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Caesar und Antipater
ОглавлениеNach dem gewaltsamen Tod des Crassus brach der Interessenkonflikt zwischen Caesar und Pompeius offen aus. Auf einen ungeheuren Umfang war inzwischen das Imperium Romanum angewachsen, das sich von der Iberischen Halbinsel bis zu den Grenzen Parthiens erstreckte. Beide, Pompeius und Caesar, hatten gleichermaßen zu dieser Ausdehnung beigetragen, die nach damaligem Verständnis die halbe Welt umfasste. Dennoch war das Römische Reich für den Ehrgeiz zweier rivalisierender Männer zu klein. Der Kampf um die Vormacht begann, und Gaius Iulius Caesar, der seine Herkunft geschickt auf keine Geringere als die Göttin Venus zurückführte, sollte sich als der Kämpfer mit dem längeren Atem erweisen. Zu Beginn der Auseinandersetzungen deutete seine Stellung allerdings nicht darauf hin.
Er hatte den gallischen Krieg erfolgreich beendet und sich im September des Jahres 50 v. Chr. mit seiner Streitmacht nach Oberitalien zurückgezogen, um sich von dort aus um das Konsulat zu bewerben. „Die Bevölkerung seiner cisalpinischen Provinz empfing den Gallierbezwinger mit überschwänglichem Jubel und triumphalen Festen.“1 Zugleich ließ Pompeius den römischen Senat wissen, er werde die Konsulwahl nicht zulassen, wenn der Kandidat nicht zuvor, wie üblich, Heer und Provinzen abgäbe. Dazu wäre Caesar durchaus bereit gewesen, machte aber zur Bedingung, dass dann auch Pompeius seine Truppen entlassen müsse, worauf sich dieser allerdings nicht einließ. So zog Caesar noch einmal ins Land der Treverer und sammelte dort „seine gesamte in Gallien stehende Armee – noch acht Legionen – zu einer großen Heerschau. Wohl im November reiste er wiederum nach Oberitalien und bezog in Ravenna an der Südgrenze seiner Provinz sein Hauptquartier …“ Es bestand große Gefahr für Rom. „Die Weigerung der beiden Feldherren, ihre Heere zu entlassen, sprach eine deutliche Sprache …“2
Die Verhandlungen zwischen Roms Stadtvätern und dem siegreichen Feldherrn zogen sich hin, bis der Senat nach hitziger Debatte diesen schließlich abberief und Domitius Ahenobarbus, einen von dessen erbittertsten Gegnern, zum Nachfolger im transalpinischen Gallien ernannte. Damit wurde Caesar, der sich weiterhin weigerte, auf Heer und Provinzen zu verzichten, zum Staatsfeind.
Das Jahr 49 v. Chr. war noch jung, als er sich mit seinen Leuten, einer durch Zulauf von Abenteurern, Unzufriedenen und Gescheiterten auf Besorgnis erregende Größe angewachsenen Streitmacht, in Marsch setzte und den Rubikon überschritt, den kleinen Grenzfluss seiner cisalpinischen Provinz, der damit zum Inbegriff der Schicksalswende des Römischen Reiches wurde. „Auf, lasst uns ziehen, wohin die Zeichen der Götter und die Ungerechtigkeit der Gegner uns rufen! Der Würfel ist gefallen.“3 Alea iacta est. Mit dem sprichwörtlichen Vers des Dichters Menander (2. Hälfte des 4. vorchristlichen Jahrhunderts), den Caesar griechisch zitierte, habe dieser, so der antike Kaiserbiograf Suetonius Tranquillus, „sein Glücksspiel um den höchsten Einsatz, sein gewagtestes Unternehmen auf dem Weg zur Macht“4 eröffnet. Er war bereit, alles auf eine Karte zu setzen, zumal weitere Verhandlungsversuche scheiterten.
Sein kühner Vormarsch löste in Rom Panik aus, sodass man sich entschloss, die Hauptstadt kampflos aufzugeben. Die amtierenden Konsuln, Marcellus und Paullus, schifften sich in Brundisium nach dem Osten ein, und auch Pompeius zog es vor, Italien auf dem schnellsten Weg in östlicher Richtung zu verlassen. Es hätte allerdings keiner Eile bedurft. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten behandelte Caesar die von ihm mühelos besiegten Gegner, darunter auch Domitius Ahenobarbus, mit größter Milde, die ihm die Bewunderung der Geschichtsschreiber aller folgenden Generationen eintrug. So schützte er etwa die Gefangenen aus der Nobilität und aus dem Ritterstand nicht nur vor seinen aufgebrachten Soldaten. Er schenkte ihnen sogar die Freiheit. „Versuchen wir auf diese Weise, die allgemeine Zuneigung wiederzugewinnen und den Sieg dauerhaft zu machen“, schrieb er an seine Vertrauten in Rom. „Denn die anderen konnten wegen ihrer Grausamkeit dem Hass nicht entfliehen und ihren Sieg nicht länger behaupten … Das sei die neue Art zu siegen, dass wir uns durch Barmherzigkeit und Großmut sichern.“5 Milde war eines der großen Schlagworte seiner Politik. Sie sollte auch dem bedrängten Volk der Juden zugute kommen.
Leider ging Pompeius auf das großzügige Angebot, den Konflikt auf dem Verhandlungsweg friedlich beizulegen, nicht ein. Es war der letzte große Fehler seines Lebens.
Seit vierzehn Jahren lebte nun schon Aristobul als Gefangener in Rom. Nach dem Motto „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ erschien er dem aufstrebenden Julier Caesar als naturgegebener Verbündeter. Also stattete er den Hasmonäerspross mit zwei Legionen aus und wies ihn an, nach Judäa zurückzukehren und dort gegen die Reste der pompeianischen Truppen zu kämpfen. Ehe Aristobul jedoch die Stadt verlassen konnte, gelang es Pompeius’ Parteigängern, ihn zu vergiften. Gleichzeitig erteilte Pompeius den Befehl, Alexander dem Scharfrichter auszuliefern, um einen Aufstand zu Gunsten seines Widersachers in Judäa zu verhindern.
Aristobuls vom Unglück verfolgte Frau, die so entschlossen das Schicksal ihrer Familie in die Hand genommen hatte, lebte mit ihrem zweiten Sohn Antigonos und ihren beiden Töchtern in der Hafenstadt Askalon, wo sie sich vor weiterem Leid sicher glaubte. Doch wieder griff der Neid der Götter nach ihr. Ihre Tochter Alexandra heiratete, in Liebe entbrannt, Philippion, den Sohn des Königs Mennaios von Chalcis. Der eifersüchtige Schwiegervater, berauscht von der Schönheit der Hasmonäerprinzessin, ließ seinen Sohn ermorden und nahm Alexandra selbst zur Frau. Er handelte wohl nicht nur eigensüchtig. Die letzten Hasmonäer, als deren Schutzherr er sich aufspielte, konnten für ihn wichtige Pfänder in den zu erwartenden Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn und den Römern sein und möglicherweise helfen, seinem kleinen Reich eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren. Auch Antigonos, ihren zweiten Sohn, sollte Aristobuls Witwe, der das Unglück anhaftete wie erkaltetes Pech, an ein launenhaftes Schicksal verlieren.
Etwas mehr als eineinhalb Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs entschied sich die Zukunft Caesars und Roms. Am 9. August des Jahres 48 v. Chr. besiegte der Hasardeur seinen Gegner Pompeius bei Pharsalos in Thessalien. Pompeius floh nach Ägypten, um wenigstens seine Haut und die Reste seiner Hoffnung zu retten. Bei Pelusion fiel er jedoch durch Mörderhand. König Ptolemaios XIII. Philopator und dessen Berater hatten den Mord in Auftrag gegeben, hoffend, Caesar werde sie dafür stattlich belohnen oder wenigstens belobigen. Als jener jedoch selbst am Nil eingetroffen war und man ihm das abgeschlagene Haupt des Ermordeten brachte, wandte er sich ab und weinte. Pompeius und er waren einst Freunde, Pompeius war sogar sein Schwiegersohn gewesen. Doch auch aus politischen Erwägungen verabscheute er die heimtückische Tat. Der Tod seines Gegners hatte ihn jeglicher Möglichkeit beraubt, von seiner inzwischen berühmten clementia, Milde, Gebrauch zu machen und den Staatsfrieden auf legale Weise wiederherzustellen.
Pompeius’ Tod kam indes einem anderen sehr gelegen: Antipater. Unbedenklich wechselte er ins Lager des Siegers über und fand bald Gelegenheit, sich diesem als nützlich zu erweisen. Sein Verhalten ist umso verständlicher, als Caesars Sympathien für das jüdische Volk bekannt waren und er nach der Schlacht von Pharsalos vielen Juden sogar als der Rächer des von Pompeius geschändeten Jerusalemer Tempels erschien.
In diesen aufregenden Tagen betrat auch eine andere Persönlichkeit die Bühne des Weltgeschehens: Kleopatra, die als siebente in der Dynastie der Ptolemäer diesen Namen trug. Sie war die Tochter des kürzlich verstorbenen Königs Ptolemaios XII. Auletes und sollte gerade ihren Bruder heiraten, um als Schwestergemahlin mit ihm gemeinsam zu regieren. Caesar war, wenn wir der antiken Überlieferung glauben dürfen, fasziniert von der damals 20jährigen Frau, wobei seiner Begeisterung auch politische Überlegungen zu Grunde gelegen haben dürften. Denn sicherlich war er nicht weniger betört von der Vorstellung, mit dem fruchtbaren Ägypten, damals wie heute das Tor zum Orient, Rom einen weiteren Teil der Welt zu Füßen legen zu können und eine gewisse Unabhängigkeit zu sichern. Denn Ägypten verfügte über Getreidevorräte, die das Römerreich vor den von jeder Regierung so gefürchteten Hungersnöten bewahren konnten.
Also entschloss er sich, Kleopatra, koste es, was es wolle, als alleinige Thronerbin an die Macht zu bringen, um über sie Roms Einfluss in dem alten Land am Nil zu stärken.
Um ihre Ansprüche gegenüber ihrem Bruder und dem hinter diesem stehenden General Achillas durchsetzen zu können, brauchte er dringend weitere Truppen, zumal ihm nur 4.000 Mann, der Gegenseite jedoch mehr als 20.000 zur Verfügung standen. Antipaters Stunde war gekommen.
Mühelos brachte er 3.000 Männer auf, die bereit waren, auf der Seite der Römer zu kämpfen. Hyrkan II. stellte ebenso viele zur Verfügung. Aus Emesa und Ituräa wurde Antipater von Freunden mit Soldaten unterstützt. Der neue König von Nabatäa, Malik, sandte ihm Reiterei. Caesar selbst hatte sich mit seinem Freund Mithridates von Pergamon in Verbindung gesetzt, der ebenfalls Hilfstruppen nach Ägypten schickte. In Pelusion wurden sie jedoch von der dortigen jüdischen Garnison aufgehalten. Da eilte Antipater herbei, appellierte als Jude an Juden und wies zur Bekräftigung seiner Argumente ein Schreiben des Hohepriesters Hyrkan vor, das alle Juden Ägyptens aufrief, sich Caesars Lager anzuschließen. Daraufhin gaben sie nicht nur den Weg frei, sondern versorgten die durchziehenden Truppen auch noch mit Lebensmitteln.
Die Erfahrungen, die Antipater in Gabinius’ Feldzug wenige Jahre zuvor gesammelt hatte, kamen ihm jetzt zu Gute. Er kämpfte persönlich mit großer Kühnheit und Tapferkeit mit; seine Entschlossenheit entschied schließlich den Krieg zu Gunsten der Römer und ihrer Verbündeten.
Caesar, der über Mithridates von Antipaters Verdiensten gehört hatte, fand für ihn höchstes Lob. Nun konnte er wunschgemäß Kleopatra auf den Thron heben. Der für sie vorgesehene Gatte war in den Kämpfen umgekommen. So heiratete sie dessen und ihren jüngeren Bruder, der erst 15 Jahre alt war. Später wurde sie seiner jedoch überdrüssig und ließ ihn kurzerhand durch Gift beseitigen. Vorerst sollte es für sie nur einen Mann geben: Gaius Iulius Caesar, den sie mit Herz und Verstand ganz für ihre Interessen einzunehmen wusste. Ihr Liebesglück dauerte jedoch nicht allzu lange. Ein Aufstand in Pontus an der südlichen Schwarzmeerküste rief den großen Feldherrn und nunmehrigen „Alleinherrscher“ Roms 47 v. Chr. in die raue militärische Wirklichkeit zurück.
Auf dem Weg nach Cilikien hielt sich der römische Feldherr kurz in Antiochia auf, um eine Reihe neuer Regelungen zu treffen und seine Verbündeten großzügig zu belohnen. So wurde Hyrkan in seinem Hohepriesteramt und als Ethnarch bestätigt, als Herrscher über den ethnos, das Volk, ein Titel, der dem des Königs allerdings weit nachstand. Beide Würden und alle mit ihnen verbundenen Rechte sollten fortan erblich sein. Er durfte sich socius et amicus populi Romani nennen, Bundesgenosse und Freund des römischen Volkes, und erhielt die Erlaubnis, die Stadtmauern Jerusalems, die seit der Eroberung durch Pompeius 16 Jahre lang zerstört gelegen hatten, wieder aufzubauen.6 Sogar die Grenzen Judäas wurden, wenn auch nur geringfügig, erweitert. Immerhin erhielt es Joppe, das spätere Jaffa, mitsamt seinem Hafen zurück, dazu in der großen Ebene ein paar Dörfer, die namentlich allerdings nicht bekannt sind. Auch einige Orte und Ländereien, die den Königen von Syrien und Phönikien gehört hatten, kamen nun in jüdischen Besitz.
Wichtiger aber waren die Vergünstigungen für die Juden in der Diaspora, die das Verhältnis zur nichtjüdischen Bevölkerung entspannen sollten, als vermeintlich ungerechtfertigte Vorteile im Laufe der Zeit aber eher deren Neid weckten. Folgen wir Flavius Josephus, hat Caesar sogar „die zu Alexandria wohnenden Judäer durch eine auf einer Säule von Erz angebrachte Inschrift öffentlich für alexandrinische Bürger erklärt“7, eine Behauptung, deren Richtigkeit in der neueren Forschung stark angezweifelt wird.8 Doch wurde den Juden der Schutz ihrer Bürgerrechte zugesichert, einschließlich der Berechtigung, nach den Vorschriften der jüdischen Religion zu leben.
Noch großzügiger als Hyrkan wurde Antipater bedacht, der durch sein unerschrockenes Verhalten seiner Sippe für Generationen die Freundschaft Roms gesichert hatte. Dass er noch vor kurzem ein Anhänger des Pompeius gewesen war, war vergeben und vergessen.
Dankbar gewährte der Römer ihm und seiner Familie Freiheit von allen Abgaben und verlieh ihm das römische Bürgerrecht, eine damals noch seltene und bei Ausländern hoch begehrte Ehrung.
Der Mann, den Flavius Josephus als außerordentlich kühn beschreibt: „ … bald war fast sein ganzer Körper mit Narben, Malen seiner Tapferkeit, bedeckt“9, scheint auch von durchtriebener Schläue gewesen zu sein.
Caesar überließ ihm die freie Wahl eines einflussreichen Amtes. Aber Antipater gab „das Maß der Auszeichnung an den Auszeichnenden zurück“10. Der römische Feldherr war von soviel Bescheidenheit tief beeindruckt und bestätigte Antipater als Procurator von Judäa. „Da aber dieses Amt nicht klar umrissen war, bot es dem Antipater eine Handhabe, sich in alles und jedes einzumischen und tatsächlich das Land zu verwalten, angeblich im Auftrag des Hyrkanos.“11 Er war auf dem besten Weg zur Übernahme der Macht.
Von Aristobuls Familie lebte als potentieller Anwärter auf den Thron Judäas nur noch Antigonos, der sich nun zu Caesar begab, damit er vor diesem die Legitimität seiner Ansprüche verfechte. Um seine Herkunft und Stellung aufzuwerten, versuchte er, seinen Onkel Hyrkan und den eigentlichen Machthaber, Antipater, herabzusetzen. Sie seien es gewesen, die Aristobuls Familie aus Judäa verjagt hätten – wofür es bei Flavius Josephus keinen unmittelbaren Hinweis gibt. Wenn man ihn selbst auch für unwürdig halte, gäbe es doch genügend Männer vornehmer Abstammung, denen Ehre und Ruhm und der Anspruch zu herrschen weit eher zustünden als jenem Idumäer, der sich als halber Jude den wahren Gläubigen gegenüber oft gesetzlos und anmaßend zeige und obendrein noch kürzlich ein Anhänger des Pompeius gewesen sei.
Caesar folgte, wie gewohnt, dem römischen Grundsatz des audiatur et altera pars. Antipater, der gerade selbst in Antiochia weilte, um die Ehrungen des Römers entgegenzunehmen, begnügte sich nicht, nach Advokatenart die Vorwürfe nur mit Worten zu entkräften. Die Erinnerung an den Ägyptenfeldzug war noch jung; die Wunden, die er dort empfangen hatte, waren noch nicht vernarbt. In theatralischer Geste trat er vor den Feldherrn, schlug sein Gewand zurück und wies auf die zahlreichen Blessuren. Seine Treue zu ihm, Caesar, meinte er, bedürfe wohl keines anderen Beweises; selbst wenn er schweige, zeuge sein Leib von ihr. Dann ging er aber doch zum Gegenangriff über: Antigonos sei ein Feind der Römer, wie es schon sein Vater gewesen sei. Sein Hang zu Aufruhr und Gewalttat sei leidenschaftlich. Sollte man ihn mit Mitteln versehen, werde er diese nur nutzen, um den Römern zu schaden. Caesar war von Antipaters Argumentation überzeugt. Antigonos, der als Sohn Aristobuls noch über eine stattliche Anhängerschaft verfügte und vielen als der eigentliche König der Juden galt, verschwand für einige Jahre von der Bühne der Politik. Er sollte jedoch wiederkehren und auf tragische Weise sein Leben verlieren.
Alle Anordnungen traf der Feldherr, wie gesagt, in den wenigen Tagen, die er auf seinem Weg nach Cilikien in Antiochia verbrachte (zwischen 13. und 18. Juli 47 v. Chr.). Dann brach er eilig zum Pontischen Feldzug auf und überließ die Statthalterschaft Syriens seinem entfernten Verwandten und Freund Sextus Iulius Caesar.
Stolz gab Antipater, ganz diplomatischer Staatslenker, seinem neuen Verbündeten bis zur Staatsgrenze das Geleit. Jener aber sollte bald eine der kürzesten aller Siegesmeldungen nach Rom senden: „Veni, vidi, vici …“
Antipater kehrte indes zufrieden nach Jerusalem zurück, zog dort die Zügel der Regentschaft straffer, gab Auftrag, die zerstörten Stadtmauern wieder aufzubauen und bereiste sein Land, um die neuen Verordnungen zu erklären und Unruhen beizulegen. Seinen Landsleuten empfahl er eindringlich, die Oberhoheit Roms anzuerkennen und den allgemeinen Frieden zu achten. Er warnte vor weiteren Erhebungen: Keiner sollte den Versprechen gewisser Aufwiegler trauen, da diese nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht seien. Ein Erlass Caesars dürfte mit besonderer Erleichterung aufgenommen worden sein: „Kein Beamter, Feldherr oder Legat darf im Gebiete der Juden Hilfstruppen ausheben, noch ist es den Soldaten erlaubt, von den Juden Geld … einzutreiben; dieselben sollen vielmehr von allen Plackereien verschont bleiben … Alles, was sie in Zukunft besitzen, kaufen oder sonst wie erwerben werden, bleibt in ihrem ungestörten Besitz …“12
Bald erkannte Antipater, dass sich Hyrkan mit zunehmendem Alter immer weniger geneigt zeigte, an den Staatsgeschäften teilzunehmen. Es kam dem Ethnarchen und Hohepriester Jahwes sehr gelegen, dass ihm sein Berater vorschlug, seinen, Antipaters, Erstgeborenen Phasael zum Gouverneur von Jerusalem und seinen zweiten Sohn Herodes, der noch sehr jung war, zum Statthalter von Galiläa, das noch immer Hochburg der Hasmonäer war, zu machen. Der kühne Schritt sollte die Sicherheit der jüdischen Hauptstadt gewährleisten und in Galiläa für Ruhe und Ordnung sorgen.
Die beiden jungen Männer wetteiferten bald, sich in den ihnen übertragenen Ämtern auszuzeichnen. Herodes machte eine gefährliche Räuberbande unschädlich, die in der Grenzregion zu Syrien ihr Unwesen getrieben hatte. Städte und Dörfer feierten ihn daraufhin als Retter des Eigentums. Sein Ruhm drang bis zu Sextus Iulius Caesar. Phasael machte sich durch eine besonders tugendhafte und vorbildliche Lebensweise die Einwohner Jerusalems geneigt. Ihrer beider Vater aber wurde bald wie ein König verehrt.
Doch hatte diesen der allmächtige Römer nicht nur mit Ehren überhäuft, sondern auch dem Neid missgünstiger Zeitgenossen ausgesetzt, obwohl Antipater wahrscheinlich nie beabsichtigte, die Hasmonäer aus der Herrschaft in Judäa völlig zu verdrängen und deren Platz einzunehmen. Er war zu klug, um einen solchen Gedanken ernsthaft zu erwägen. Niemals, das bedachte er wohl, würde er als Idumäer seinem Hause die Stellung erringen können, die der jüdischen priesterlichen Dynastie der beim Volk beliebten Hasmonäer gleichkäme. Hauptberater des legitimen Hohepriesters zu sein, war eine Sache. Der Griff nach dem Thron eine andere, die sich für ihn aus den obigen Überlegungen verbot. Erst sein Sohn Herodes scherte sich um die Wünsche des Volkes nicht und griff einige Jahre später mit Hilfe der Römer nach dem Thron.
Dennoch: Zähneknirschend verfolgten die alteingesessenen Adelsfamilien, wie sie dieser „Halbjude“ Schritt für Schritt aus allen wichtigen Ämtern verdrängte und Platz schuf für seine eigene Brut.
Möglicherweise hätte sich die Lage in Judäa trotzdem stabilisiert, wäre Caesar nicht an den berüchtigten Iden des März des Jahres 44 v. Chr. ermordet worden.