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Kapitel 1
Von der Würde des Menschen – ein Plädoyer für das Leben 1. Verantwortung vor Gott und den Menschen

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„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen […] hat sich das Deutsche Volk […] dieses Grundgesetz gegeben.“

So lautet die Präambel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Die „Väter und Mütter des Grundgesetzes“, wie man sie nennt, standen bei der Verabschiedung dieser Verfassung am 23. Mai 1949 noch unter dem direkten Eindruck des finstersten Kapitels der Deutschen Geschichte. Der Nationalsozialismus hatte nicht nur ganz Europa und viele andere Staaten in den Strudel eines Weltkriegs gezogen, in dem schätzungsweise bis zu 80 Millionen Menschen ihr Leben verloren. Adolf Hitler und seine Schergen hatten noch viel tiefer angesetzt: Ihre Ideologie hatte die Menschen nach Rassen getrennt und in „lebenswertes“ und „lebensunwertes Leben“ geschieden.

Juden, Sinti und Roma, Schwarze, Behinderte, Homosexuelle wurden im Zuge dieser Systematik ermordet. Zu Tausenden und Abertausenden.

Nur viel zu wenige besaßen den Mut, ihre Stimme gegen den Führer und seine Helfershelfer zu erheben. Zu tief durchsäuerte die Indoktrination alle Gesellschaftsschichten. Zu groß war die Angst um das eigene Leben und das der Familie. Kirchen wurden in großen Teilen gleichgeschaltet. Auch Christen schwiegen zum Unrecht. Nirgends wird das anschaulicher als in Martin Niemöllers berühmten Text:

Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Kommunist.

Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen;

ich war ja kein Sozialdemokrat.

Als sie die Gewerkschafter holten, habe ich geschwiegen,

ich war ja kein Gewerkschafter.

Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte.

Und dennoch gab es Menschen, die nicht einfach zusahen. Menschen, die etwas riskierten. Die den kleinen und großen Widerstand wagten. Menschen, die für die Würde derer kämpften, denen von den Nazis jede Menschenwürde abgesprochen wurde. Viele dieser Heldinnen und Helden zahlten einen hohen Blutzoll. Doch durch ihr Zeugnis bewahrten sie die Menschlichkeit inmitten der Unmenschlichkeit. Sie setzten Zeichen für die Nachwelt und säten eine Saat, die später aufgehen sollte.

Viele dieser Vorbilder an Humanität waren Christen. Aus der Verantwortung vor Gott machten sie sich für das Leben anderer Menschen stark und gaben denen eine Stimme, deren Leben als unwert abgetan wurde.

Menschen wie der katholische Pater Maximilian Kolbe stehen uns vor Augen, der in Auschwitz sein Leben im Tausch für einen polnischen Familienvater gab.

Oder Friedrich von Bodelschwingh der Jüngere. Als Leiter der Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel, einer großen Einrichtung für kranke und behinderte Menschen, die sein Vater gegründet hatte, kooperierte er lange mit den Nazis. Doch als die Euthanasiegesetze beschlossen wurden, stellte der evangelische Christ sich den Versuchen der Nazis entgegen, Patienten aus seiner Einrichtung zu töten. Diesen Mord konnte er mit seinem christlichen Glauben nicht vereinbaren.

Solche Beispiele standen Pate für den sogenannten Gottesbezug im Grundgesetz.

Ich lebe!

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