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3. Ehrfurcht vor dem Leben

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„Aus der Verantwortung vor Gott erwächst eine Verantwortung vor den Menschen, eine ‚Ehrfurcht vor dem Leben’“ (Albert Schweitzer). Eine Ehrfurcht vor jedem Menschen als Geschöpf Gottes: „So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er sie, als Mann und Frau schuf er sie“ (1. Mose 1,27).

Wir, die Autoren und Herausgeber dieses Buches, sind Christen. Wir beide kommen aus der Sozialen Arbeit, wir sind ausgebildete Pastoren und heute politisch aktiv.

Frank Heinrich studierte Soziale Arbeit in Freiburg im Breisgau. Er absolvierte eine Ausbildung zum Offizier der Heilsarmee und war gemeinsam mit seiner Frau zwölf Jahre lang Leiter der Heilsarmee in Chemnitz. 2009 wurde er als Direktkandidat in den Deutschen Bundestag gewählt, wo er sich seither schwerpunktmäßig dem Thema Menschenrechte widmet.

Uwe Heimowski machte eine Ausbildung zum Erzieher und studierte anschließend Evangelische Theologie. Seit 2001 ist er Gemeindereferent einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde in Gera. Er unterrichtete zehn Jahre Sozialethik an der Berufsakademie Gera. Er arbeitet als Referent für Menschenrechte bei Frank Heinrich. Seit 2014 ist er Mitglied des Stadtrates von Gera.

Als Christen sehen wir unser Handeln in dieser geschichtlichen Perspektive, die bei der Entstehung des Grundgesetzes Pate gestanden hat: Wir leben und arbeiten „in Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Und wir fragen uns, welche Bedeutung das für unser heutiges Leben und Arbeiten hat. Wo dürfen wir nicht schweigen? Welche Themen müssen wir zur Geltung bringen?

Nehmen wir das Grundgesetz in die Hand. Nach der Präambel mit dem Gottesbezug finden wir in den Artikeln 1 bis 19 die sogenannten „Grundrechte“.

Der Text beginnt mit den bekannten Worten:

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.

Das steht im Einklang mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die von den Vereinten Nationen ein knappes Jahr zuvor, am 10. Dezember 1948, formuliert worden war:

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“

Die Würde des Menschen zu schützen, das sagen diese Texte unisono, ist die Aufgabe der Politik. Zu jeder Zeit.

Heute leben wir in einer rechtsstaatlichen Demokratie. Menschenrechte sind in der Verfassung und vielen anderen Gesetzen oder Konventionen verankert: Bürgerliche Rechte. Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte. Minderheitsrechte. Und doch müssen wir uns für unsere jeweilige Zeit immer wieder fragen: Wird die Würde des Menschen ausreichend geschützt?

Ein Vergleich mit dem Holocaust, der Euthanasie und der menschenverachtenden Ideologie der Nazis verbietet sich. Die grausame Einmaligkeit dieser Gräuel kann kein Historiker ernsthaft in Frage stellen.

Doch hat die Geschichte uns Deutsche nicht in besonderer Weise aufmerksam sein lassen, wenn die Würde des Menschen auf dem Spiel steht? Wer, wenn nicht wir, muss die Stimme erheben gegen Antisemitismus, gegen Antiziganismus, gegen Diskriminierung in jeder Form?

Und wer, wenn nicht wir, muss dafür streiten, dass jedes Leben lebenswert ist?

Als Christen und Politiker in dieser Tradition verstehen wir uns als Anwälte für das Leben. Für jedes Leben. Und als solche sehen wir gewisse Entwicklungen in unserer Gesellschaft mit Sorge. Einige davon spiegeln sich in aktuellen politischen Debatten, einige andere scheinen nicht einmal mehr eine Debatte wert zu sein.

Auf mehreren Ebenen sehen wir die Würde des Menschen gefährdet. Und es erschreckt uns, dass diese Gefährdung wie selbstverständlich in die Gesellschaft einsickert und kaum noch als Problem wahrgenommen wird – oder wahrgenommen werden darf. Zwei Themen möchten wir in diesem Buch behandeln:

Ungeborenes Leben, das beendet werden darf, wenn es krank oder behindert ist.

Und Leben auf der letzten Wegstrecke eines Menschen: das Sterben.

Ich lebe!

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