Читать книгу Frag mal nach Liebe - Ute Dombrowski - Страница 12
10
ОглавлениеAm Samstag arbeitete Marco in der Vinothek. Lena war losgefahren, um im Ort Wein auszuliefern. An jeder Stelle musste sie ihre Geschichte erzählen und wurde herzlich aufgenommen. Eine Adresse sollte sie weglassen: Muriels Eltern. Dort würden sie am Nachmittag zusammen hinfahren.
Als sie am Mittag wieder zurück war auf dem Weingut, lud er sie zum Essen ein. Sie machte sich kurz frisch und stieg zu ihm in den Geländewagen. Er hatte die Kiste für die Weinstube seiner Schwiegereltern in den Kofferraum gestellt.
Beim Essen erklärte er ihr kurz die Bewertung bei den Weinen. Am Montag wollte er die neuen Weine für die Verkostung und Prämierung zusammenstellen. Er hoffte auf eine gute Bewertung. Sechs Weine würde er der strengen Jury präsentieren.
„Wein kann entweder blind oder in Kenntnis des Weingutes bewertet werden. Es gibt unterschiedliche Punkteskalen. Mal fünf, mal zwanzig oder mal hundert Punkte. Alles in allem werden aber immer Geschmack, Farbe, Geruch, Reinheit und Klarheit und der Gesamteindruck bewertet.“
„Wozu das alles? Jeder hat doch einen anderen Geschmack.“
„Du hast wirklich keine Ahnung. Wir müssen ja den Wein auch verkaufen. Da hilft eine gute Bewertung natürlich und man kann den Preis besser einschätzen und festlegen.“
Er bezahlte und sie machten sich auf den Weg zu Muriels Eltern. Marco lächelte, als er auf dem Parkplatz vor der Villa hielt.
„Die Eltern von Muriel haben hier ein sehr gut gehendes Weinhaus. Weinstube ist durchaus untertrieben. Solche einfachen Leute wie du und ich gehören hier nicht her. Je dicker die Brieftasche, desto willkommener. Nun, dich werden sie mögen, weil du ja die Presse bist. Kostenlose Werbung ist immer gut.“
Sie stiegen aus und Lena sah sich um. Die breite Glasfront im unteren Bereich des Hauses war blitzsauber. Auch am Messingtürgriff war kein einziger Fingerabdruck. Sicher gab es einen Angestellten, der sich nur damit beschäftigte. Das Glas war getönt, sodass man nicht direkt hineinschauen konnte. Alles sah edel und teuer aus. Das weiß gestrichene Haus selbst war alt und fügte sich harmonisch in die Landschaft ein. Oben lebten die Menschen, unten präsentierten sie Wein und Köstlichkeiten. An der rechten Wand rankten sich Rosen bis zum Dach empor. Lena schloss die Augen und stellte sich den Duft und die Blütenpracht im Sommer vor.
Sie traten durch die große Glastür ein. Marco hatte die Kiste mit dem neuen Wein gleich mitgenommen. Ein paar Gäste, die eindeutig zu den teuren Sportwagen vor der Tür gehörten, saßen links und rechts auf Lederstühlen an rustikalen Holztischen. Auch hier drinnen spürte man die Liebe zu den schönen Dingen des Lebens.
Gesine Mainhardt, unverkennbar Muriels Mutter, nur zwanzig Jahre älter, kam ihnen entgegen. Der überhebliche Ausdruck in ihrem Gesicht war absolut der ihrer Tochter. Sie schob Marco ohne Begrüßung direkt durch eine Tür nach hinten in die Küche. Lena ging mit.
Gesine fragte herablassend: „Muss man die Lieferung an den Gästen vorbeitragen? Kann man das nicht hinten reinbringen?“
Lena schluckte und Marco antwortete: „Ich wollte deine Gäste nicht schocken mit dem Anblick einer Kiste Wein, verzeih, liebe Schwiegermutter. Guten Tag auch.“
Gesine nickte nur. Dann fiel ihr Blick auf Lena, sie schaltete ein Lächeln an und reichte ihr die Hand.
„Guten Tag, junge Frau. Sie schreiben also über meinen nutzlosen Schwiegersohn? Ich freue mich Sie kennenzulernen. Darf ich Sie vielleicht ein bisschen herumführen und Ihnen von meiner Tochter erzählen?“, fragte sie mit zuckersüßer Stimme.
Aber Lena sah hinter dem freundlichen Blick die Boshaftigkeit hervor blitzen. Am liebsten hätte sie der falschen Schlange ein paar ehrliche Worte gesagt. Jedoch wollte sie nicht, dass diese Frau es dann dem armen Marco heimzahlte.
„Es tut mir sehr leid, aber wir müssen sofort wieder los. Wir haben auf dem Weingut noch so viel zu tun. Es war nett, Sie kennen gelernt zu haben.“
Das Lächeln in ihrem Gesicht war nun genauso unecht wie das von Gesine.
„Wie Sie wollen.“
Muriels Mutter, drehte sich um und ließ die beiden einfach stehen. In diesem Moment musste Marco laut lachen. Er stellte die Kiste mit dem Wein einfach auf den Boden und nahm Lenas Hand. Immer noch lachend zog er sie mit sich zum Auto. Sie stiegen ein und fuhren los. Als sie außer Sichtweite waren, hielt er kurz am Straßenrand, beugte sich zu Lena hinüber und küsste sie ungeniert auf den Mund.
„Danke“, sagte er fröhlich. „Du hast dich wacker geschlagen. Herzlichen Glückwunsch, du hast eine neue Feindin.“
Lena hatte bisher nichts gesagt, aber nun musste sie sich einfach Luft machen.
„So eine dämliche Ziege. Was bildet die sich denn ein? Und du? Wozu dankst du mir? Du bist ein Esel, wenn du dir so etwas gefallen lässt. Und hör auf, mich zu küssen.“
Sie war ehrlich sauer. Wie konnte sich ein Mann nur so runtermachen lassen? Marco wurde ernst. Er fuhr weiter und schwieg. Er konnte ihr nicht erklären, warum er das mit sich machen ließ, obwohl er es gerne getan hätte. Aber das würde alles noch komplizierter machen.