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Matthias
ОглавлениеStattdessen trafen sie sich meist in der Werkstatt von Matthias die zu diesem Zeitpunkt zwar noch dessen Vater gehörte, dieser allerdings bereits schwer erkrankt war, und daher nicht mehr in die Werkstatt kommen konnte. Bereits als Matthias16 Jahre alt war verstarb sein Vater und lies ihn mit einer alkoholsüchtigen Mutter und der Werkstatt zurück, in die sich Matthias mehr und mehr zurückzog, bis er schließlich darin wohnte und das direkt danebenstehend Haus in welchem seine Mutter vor sich hin vegetierte quasi nicht mehr betrat. So kam es auch, dass sich seine Mutter in besagtem Haus tot soff, Matthias dies aber erst merkte, als ihn der Wirt der benachbarten Kneipe darauf hinwies, dass seine Mutter seit einigen Tagen nicht mehr bei ihm war.
Da wusste Matthias, dass seine Mutter ihren letzten Rausch erlebt hatte. Schon als Jugendlicher schraubte Matthias viel lieber an Autos als an Frauen, die verstand er zumindest, mit ihnen wusste er umzugehen. Frauen oder zu diesem Zeitpunkt wohl eher noch Mädchen verunsicherten ihn zu tiefst. Nur Dieter hoffte oder besser gesagt träumte, dass vielleicht eines Tages eine Frau oder zu diesem Zeitpunkt wohl eher noch ein Mädchen in der Werkstatt auftauchen würde, vielleicht sogar ein besonders hübsches, wobei er nicht in der Position war wählerisch zu sein, und sie um Hilfe bittet, da sie genau vor seiner Tür mit ihren Fahrzeug, was auch immer dies sein möge, liegen geblieben sei. Matthias könnte sich dann um das Fahrzeug kümmern, während er sich der Dame widmen könnte, die im Augenblick eh nichts Besseres zu tun hatte, als sich von ihm bequatschen zu lassen.
Dieter war nur in Sorge, dass ihm genau in diesem Augenblick nichts einfallen würde was er sagen könnte. Diese Sorge war indes nicht unbegründet, denn so erging es ihm grundsätzlich in der Gegenwart von Frauen. Zu diesem Zeitpunkt wusste er nicht, dass genau dieser unwahrscheinliche Fall eins Tages wenn auch viele Jahre später eintreffen würde, und er genau auf die von ihm erträumte Weise seine zukünftige Frau Claudette kennen lernen würde. Die sich unglücklicherweise im Laufe der Jahre allerdings nicht als seine Traumfrau entpuppen sollte. Hätte er das damals bereits geahnt wäre er wohl nicht so häufig auf Matthias altem Sessel gesessen und hätte immer denselben Traum geträumt. In Unkenntnis des ihm vorbehaltenen Schicksals saß er jedoch oft in jenem uralten verdreckten Sessel und sprach mit Matthias, der während dessen irgendetwas baute, oder reparierte, sägte oder schweißte, bohrte oder schraubte oder was er sonst noch alles tat. Matthias sagte selten etwas, aber er hörte zu, wenigstens ging Dieter davon aus, dass er das tat. Sicher konnte er sich nie sein, da Matthias selten zum Gesagten Stellung bezog. Wenn ihm Dieter sein Leid über sein schweres Leben klagte, sagte er oft nur:
„Weißt du Dieter, das Leben ist wie eine Schraube, manchmal geht sie ganz leicht auf, ein anderes Mal, musste Du kämpfen, um sie aufzubekommen, und manchmal reißt sie einfach ab.“
Dieter konnte mit dieser Lebensweisheit in der Regel nicht allzu viel anfangen, das sagte er Matthias aber nie. Und für Matthias, da passte diese Lebensweisheit, da sein Leben ohnehin fast nur aus Schrauben bestand. Dieter traute es sich nie Matthias von seinem Traum der in der Werkstatt auftauchenden hilfesuchenden Frau zu erzählen. Zum einen aus Angst Matthias könnte ihn auslachen, zum Anderen aufgrund der Befürchtung Matthias könnte mit seiner Rolle in diesem Traum nicht einverstanden sein, und wollte, statt das Fahrzeug zu reparieren viel lieber die Rolle als Bequatscher übernehmen. Wobei das doch recht unwahrscheinlich war, dazu würde es Matthias viel zu sehr reizen, das Fahrzeug wieder flott zu machen. Auch 30 Jahre späte verbrachte Matthias fast den gesamten Tag allein in seiner Werkstatt, wenn er schrauben konnte dann war er glücklich. Und am glücklichsten war er, wenn er ein altes, verrottetes Auto wieder auf Vordermann gebracht hatte, wenn es vor ihm stand, blinkend und blitzend, wenn sich der altersschwache Motor das erste Mal wieder aus eigener Kraft drehte, und es aus dem Auspuff so richtig stank, dann war er wahrscheinlich für einen kurzen Moment der glücklichste Mensch auf der Welt.
Mit Menschen konnte Matthias nie viel Anfangen, er verstand sie einfach nicht, und Smalltalk hasste er mehr wie einen abgerissene Schraube oder einen Kolbenfresser. Er hatte regelrecht Angst davor. So wie es ihm schwer fiel Menschen in die Augen zu schauen. Fast als hätte er Angst dort etwas schreckliches zu entdecken, oder war es die Angst, die Menschen könnten in seinen Augen etwas schreckliches Entdecken, ein düsteres Geheimnis, das er mit sich herumschleppte, dass er unter allen Umständen zu verheimlichen suchte. Matthias und ein schreckliches Geheimnis? das war ja nun wirklich lächerlich. Er der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte, der es nicht einmal übers Herz brachte Mausefallen in seiner Werkstatt aufzustellen und sich stattdessen lieber einen Stahlschrank anschaffte in dem er alles verwahrte, was für die Mäuse in irgendeiner Form schmackhaft sein konnte. Dieter hatte seit seiner Heirat mit Claudette nur sehr wenig Zeit für Matthias gehabt, zumal es Claudette nicht sonderlich schätze wenn er bei ihm in der Werkstatt war, Bier trank und sich einfach nur mit ihm unterhielt oder besser gesagt ihm Dinge aus seinem Leben erzähle, denn eine Unterhaltung setz ja voraus, dass mindestens zwei beteiligte Personen zumindest hin und wieder ein Wort sprachen. Bei Matthias konnte es allerdings sein, dass er eine Stunde lang kein Wort sagte. Und falls doch dann etwas in die Richtung
„Gib mir mal bitte den 15er Gabelschlüssen“, was in der Regel wenig mit dem zu tun hatte was Dieter ihm zuvor erzählt hatte.
„Du stinkst wieder nach Benzin und Motoröl, warst wohl wieder bei Matthias diesem Spinner“, pflegte Claudette dann immer zu sagen.
Genau, das wird er jetzt machen, er wird zu Matthias gehen diesem Spinner der er zweifelsohne war, was ihn aber in Dieters Augen nicht zu einem schlechten Menschen machte, ganz im Gegenteil. Dieter mochte Spinner vielleicht weil er selbst gerne ein Spinner wäre und es sich einfach nicht traute das zu tun was er gerne möchte, sein Leben zu leben wie er es sich vorstellte, sich nicht darum zu kümmern was die Anderen über in dachten, nein dazu hatte er nie den Mut aufgebracht. Er wird mit Matthias jede Menge Bier trinken und gemeinsam mit ihm nach Motoröl und Benzin oder Diesel oder was auch immer stinken. Matthias wird ihn schon aufnehmen, da war er sich absolut sicher.
Denn auch wenn er mit Menschen nichts anfangen konnte, so war er doch ein herzensguter Mensch, den das Leid anderer berührte. Er spendete viel für alle möglichen soziale Zwecke, denn er verdiente mit seiner Werkstatt gutes Geld. Er war einfach ein technisches Genie und so kamen Kunden aus ganz Deutschland manchmal sogar aus dem umliegenden Ausland, um bei ihm ihre Oldtimer restaurieren zu lassen und die zahlten ihm jede Menge Geld dafür. Außer für neue Maschinen und Werkzeug brauchte er kaum Geld. Luxus war etwas mit dem Matthias genauso wenig anfangen konnte wie mit Menschen. Es reichte ihm, wenn er ausreichend kühles Bier im Kühlschrank hatte und ein paar Tiefkühlpizzas im Gefrierschrank. An Tagen an denen er es sich mal so richtig gut gehen lassen wollte bestellt er auch mal eine Pizza beim Pizzaservice. Zum Essen in ein Restaurant ging er nur sehr selten. Aber es machte ihm Freude den reichen Schnöseln mit ihren teuren Autos das Geld aus den Taschen zu ziehen und es an die Armen weiterzugeben. Er war quasi eine Art moderner Robin Hood, auch wenn er das Geld nicht wirklich stahl, was einige Kunden gelegentlich allerdings anders sahen. Er spendete immer anonym, damit niemand auf die Idee kam sich bei ihm zu bedanken, denn er hasste es, wenn sich jemand bei ihm bedankte.
Einmal hat ihn Dieter darauf angesprochen, denn aus seiner Sicht ist es absolut in Ordnung, wenn man sich zu seinen guten Taten bekennt. Frei nach dem Motto tue Gutes und rede darüber. Matthias aber reagierte wie so oft völlig anders wie er erwartet hatte.
„Schon in der Bibel steht in Matthäus 6 Vers 3 Wenn du jemanden etwas Gutes tust, so soll die rechte Hand nicht wissen was die Linke tut. Oder heißt es die linke Hand soll nicht wissen was die rechte tut? Naja, ist ja auch egal jedenfalls geht es weiter. Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird dich dafür belohnen“. Zitierter Matthias aus der Bibel.
„Seit wann liest Du in der Bibel“, fragte Dieter überrascht.
“Tue ich nicht, einmal hat mir ein junges Mädchen einen Spendenaufruf in die Hand gedrückt, und darauf stand dieser Spruch, irgendwie hat er mir gefallen und deshalb habe ich ihn mir gemerkt“, gab Matthias sichtlich stolz ob seiner Bibelkenntnis zurück.
Matthias war schon ein seltsamer Vogel dachte Dieter, während er zur Garage ging, sich in Claudettes Auto setze, den Zündschlüssel umdrehte, der wie fast immer noch im Zündschloss steckte, und den Wagen in Bewegung setzte. Aus dem Augenwinkel konnte er gerade noch erkennen, wie Claudette mit vor Schreck aufgerissenen Augen aus dem Fenster starrte. Die braucht ihr Auto in nächster Zeit sicher nicht, sie kann ja das von Sören benutzen dachte Dieter mit einem leichten Anflug von Schadenfreude. Schade, ich hätte auf die andere Seite noch das Wort Hure lochen sollen, da hätte ich beide mit jeweils nur einem Wort charakterisiert. Matthias hatte seine Werkstatt etwas außerhalb von Miesbach genauer gesagt in Wall, einem verschlafenen Ort, den aber die Oldtimerliebhaber aus halb Europa kannten. Dieter bog mit Claudettes Wagen auf den kleinen ungeteerten Platz vor Matthias Werkstatt. Matthias ließ den Platz bewusst nicht befestigen, denn es mache ihm Freude zu zusehen, wie seine meist reiche Kundschaft, mit ihren hunderte von Euro teuren Schuhen über den in der Regel schlammigen Vorplatz in seine Werkstatt stolzierten.
Meist blieben die besonders vornehmen reichen Damen gleich im Auto sitzen, weil sie sich weigerten durch den Schlamm in die ebenso schmuddelige Werkstatt zu gehen. Auch dieses Verhalten war von Matthias bewusst provoziert, denn konnte er mit Menschen im Allgemeinen nicht viel anfangen, so konnte er mit Frauen noch weniger anfangen. Hochnäsige, wohlhabende Frauen die naserümpfend in seine Werkstatt kamen und sich verächtlich umschauten konnte er jedoch absolut nicht leiden. So vermied er es, einen ordentlichen und sauberen Eindruck zu hinterlassen, um auf diesem Weg zu verhindern, dass derartige menschliche Geschöpfe seine Werkstatt betraten. Gelegentlich kam es aber auch vor, dass sich Frauen zu ihm verirrten, die sich nicht am schlammigen Vorplatz und an der schmuddeligen Werkstatt störten, sondern wie selbstverständlich seine Werkstatt betrat.
Einmal kam eine Frau, die sogar richtig Ahnung von Autos hatte, und die Matthias Fähigkeiten aufrichtig bewunderte. Beinah hätte er sich in diese Frau verliebt, bis ihm klar wurde, dass er einfach keine Zeit für eine Frau hatte, und so ließ er es lieber mit dem Verlieben. Dieter stieg aus den Waagen und lief durch den Schlamm in Richtung Eingang, der wie meist weit offenstand. Schon von draußen stieg ihm der Geruch von Motoröl und Benzin in die Nase und er merkte wie sehr ihm dieser Geruch gefehlt hatte, auch wenn er was Autos anging überhaupt keine Ahnung hatte und sie ihn ehrlich gesagt auch nicht im Geringsten interessierte. Etwas zögernd betrat er die Werkstatt, da plötzlich Scham in ihm aufkam, dass er sich schon so lange nicht mehr hatte sehen lassen und jetzt wo er nicht wusste wo er hin sollte wieder auf der Matte stand.
Er ließ seinen Blick durch die Werkstatt wandern. die sich wie erwartet nicht viel verändert hatte. Matthias mochte keine Veränderungen und so versuchte er sie zu vermeiden. Allerdings war seiner Werkstatt was Maschinen anging immer auf dem neusten Stand der Technik und so entdeckte Dieter eine nagelneue Fräsmaschine.
„Ein tolles Teil nicht war“, hörte er unverhofft Matthias hinter sich.
Dieter drehte sich um und blickte in Matthias freundliches Gesicht, dass die ehrliche Freude Dieter wieder zu sehen widerspiegelte.
„Freut mich, dich endlich mal wiederzusehen.“
„Ich freue mich auch, und es tut mir wirklich leid, dass ich mich so lange nicht mehr habe blicken lassen“, gab Dieter entschuldigend zurück.
„Mach Dir nichts draus, ich habe dich ja auch nicht besucht, wie kann ich mich dann beschweren, wenn Du dich nicht bei mir sehen lässt. Jetzt bist Du da und darüber freue ich mich.“
Matthias streckte Dieter die wie immer schmutzige Hand entgegen und Dieter legte seine wie immer sauber, weiche Hand in dessen kräftige Pranke. Matthias drückte wie immer zu fest zu, so dass Dieter ebenfalls wie immer Angst hatte, er würde ihm seine Finger brechen.
„Was ist denn mit deinem Gesicht passiert? sieht ja übel aus“
„Ist halb so wild, ich habe nur einen Baum zu genau untersucht.“
„Wie sieht es aus, willst Du ein Bier? Ich wollte sowieso gerade Feierabend machen, für heute reicht es mir.“
„Gerne.“
Dieter hielt Ausschau nach seinem alten Sessel konnte ihn aber nirgends sehen.
„Wo ist denn der alte Sessel?“ fragte er Matthias.
Den habe ich schon vor einigen Monaten weggeworfen, das alte Ding.“
„Schade ich mochte ihn“, erwiderte Dieter, traurig darüber, dass sein alter Freund ihn anscheinend so schnell vergessen hatte“.
“Ich weiß. Du hast einige Stunden darin verbracht, deshalb habe ich ihn auch nicht schon längst weggeworfen. Aber sieh mal, hier was ich hier habe.“
Matthias zog eine Plan von einem Gegenstand der versteckt in einem der vielen Gerümpelecken stand, die normalerweise mit alten Oldtimerersatzteilen vollgestopft waren.
“Sieht fast wie der Alte aus, nur nicht ganz so verdreckt.“
Zum Vorschein kam ein Sessel, der wie Matthias es versprochen hatte, seinem Sessel, den er im Laufe der Jahre so liebgewonnen hatte, sehr ähnlichsah, aber bei weitem nicht so verschmutzt und abgewetzt war.
„Ich wusste Doch, dass mein alter Freunde Dieter irgendwann wiederauftaucht, und der braucht schließlich einen ihm gebührenden Sitzplatz.“
Dieter war so gerührt, dass er damit zu kämpfen hatte seine Tränen zu unterdrücken. Matthias schob den neuen alten Sessel genau an die Stelle an der der alte alte Sessel all die Jahre gestanden hatte. Dieter ließ sich direkt hineinfallen.
„Ist genau so bequem wie der Alte.“
„Na dann ist ja gut“, gab Matthias zufrieden zurück, während er in Richtung Kühlschrank ging, um ein gute gekühltes Helles zu holen.
„Tegernseer natürlich“, kommentierte Matthias die Übergabe der Bierflasche.
„Natürlich was anders habe ich auch nicht erwartet“, gab Dieter zurück.
„Soll ich uns eine Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, oder sollen wir zur Feier des Tages ein bestellen?“
Dieter musste innerlich grinsen als er die Frage hörte. Viel hat sich nicht verändert dachte er zufrieden.
„Bestellen, es gilt schließlich ein Wiedersehen zu feiern.“
Matthias ging zum Telefon und wählte die Nummer des Pizzaservice, die er selbstverständlich auswendig wusste, aber aus unerfindlichen Gründen nicht ins Telefon eingespeichert hatte.
„Wie immer?“ rief er in Richtung Dieter
„Wie immer“, antwortete dieser ebenso knapp.
Matthias bestellt zwei Pizza Salami mit extra Käse und ging wieder zu Dieter.
„Erzähl mal, wie ist es Dir die letzten Monate ergangen außer, dass du dich einer Schönheitsoperation unterzogen hast? „wollte Matthias mit einem Grinsen auf seinem Gesicht wissen.
Dieter sah ihn mit traurigen Augen an,
„Ach das mit der Nase ist das kleinste Problem, die heilt schon wieder.“
Matthias konnte an Dieters Gesichtsausdruck erkennen, dass er wohl mit größeren Problemen zu kämpfen hatte.
„Schraube abgerissen? „
„Wohl ehre Kolbenfresser“, gab Dieter zurück und merkte erst in diesem Augenblick, dass ihn die Sache mit Claudette wohl doch mehr mitnahm als er es selbst wahrhaben wollte.
„So schlimm?“
Matthias sah Dieter bemitleidend an.
„Ich habe Claudette mit einem anderen erwischt, ausgerechnet mit Sören ihrem Kitelehrer.
“Sören kenne ich den?“ wollte Matthias wissen.
„Ja ich habe ihn einmal mitgebracht, mit seinem alten Volvo.“
„Genau, jetzt erinnere ich mich, die Müllhalde mit den ausgeschlagenen Querlenkerlagern. An den Typ kann ich mich allerdings nicht mehr so sehr erinnern, der Karren jedenfalls war Schrott.“
„Braun gebrannt, lange blonde Locken, muskulöser Oberkörper, drei Tage Bart ein Typ fürs Bett halt“, beschrieb Dieter Sören kurz.
„Und auf so einen fällt Claudette rein. Ich konnte sie zwar nie sonderlich gut leiden, ich glaube sie mich auch nicht, aber dass sie sich von so einem Typ ins Bett zerren lässt hätte ich nicht gedacht.“
„Fragt sich nur wer wen gezerrt hat. Seit Claudette vierzig ist, ist so noch mehr auf dem Sporttrip als früher, sie glaubt wohl sie könnte das Älterwerden aufhalten. Bestimmt hat sie in irgendeiner dämlichen Frauenzeitung gelesen, dass Sex mit jüngerer Männern jung hält.“
„Sei mir nicht böse Dieter, aber wenn ich ehrlich bin habt ihr beiden nie wirklich zusammengepasst, sie ist einfach ein anderer Typ wie du. Ich habe mich immer gefragt, warum sie dich geheiratet hat.“
„Gute Frage ich weiß es auch nicht, einen Versager wie mich, der nichts auf die Reihe bringt, der in der Firma für alle nur der Trottel ist, und der sie immer nur blamiert hat.“
„So habe ich das nicht gemeint und das weißt Du auch.“
„Du nicht aber ich“
So eine Frau wie Claudette, schön, klug und wohlhabend, wie bitte bin ich an eine solche Frau gekommen, das kann doch nur ein Irrtum des Schicksals gewesen sein.“
„Schön ja, vielleicht auch gebildet, aber klug wäre sie dann an einen solchen Typ wie Sören geraten?“
„Was hat das damit zu tun, vielleicht wollte sie einfach nur mal richtigen Sex, ich glaube nicht, dass sie ihn heiraten will“.
Dieter erschrak, als er bemerkt, dass sein Tonfall fast etwas zu laut, wenn nicht gar aufbrausend war, um desinteressiert zu wirken. Liebt er sie vielleicht doch noch, es war noch keine Stunde her, als er sich sicher war, dass er sie nie geliebt hatte, ja dass er sie sogar hasste und jetzt war er sich schon wieder unsicher.
„Kann ich noch ein Bier haben?“
Dieter streckte Matthias die lehre Bierflasche entgegen.
„Klar, ich glaube ich stelle gleich noch ein paar in den Kühlschrank, sieh aus als ging es etwas länger heute.“