Читать книгу Vom Tatort bis zu den lieben Schnecken - Ursina Müller - Страница 9

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Der Besuch

Eines Abends besuchte ich meinen Bruder in Immensee. Wir sassen zusammen und tranken Bier und Tee.

Darauf wollte er noch etwas fort. Und wir gingen ins Bijou, am selben Ort.

Der Spass war riesig, er redete – wir lachten. Und nahmen durch so manche Sachen.

Um halb elf wollte ich dann auf den Zug. Denn ich musste noch heimreisen, nach Oberwil Zug.

Es war die letzte Verbindung die ich hatte. Und in Goldau verlangte es, dass ich warte

55 Minuten auf dem Anschlusszug. Von Milano nach Zürich, und zwar im Flug.

Ich trinke also einen Kaffee im Bahnhofbuffet. Und wollte heim, und nur noch ins Bett.

Ich schaute, welches Geleis ich nehmen muss. Und das Bahnhofbuffet machte auch grad Schluss.

Huiii! Der Zug, der war schon da. Und ich die Türen schliessen sah.

Ich sprang hinein in den letzten Zug. Und wollte so rasch wie möglich nach Zug.

Der Zug fuhr an – und ich merkte dann, dass hier etwas nicht stimmen kann.

Dann die folgende Durchsage erklang - worauf ich mich innerlich noch besinnen kann - der nächste Halt sei Bellinzona. Darauf Lugano und Locarno.

Was soll das jetzt, hab ich gedacht. Auf dass hier jemand Scherze macht??

Das kann nicht sein, das ist gewiss. Und beisse mir auf mein Gebiss.

Bin ich wirklich im falschen Zug? Und mache jetzt noch einen grossen Ausflug!

Ist das wahr, oder spinn ich jetzt! Hab ich in Goldau zu viel gehetzt?

Ich setze mich hin, und rechne jetzt. Fast kein Abteil ist besetzt.

Es dauert wohl gut eine Stunde. Und wie ist das mit dem Verbunde?

Erwische ich einen Zug zurück. Und habe ich vielleicht noch etwas Glück?

Ich wusste es nicht - da gab‘s noch kein Handy. Aber ich wünschte mir jetzt einen Brandy.

Nach langer Fahrt stieg ich in Bellinzona aus. Wollte immer noch nur erreichen mein Haus.

Und sah schon bald, das wird nichts mehr heute. Wollte nur zielstrebig wie die anderen Leute.

Nach Hause in das warme Bett. So ziemlich rasch und sehr konkret.

Ich schaute mich um, am Bahnhof nun. Was sollte ich jetzt, mit mir bloss tun?

Die Wartehalle hatte so Bänke drin. Und ich doch wirklich müde bin.

Gibt’s da nicht ein bequemeres Bett? Ich doch nur schlafen möchte, im eigenen Bett.

Ich trete hinaus in die dunkle Stadt. Und hoffe, dass es ein Hotel hat.

Ich rechne grad mit hohen Kosten. Mit achtzig Franken für diesen Posten.

Und sehe jetzt ein Hotel, wie toll. Worauf ich hier nur läuten soll.

Gemacht. Getan. Es bewegt sich nichts. Nicht einmal ein gedämpftes Licht.

Ich warte lange vor verschlossenem Tor, und komme mir etwas merkwürdig vor.

Aber es kommt heut keine Page - keine Person. Auch nicht an diesem Haustelefon.

Das wird hier nichts, hab’ ich begriffen. Und werde wohl ohne Buchung wieder abzischen.

Ich gehe etwas durch die dunklen Strassen. Und hoffte noch, es könnt was passen.

Aber kein Hotel, kein Gasthaus hat offen. Und ich habe auch noch niemanden getroffen.

In der Ferne leuchtet gross eine Mauer. Das möchte ich mir genauer anschauen.

Und gehe zielstrebig immer fort. Bis ich komme an den beleuchteten Ort.

Ein Riesenbauwerk mit Burg steht vor mir. Und ich ziemlich schnell kapier.

So etwas Grandioses zu sehen, passiert nur mir. So prunkvoll zu sehen bekommst du es nie.

Eine Pracht von Mauern und Gebäuden. Das bereite mir grosse Freuden.

Nur wäre da nicht das fehlende Bett. Ich doch etwas mehr Musse hätt.

So ziehe ich wieder zum Bahnhof zurück. Und werde so langsam ziemlich verrückt.

Es gibt kein Hotel in dieser Stadt, das um Mitternacht noch offen hat.

Ich nehme aber trotzdem die Strasse nach West. Und hoffe immer noch sehr auf das Best

ein Hotel zu finden, zu später Stund. Allmählich wird es mir ungesund.

Aber trotz allem Laufen und Sehen, und der vielen 100 Meter Gehen:

Ich sehe nur Palmen und einen Park. Und das finde ich jetzt nicht wirklich stark.

Die Häuser sind dunkel und alle sind zu Haus. Für mich ist es der Horror, ja wirklich ein Graus.

Zu guter Letzt kehre ich um. Und sage mir, du bist nicht dumm.

Nimm die Bank im Wartesaal! Aber es ist halt das erste Mal.

Wo ich auf einer Bank muss liegen, um bald den ersten Zug zu kriegen.

Ich lag drei Stunden auf dieser Bank, fand aber mit Nichten meinen Rank um zu schlafen an diesem Ort, wo alle Züge sind schon fort.

Um sechs Uhr in der Früh, so steht, dass der erste Zug dann wieder geht.

Nach Zug und Zürich, in dieser Richtung. Ich denke schon, mir fehlt eine Dichtung.

Wie war ich froh, dann einzusteigen und mich zu verabschieden, vom Land der Feigen,

und endlich doch noch nach Zug zu fahren. Wie kurios doch diese Eindrücke waren!

Und irgendwann, so morgens um acht, sage ich dann endlich gut Nacht.

Wie hab’ ich bloss diese Nacht verbracht.? Wer hat sich das nur ausgedacht?

Aber die Geschichte ist wirklich wahr. Auch wenn doch etwas sonderbar.

Und wie schrecklich lang war diese Nacht, die ich habe auf der Bank verbracht.

Eins kann ich nur sagen heute: Erkundet mal, ihr lieben Leute,

Bellinzona – ja diese Stadt – bei Nacht. Denn die Burg ist eine wahre Pracht.

5. 5. 2020

Vom Tatort bis zu den lieben Schnecken

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