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Von Filtertüten und Bohnenkaffee
ОглавлениеDa war ich letztens mit meiner Frau im Supermarkt und da ich ihr scheinbar ein ganz klein wenig lästig bin, während sie versucht einzukaufen, hat sie mich losgeschickt Filtertüten zu holen. Vielleicht liegt es daran, dass ich immer direkt hinter ihr stehe, wenn sie sich umdreht, ihr dumme Fragen stelle wie: „Warum ist vierlagiges Klopapier besser wie dreilagiges?“, aber vielleicht will sie auch nur ein paar Minuten Ruhe vor mir haben.
Jedenfalls suchte ich verzweifelt die Regalreihen nach diesen Filtertüten ab. Nur gab es offenbar keine Filtertüten in diesem Laden. Es gab dort Kaffee aus den verschiedensten Ländern, gemahlen, ganze Bohnen, geröstet und mit dem herrlichsten Aroma, jedenfalls wenn man den Verpackungen Glauben schenken wollte.
Endlich fand ich die Filtertüten, sie waren ja eigentlich auch ganz simpel und einfach versteckt. Am Kopfende des Regales mit dem Kaffee, dort standen sie aufgereiht und kaufbereit, leicht zu erreichen für alle Kunden. Warum in aller Welt sollte man Filtertüten auch gut erreichbar und leicht zu finden aufstellen, denn sehr viele Leute trinken doch schließlich Kaffee und da brauchen sie nun mal Filtertüten und müssen sie wohl oder übel auch im Geschäft suchen.
Natürlich gibt es auch Menschen die keine Filtertüten benutzen, oder noch schlimmer, solche die versuchen Filtertüten durch irgendwelche Taschentücher zu ersetzen. Das ist kein Witz, denn meine Ex-Frau hat dieses Verfahren mehr als einmal versucht. Was soll man auch anderes machen, wenn man sonntagmorgens aufwacht und feststellt, dass keine Filtertüten mehr im Haus sind. Es wäre ja auch zu einfach die Nachbarn zu fragen, die eigenen Eltern anzurufen oder gar Freunde, welche alle im selben Ort wohnen und auch zu Fuß innerhalb von zehn Minuten zu erreichen wären. Aber wenn man sich die ganze Woche damit abgemüht hat, nicht aufzuräumen, nicht zu waschen und keinen Haushalt zu führen, dann ist man sonntags auch ein klein wenig müde davon, dass man die Woche über auch nicht an die Arbeit musste.
Auch wenn der erste Versuch mit einem Taschentuch fehlschlug, so probierte sie es das Nächste mal eben mit einem Zewa. Dies sind nur zwei Beispiele aus einer langen Reihe von fruchtlosen Versuchen den Filter durch andere Dinge des Alltags zu ersetzen.
Mich wundert es eben nur, dass es niemals zu Unfällen kommt, bei denen zwei Kunden im Supermarkt auf dem Boden herumkriechend, auf der Suche nach Filtertüten, mit den Köpfen zusammen krachen.
Als leidenschaftlicher Kaffeetrinker nahm ich nun also eine dieser Packungen mit den Aromafiltern aus dem Regal und wollte auch gleich zu meiner Frau zurückeilen, als ich bemerkte, dass auf diesen Verpackungen etwas Entscheidendes fehlte. Eine weitere Packung fand ihren Weg in meine Hand und auch hier fand ich nicht das Gesuchte. Nach und nach hielt ich so gut wie jede Packung mit Filtertüten in der Hand, aber ich wurde bei keiner einzigen fündig.
Gab es nicht hier in unserem Land ein Gesetz dafür, dass die Verpackung Aufschluss darüber geben sollte, wie viel darin ist oder zumindest wie viel Inhalt in Gramm sich darin befindet. Nichts! Ich drehte die Packung in alle nur erdenkliche Richtungen und suchte nach etwas ganz winzig kleingedrucktem, aber ich fand keinerlei Angaben über die Menge des Inhaltes. Schon überlegte ich, ob es sich vielleicht nur aus der vierten Dimension heraus lesen lassen könnte, was auch erklären würde, warum ich hier nichts sehen konnte.
Es blieb ein unlösbares Geheimnis, ich konnte nicht in Erfahrung bringen, wie viele Filtertüten nun eigentlich in dieser Verpackung waren. So ging ich zurück zu meiner Frau und erzählte ihr von meinem Dilemma, aber es schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken. Mit einem Achselzucken drehte sie sich herum und bestellte bei der netten Bedienung hinter der Fleischtheke mit monotoner Stimme zweihundert Gramm Salami.
Auf dem Weg nach Hause dachte ich noch eine ganze Weile über diese Filtertüten nach, aber es blieb ein Rätsel. Später, genauer gesagt am selben Nachmittag, war ich wirklich in der Versuchung die Filtertüten zu zählen, um endlich Ruhe zu haben, aber ich entschied mich gegen diesen Feldversuch, denn warum sollte ich jetzt alle Filter einmal anfassen, nur damit ich anschließend den genauen Inhalt kenne. Vielmehr überlegte ich mir einen Plan. Sollte meine Frau das nächste Mal mit mir zusammen einkaufen gehen und mir wäre, sagen wir mal ein ganz klein wenig langweilig, würde ich einfach mal eine der Verpackungen nehmen und einen Verkäufer nach dem genauen Inhalt fragen. Wie würde er dann reagieren! Was würde er mir erzählen und vor allem würde mich eines genau interessieren, würde er auch den restlichen Tag darüber nachdenken und abends nicht einschlafen können, da er nicht wusste wie viele Filtertüten denn nun wirklich in dieser Verpackung stecken. Vielleicht aber würde er auch nur in das Lager verschwinden, dort eine Packung öffnen und dann heimlich, wenn niemand zuschaut, nachzählen.
Müsste er dann nicht eigentlich sämtliche Packungen von allen erdenklichen Herstellern öffnen, um zu erfahren, wie viele Filtertüten denn nun in jeder Packung stecken. Aber damit nicht genug, denn wer weiß denn nun, ob in jeder Packung die gleiche Anzahl von Filtern enthalten sind. Er müsste dann von jedem Hersteller mindestens zwei Packungen öffnen und wenn er auf Nummer sicher gehen wollte mindestens drei Stück. Hätte er die Zeit dazu und was würde sein Chef davon halten, wenn plötzlich lauter geöffnete Filtertüten im Regal stehen.