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Die Gämsmutter beim Langgletscher

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Lötschental

Hinten beim Langgletscher im Lötschental lebte eine alte Frau, die man Gämsmutter nannte, weil sie die Gemsen pflegte und hütete.

Da war im Tal ein Jäger, der ihr manches Tier wegschoss. Einmal, als er wieder auf die Jagd zog, stellte sie ihn und sagte: «Ach, warum raubst du mir meine schönen Tierchen, tue es nicht mehr und lass mir meine Herde in Ruh, ich will dich dafür entschädigen!»

«Was willst du mir tun, du Alte?», entgegnete der Jäger in spöttischem Ton. «Ich schenke dir ein Käslein, und wenn du achtgibst, dass am Abend noch ein Restchen davon übrig bleibt, so wirst du es am andern Morgen wieder frisch und ganz vorfinden!»

Der Jäger war damit zufrieden, nahm das Gämskäslein, das ihm die Alte schenkte, und steckte es in die Tasche. Jeden Tag ass er es bis auf ein Restchen auf, und jeden Morgen lag es wieder frisch und ganz auf seinem Tisch.

Einst legte er das Käslein in einer Sennhütte auf die Bank. Er vergass es, als plötzlich Gämsen um die Hütte herumstrichen und er die Flinte ergriff und ein Tier erlegte. Als er wieder in die Hütte zurückkam, hatten die Mäuse den Käse samt der Rinde aufgefressen. Das schöne Geschenk der Gämsmutter konnte er nun nicht mehr geniessen.

Nach Jegerlehner 1913, Nr. 59

Bergmütter, Quellfrauen, Spinnerinnen

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