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Resonanz

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Die Fähigkeit zum Mitschwingen von Systemen wird als Resonanz (lat. Widerhall) bezeichnet. Resonanzen werden wie auf dem Musikinstrument des eigenen Leibes auf körperlicher und auf der Gefühlsebene wahrgenommen. Therapeut*innen und Ärzt*innen stellen für ihre Klient*innen und Patient*innen unbewusst immer auch eine Art Resonanzboden dar. Auf diesem werden die Schwingungen der Klient*innen zunächst unbewusst reflektiert. Dieser Resonanzboden kann natürlicherweise nicht spiegelblank geputzt für jeden Klienten sein, da die Behandelnden ja kein weißes Blatt sind. Die eigenen Schwingungen und Spuren im Leben der Therapeut*innen spannen dieses Instrument vor. Mit viel Selbsterfahrung und guter Kenntnis der eigenen Lebensgeschichte mit ihren psychischen und physischen Auswirkungen auf diesen Resonanzboden kann unterschieden werden, was den Therapeut*innen eigen ist und welche Schwingungen die Klient*innen bei ihnen ausgelöst haben. Ohne Schulung der Wahrnehmung besteht die Gefahr, dass die Resonanzen durcheinandergeraten und unklare Misstöne entstehen. Können die Therapeut*innen dieses Instrumentarium nutzen, haben sie die Möglichkeit, diese Resonanzen zu verdeutlichen, zu verstärken, zu spiegeln, in Worte zu fassen etc. Sie haben dadurch ein breiter ­aufgestelltes ­Instrumentarium für die ­Diagnostik und die Therapie. Sie können sich ihrer eigenen Schwingungen bewusst sein, die sie ihrerseits aussenden. Denn auch umgekehrt erleben die Klient*innen und Patient*innen Resonanzen im Kontakt mit den Behandlern. Das selbstverantwortliche, offene und präsente Mitschwingen seitens der Therapeuten führt zur einer verbesserten, weil abgegrenzten Wahrnehmung. Klienten fühlen sich so wirklich wahr- und ernstgenommen in ihrer eigenen Welt. Das führt zu einer tiefen Ein-Sicht in ihre eigene innere Landschaft und zu einem echten Dialog, einem Verbundensein mit der eigenen Welt, aber auch einer Verbindung zu dem Behandler. Durch diese Art des Kontaktes wird der Therapeut auch vor Konfluenz geschützt, da er seine eigenen Schwingungen kennt und in eine echte professionelle Beziehung treten kann.

Die Selbstwahrnehmung hilft, den Resonanzboden des Behandlers, der natürlich nie frei von eigenen Inhalten sein kann, zu erkunden. Sei es, den eigenen Gefühlsstatus zu erkennen, den Körper als kompetenten, nahezu allwissenden »Partner« immer besser kennen und schätzen zu lernen, die eigenen »blinden Flecken« zu sehen und eine eingeengte Wahrnehmung zu korrigieren. Sie hilft dabei herauszufinden, in welche Rollen der Therapeut sich »gerne« bringen lässt, um somit nicht mit dem Patienten Konflikte auszutragen, die in seiner eigenen Biografie anzusiedeln sind. (Siehe Therapeuten-Teile in Kapitel 16.)

In Beziehungskonstellationen und auf der Beziehungsebene kann der Behandler auf dem Boden der Wertschätzung seiner eigenen Emotionen und der der Klient*innen die Muster und Konflikte, die er mit den Klient*innen unbewusst eingegangen ist, besser erkennen, analysieren, danach handeln und sie ggf. auflösen. Er wird in die Lage versetzt sein, die Klient*innen als eigenständige Menschen besser zu sehen, wenn er sie nicht in Verwicklung mit sich selber erlebt. Für den Fall – und der Fall passiert immer wieder –, dass eine Verwicklung geschehen ist, kann er erst mal wahrnehmen, was geschehen ist, ein Verständnis dafür entwickeln, dafür Verantwortung übernehmen und sich dann wieder daraus lösen. In einer positiven Abgrenzung den Klient*innen gegenüber wird er ihnen und sich gerechter, wenn er seine eigenen Konflikte professionell löst, statt dass er unbewusst eigene emotionale Inhalte oder ­Konflikte im Land der Klient*innen »kolonialisiert« und sich mit ihnen in seinem eigenen Konfliktgebäude verheddert.

Das Gewahrwerden des eigenen Körpers (besser: Leibes) eröffnet ihm eine eigene Quelle, sei es von Freude und Wohlbefinden, manchmal aber auch von eigenem Schmerz und Leid. Dies ist jedoch die Möglichkeit zur Wandlung. Es schützt den Behandler davor, abends die Geschichten der Klient*innen und das in der Gegenübertragung erlebte Gefühl und Körpergefühl seiner Klient*innen mit nach Hause zu nehmen. Kann er sein eigenes Körpergefühl identifizieren, wird er für Möglichkeiten einer wohltuenden Psychohygiene und einer gesunden Abgrenzung nicht nur offener sein, er wird das Bedürfnis danach verspüren! Und wissen, wie er sich im Sinne der Selbstfürsorge Gutes tun kann.

SELBST-geführte Psychotherapie

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