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1. Hintergrund der Methodenfrage

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Obwohl Aristoteles die empirischen Wissenschaften begründet hat, die mit dem Bereich des Wahrscheinlichen befasst sind, steht er letztlich noch in der Tradition des griechischen Wissensbegriffs, wonach wir strenges notwendiges Wissen suchen und dieses nur von Gegenständen möglich ist, die ihrerseits notwendig und unveränderlich sind. Die Möglichkeit von Wissen in den einzelnen Wissenschaften beruht darauf, dass sie einen umgrenzten Gegenstandsbereich haben, der definierbar ist, wobei Definieren nicht im Sinn einer Wortdefinition gemeint ist, sondern im Sinn einer Erklärung des Wesens der Sache, welche die Gesetzmäßigkeiten aufzeigt, die sie konstituieren. Dabei kommt Aristoteles zu der Einsicht, dass es begründetes Wissen auch in empirischen Wissenschaften wie der Physik oder Biologie geben kann, deren Gesetze manchmal nur Wahrscheinlichkeitscharakter haben. Unter den praktischen Disziplinen gleicht die technē der empirischen Wissenschaft, da sie sich ebenfalls auf die Kenntnis von Definitionen des zu Bewirkenden stützt, allerdings mit dem Unterschied, dass die Definition nicht wie in der Physik vom gegebenen Gegenstand ausgeht, sondern von der Konzeption des herzustellenden Gegenstands (640a1ff.).

Diese Methode des technē-Wissens ist das einzige Modell praktischen Wissens, das Platon, der als Erster über ethische Methode nachgedacht hat, vorfindet. 3 Es lässt sich in einem ersten Schritt vielleicht auch in der Ethik oder zumindest in der Politik verwenden. Denn man könnte sagen, dass die Politik zur Aufgabe hat, den guten Menschen und die gute Polis herzustellen. Jedoch setzt dieser Schritt einen anderen voraus, der sich nicht mehr im Sinn der technē verstehen lässt. Der Politiker muss, ehe er die Bürger erzieht, wissen, was ein guter Mensch ist. Das Gutsein des Menschen ist aber anders als z.B. das Gutsein eines Hauses nichts fest Vorgegebenes (siehe oben S. 40), das sich definieren lässt. Worin das Gutsein besteht, kann der Erzieher daher nur herausfinden, indem er selbst überlegt, was für sein eigenes Leben und die Regelung des Staates gut ist, wie also jeweils die eudaimonia zu konkretisieren ist.

Wie diese vorangestellten Ausführungen zeigen, haben wir es bei der Frage nach der ethischen Methode mit einem Komplex von Problemen zu tun, so dass wir damit rechnen müssen, dass denjenigen, die wie Platon und Aristoteles erstmals auf diese Methodenfrage stoßen und in ihrer Ausarbeitung Neuland betreten, gewisse Vermischungen und Unklarheiten unterlaufen. Aristoteles wird insbesondere die Einsicht zugeschrieben, dass die Ethik keine strenge Methode benötigt, sondern mit Recht eine gewisse Ungenauigkeit aufweist. Diese These soll zunächst erläutert werden; danach wird ein kurzer Überblick über die Verfahren gegeben, die Aristoteles in der Ethik verwendet.

Aristoteles

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