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Wahrnehmung in der Gestaltpsychotherapie

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Der Gestalttherapeut Hilarion Petzold beschreibt menschliche Wirklichkeit und somit die Wahrnehmungsmöglichkeiten recht komplex:

»Der mitmenschliche Kontext, das Erleben, Fühlen, Handeln und Agieren sowie die interpersonelle und intrapsychische Dynamik des Menschen wird eher als holistisch, analogisch und räumlich angeordnet betrachtet als als flächig, punktuell oder linear.«1

Sie geht von einer leibbegründeten Hologramm-Theorie des Gedächtnisses aus. Als Gedächtnisspeicher dient neben dem Gehirn der Leib. Den Leib nehmen wir im Gegensatz zum Körper (der rein biologisch gesehen und von außen wahrgenommen wird) vom Spüren her wahr. Im Leib ist die gesamte Biografie verinnerlicht. Wir sprechen von »verleiblichten Szenarien«, von einem szenarischen Leib-Gedächtnis.

Hier werden alle Szenen, Ereignisse, Atmosphären, mitsamt seinen Gefühlen, Körpergefühlen, Gedanken, die ihm im Laufe seines Lebens begegnet sind, wahrgenommen, in einen Sinnzusammenhang gestellt und gespeichert. »Über dieses Leibgedächtnis sind die Ereignisse usw. ein Teil dieses Menschen geworden.« (Hausmann/Neddermeyer) Das Leibgedächtnis ist dem Bewusstsein des Menschen mehr oder weniger zugänglich. »Eine Einzeladresse« einer im Leibarchiv abgespeicherten Szene (zum Beispiel eine Berührung, ein Geruch, eine bestimmte Bewegung, eine Tonart), evoziert die ganze Fülle historischer Daten mit ihren emotionalen, kognitiven, interaktionellen und archetypischen Eindrücken« (Peter Osten), zu vergleichen mit dem Begriff »Trigger« aus der Psycho-Traumatherapie.

Treffen nun zwei Menschen aufeinander, so findet, ob gewollt oder nicht, ein Kontakt zweier Leiblichkeiten statt; die jeweiligen Wirklichkeiten und Atmosphären werden unbewusst miteinander verwoben, auch wenn er den Personen nicht immer bewusst zugänglich ist. Der Behandler muss sich also selbst in den interpersonellen Kontext mit einbeziehen, wenn er annähernd zu einer adäquaten Sichtweise einer »Gemeinsamen Wirklichkeit« mit seinem Patienten gelangen will. (Peter Osten) Nach dem Gestaltmodell ist jeder Mensch auch das, was er verkörpert. Gleichermaßen hat er die Fähigkeit zu externalisieren. In der Gestalttherapie wird davon ausgegangen, dass aufgrund von früheren Verletzungen, Traumatisierungen und dramatischen Lebensumständen die »Gestalt« eines Menschen verletzt wurde und bestimmte grundlegende menschliche Bedürfnisse in den Hintergrund treten mussten. An der immer wieder aufbrechenden Narbe der »Gestalt« treten diese Bedürfnisse in Form von Figuren aus dem Hintergrund der Persönlichkeit auf die innere Bühne ihres Menschen in den Vordergrund und drängen auf Schließung der Gestalt. Hier sind sie dann der Bearbeitung zugänglich. Diese Figuren sind den Persönlichkeitsanteilen in der IFS sehr ähnlich. Die geschulte Wahrnehmung der körperorientierten Integrativen Gestaltpsychotherapie ist sehr achtsam und fein auf den Körper mit all seinen Empfindungen, Gefühlen, Reaktionen, Haltungen, Bewegungen, Ausdrucksweisen, Mustern und seiner verinnerlichten Geschichte gerichtet. Die integrative Gestalttherapie findet Zugang zu den Erinnerungen, die im Körper wie »Leibliche Szenarien« gespeichert und manches Mal verbal noch nicht zugänglich sind. Mithilfe bestimmter Techniken, am bekanntesten zum Beispiel die Stuhl-Technik, ist es möglich, bestimmte Figuren, Gefühle, Szenen, Körperteile, Symptome etc. zu externalisieren und so einen Kontakt zu ihnen herzustellen. Durch empathisches und physisches Hineinversetzen in das Externalisierte findet die Klientin einen erfahrbaren Zugang zu ihrer Geschichte, den Figuren, Gefühlen, Körperteilen, Szenen oder Symptomen. Diese entspannen oft schon allein durch das empathische Gesehenwerden. Auch hier ermöglicht die gerichtete wertfreie, aufmerksame Wahrnehmung eine neuronale Veränderung.

SELBST-geführte Psychotherapie

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