ist halt einfach wie verflixt.

Ist da einmal eine Falte drin, macht alles Bügeln keinen Sinn.

Die Falte bleibt ganz schlicht bestehen, da kannst du x Mal drüber gehen.

Und die Decke sieht furchtbar aus: In der Mitte - sie geht einfach nicht raus,

die präzise und so grosse Falte. Was ich aber für mich behalte.

So wird sie, meine Freundin, eines Tages sehen - Es mögen noch einige Tage vergehen -

diese Falte mitten auf dem Tuch. Ja zu bügeln, ist nicht zu lesen ein Buch.

Den Fehler, den Schlimmen, den siehst du jetzt immer.

Bis einst das Tuch wird wieder gewaschen mit so einigen anderen Sachen.

Ich hoffe nur, meine Freundin nimmt‘s locker und fällt nicht gleich vom Stubenhocker.

Wenn sie sieht meine Arbeit dann, wenn Sie das Tuch nimmt, irgendwann.

Zu Bügeln ist nicht jedermanns Sache. Und ich hoffe, dass sie dann lache

und mir keine Predigt halte wegen der grossen, grossen Falte.

In Liebe für Ursula

5. 5. 2020

Vom Tatort bis zu den lieben Schnecken

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