Читать книгу Frag mal nach Liebe - Ute Dombrowski - Страница 7
5
ОглавлениеMarco führte sie danach durch das Haus. Neben dem Esszimmer war die großzügige moderne Küche, in der alles blitzblank war. Auf der rechten Seite war zuerst das Wohnzimmer, daneben das Schlafzimmer, wo er nur einen Spalt die Tür öffnete. Er zeigte dann hinter die Treppe und erklärte, dass dort das Bad und ein großes Gästezimmer waren.
Dann liefen sie die Treppe hinauf. Oben war ein kleinerer Flur. An der einen Tür stand ein Schild: Manuel Rossinio. Marco erklärte ihr, dass Manuel dort eine kleine Wohnung mit zwei Zimmern, Küche und Bad hatte. Gegenüber waren noch zwei Türen. Ein großes Zimmer mit Bett, Schrank und Sessel am Fenster war für Gäste, die länger blieben. Daneben gab es ein kleines Bad.
Sie verließen das Haus und gingen über den Hof zuerst zum Büro. Er schloss die Tür auf und sie traten ein. Der vordere kleine Raum enthielt Schreibtisch, Computer und zwei Aktenschränke. Durch eine Tür sah sie in ein großes Lager mit zahlreichen Flaschen Weißwein und Rosewein, die in Metallkisten liegend gestapelt waren.
Dort nahm er einen Schlüssel vom Haken und ging mit ihr in die Vinothek nebenan. Hier wurde der Wein präsentiert und zu den Öffnungszeiten verkauft. Es gab ein Regal mit den Weinen des Hauses, zahlreiche Urkunden und Bilder von Auszeichnungen, einen Tresen und drei kleine Tische mit Sesseln zur Weinprobe. In einer halben Stunde, las sie an der Tür, wurde geöffnet.
Die letzte Tür gehörte zur Schreinerwerkstatt. Sofort roch sie das frische Holz und fühlte sich hier auch sehr wohl. Sie strich über ein glattes Brett, das auf der Werkbank lag. Zahlreiche Maschinen und Werkzeuge gehörten dazu. Alles war ordentlich verstaut. Sie verließen den Raum wieder, Marco schloss ab und betrat mit ihr wieder die Vinothek.
Marco erklärte: „Ich mache gleich auf. Wenn Sie wollen, können Sie sich hier hinsetzen und mich beobachten. Ich habe einige Bestellungen zu packen, aber zwischendurch ich auch ab und zu mit Ihnen reden.“
„Ich bin ganz still und Sie machen, was Sie müssen. Ich nehme alle Eindrücke auf und plane dann meine Arbeit. Lassen Sie sich nicht von mir stören.“
„Sowieso nicht. Später trinken wir ein Gläschen Wein, oder?“
„Gerne, aber ich muss noch fahren.“
„Gut“, sagte er mit fester Stimme. „Dann sofort. Weiß oder rose? Was mögen Sie lieber? Bei einem Winzer muss man immer eine Weinprobe machen.“
Sie mochte Rotwein ganz gerne, aber sie hatte gelesen, dass besonders der Weißwein aus dem Rheingau sehr beliebt war. Also sagte sie ihm, dass sie einen Weißwein probieren wollte. Er kam mit zwei kleinen Gläsern an den kleinen Tisch und setzte sich zu ihr.
„Ich bin Marco. Wir sollten Du sagen, denn wir werden ja wohl eine Weile miteinander zu tun haben, oder?“
„Ja, das werden wir“, sagte Lena und dachte: Mit dir möchte ich gerne mein Leben lang zu tun haben.
„Ich bin Lena. Danke, dass ich hier sein darf.“
Sie stießen an und er sah ihr dabei in die Augen. Lena wurde es heiß und kalt bei dem Blick, aber sie riss sich zusammen und trank einen Schluck. Der Wein war herb, aber fruchtig und schmeckte so, wie sie sich die Herbstsonne vorstellte. Er sah auch so aus: Ein Glas voller Sonne. Der Winzer gefiel ihr ausgesprochen gut. Aber er war verheiratet. Mit einem Model. Also Finger weg, dachte sie. Schade.
Dann kamen die ersten Kunden, die ihn alle sehr gut zu kennen schienen. Er wurde herzlich begrüßt und hatte für jeden ein gutes Wort. Zwischendurch erklärte er, wer Lena war und was sie hier machte. Lena wurde daraufhin genauso herzlich begrüßt.
„Schreiben Sie nur Nettes über unseren Marco, er ist der Beste“, forderte eine ältere Frau.
Lena nickte.
Zwischendurch setzte er sich zu ihr, erklärte die Weine und erläuterte, warum und wofür er die Auszeichnungen bekommen hatte. Am Nachmittag um drei Uhr schloss Marco die Vinothek.
„So, jetzt zeige ich dir noch die Weinkeller. Ich habe zwei, einen für die Holzfässer und einen mit Edelstahltanks. Komm mit!“
Sie gingen ins Büro, er öffnete eine Tür und sie stiegen über eine alte Steintreppe in den Keller hinab, aus dem ihnen kühle, trockene Luft entgegenkam. Die großen Edelstahltanks waren gefüllt mit den erlesenen Tropfen der neuen Ernte. An jedem war ein Schild mit Lage, Sorte und Datum angebracht. Im hinteren Teil gab es noch eine Tür, groß und aus dickem Stahl. Die öffnete er und sie mussten noch einmal fünf Stufen hinuntergehen. Es waren sehr hohe Stufen, darum reichte ihr Marco die Hand.
„Sei vorsichtig, nicht dass ich noch den Notarzt rufen muss.“
Als er ihre Hand hielt, klopfte Lenas Herz schon wieder heftig. Dann waren sie unten und er ließ los. Seine Berührungen brannten noch minutenlang auf ihrer Haut. Was ist bloß los mit mir? Das fragte sich Lena schon eine ganze Weile. Sie musste gleich nach Hause fahren. Dieser Mann brachte sie aus dem Konzept.
Auch an den Fässern aus Eichenholz waren die Schilder mit den Angaben über Sorte und Herkunft. Oben gab es kleine Glasröhrchen, in denen es ab und zu leise gluckste. Das Geräusch verströmte ein unheimliches Flair.
„So“, sagte Marco, „nun hast du alles gesehen. Wie stellst du dir denn unsere Zusammenarbeit vor? Willst du nur schauen und fragen oder magst du mithelfen? Ich könnte dir alles zeigen und dich überall hin mitnehmen.“
Diese Aussicht war sehr verlockend. Aber sie wagte nicht zuzusagen.
„Ich werde jeden Tag kommen und schauen. Wenn du Zeit hast, kannst du mir meine Fragen beantworten. Es soll kein geschäftliches, sondern ein persönliches Porträt werden. Darum werde ich dein Leben beobachten und dann ergibt sich sicher noch die eine oder andere Idee. In Ordnung?“
Er nickte und wirkte enttäuscht. Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Dann verabschiedete sie sich für den Tag und fuhr heim. Im Auto rief sie Inka an.
„Hallo, Inka. Ich hoffe, du hattest einen schönen Ferientag.“
„Ja, meine Liebe, ich hatte. Wie war dein Winzertag?“
„Du glaubst nicht, wer dieser Winzer ist! Rate! Nein, lass. Kannst du dich noch an den Typen aus dem Café erinnern? Der am Nebentisch?“
„Der gehört hat, was du über diesen Auftrag gesagt hast?“
Inka lachte schallend, sodass Lena beinahe aufgelegt hätte.
Als die Freundin wieder reden konnte, sagte sie: „Na, das wird sicher eine kreative Zusammenarbeit. Was hat er gesagt?“
„Frag lieber nicht, es war so peinlich, als die Tür aufging und dieser Mann vor mir stand. Marco ist aber echt nett.“
„Uh, Marco“, rief Inka. „Ihr seid also schon beim Du?“
„Hör auf. Er ist verheiratet. Sie ist Model und besitzt eine Boutique.“
Inka seufzte.
„Ja, die schönen und netten Männer sind alle vom Markt. Es wäre besser, wenn er ein Arsch wäre. Dann müsstest du dich nicht verknallen.“
„Er ist kein Arsch, leider. Ich bin hin und weg, aber es geht ja nicht. Und wenn er eine Model-Frau hat, braucht er mich sowieso nicht. Also werde ich mal schön die Finger von ihm lassen. Ich glaube, so traditionelle Winzerfamilien lässt man lieber in Ruhe.“
„Was heißt denn traditionell? Sie passt doch da gar nicht rein. Hast du sie schon kennengelernt?“, fragte Inka neugierig.
Lena gab wieder, was Marco ihr gesagt hatte. Dann berichtete sie noch von der Besichtigung und verabschiedete sich. Die beiden Freundinnen wollten am Donnerstag einen schönen Abend zusammen verbringen. Bis dahin würde sich Lena in die Arbeit stürzen.