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Das Sockenmonster

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Die meisten Menschen haben in ihrem Schlafzimmer ein gewisses System mit ihrer Kleidung, schon alleine aus dem Grund damit man nicht den gesamten Schrankinhalt jedes Mal ausräumen muss, nur um ein frisches Hemd oder eine saubere Hose zu finden. Genauso ein System habe ich natürlich auch.

So könnte ich mitten in der Nacht trotz völliger Finsternis an meinen Schrank gehen und mir dort ein paar Socken oder ein Hemd herausholen. Erstaunlicherweise musste ich das noch nie, aber wie schon erwähnt, ich könnte es eben doch so machen. Seit vielen Jahren bereits funktioniert unser Wäschesystem hundertprozentig und der Kreislauf ist immer geschlossen. Fast immer, denn ab und an verschwindet eben auch mal eine Socke die, wenn man unseren Kindern Glauben schenken will, eben jenes bewusstes Sockenmonster holt.

Dass dem nicht so ist, kann man leicht selbst recherchieren und die Antwort fällt weit weniger mysteriös aus, als man es vielleicht gerne hätte. Die meisten Socken verlassen die Wäschetrommel durch irgendwelche ganz kleinen Ritze durch eben diese oder landen im Ablaufschlauch. Also kein parapsychologisches Geheimnis oder irgendwelche Geister bei der Arbeit. Jetzt war es aber letztens bei mir so, dass aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen meine Schublade mit der Unterwäsche immer weiter abnahm. Seit ein paar Wochen beobachtete ich dieses merkwürdige Phänomen, ohne wirklich dahinterzukommen, wohin meine Wäsche denn nun eigentlich verschwand.

Die Schublade, genau jene in der ich meine Unterwäsche aufzubewahren pflege, wurde immer leerer und auch meine Frau konnte nicht erklären, warum dies so war. Ich hatte sie gefragt, ob sie denn vielleicht Wäsche wegen Altersschwäche entsorgt hätte, aber dem war nicht so. Sie gab mir zu verstehen, dass die Wäsche ganz normal gewaschen wurde und später, nach dem Trocknungsvorgang in der Waschküche, in meinen Schrank zurückwandern würde. Wo also um alles in der Welt war meine Wäsche geblieben.

Ein Einbrecher schied schon in der ersten Runde aus, denn was sollte er mit meiner Unterwäsche vorhaben. Sich vielleicht Servietten daraus machen oder gar Topflappen, aber all dies war wohl eher etwas unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher dagegen war schon eher der Gedanke, dass unser Sohn etwas davon in seinen Schrank hatte, quasi eine Verwechselung nur eben ohne sein Wissen, denn so etwas Gemeines wie seine Wäsche freiwillig in den Schrank zu räumen oder gar zu sortieren, würde ihm nicht mal im Traum einfallen.

Wie viele Stunden verbrachte ich damit den Grund herauszufinden, aber dennoch ohne jeglichen Erfolg, dabei war es so einfach. Offensichtlich so einfach, dass ich überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen war, einfach mal an einem anderen Ort zu suchen. Mein Kleiderschrank hat nämlich insgesamt drei Schubladen und in der obersten war eben schon immer meine Unterwäsche. Meine Frau nun aber hatte die Wäsche in die zweite Schublade gesteckt, während ich grundsätzlich schon aus reiner Gewohnheit immer die oberste Schublade heraus zog. So lebte ich einige Wochen mit einem immer kleiner werdenden Vorrat an Unterwäsche, während es in der zweiten Schublade langsam eng wurde, da sich dort die Wäsche versammelte.

So konnte auch dieses Geheimnis der Menschheit gelöst werden. Die Gewohnheit war schuld, und kein anderer. Warum sollte auch meine Frau schuld sein, weil sie die Wäsche in eine andere Schublade gesteckt hatte oder gar ich selbst, weil ich immer nur die oberste Schublade aufziehe und gar nicht auf den Gedanken kam es einmal mit einer anderen zu versuchen. Eigentlich schon etwas schade, denn ein echtes Sockenmonster in meinem Kleiderschrank wäre eine Sensation gewesen und man hätte die Märchenbücher neu schreiben müssen.

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