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Kapitel 9


Lea Aust besucht ihre Cousine


Susanne ließ einen Cappuccino aus der Maschine laufen und setzte sich dann zu Lea an den Tisch. Noch gestern Nachmittag hatte Lea Vincent Bartholdi rasiert und mit ihm ein ungeheuerliches Gespräch geführt. Der alte Mann war erstaunlich klar im Kopf gewesen und hatte von seinem irrwitzigen Plan erzählt. Doch sie war nicht darauf eingegangen, tat es als dementen Unsinn ab. Bevor sie sich von ihm verabschiedete, rang er ihr das Versprechen ab, heute gegen sechzehn Uhr nach Zell-Weierbach zu fahren und einfach mal locker in das Gespräch hineinzugehen, das auf sie zukommen würde - ohne jegliche Verpflichtung.

Nur zögerlich hatte sie zugestimmt. Und nun saß sie bei ihrer Cousine in der Küche und fühlte sich hin und her gerissen zwischen Susannes Worten und Vincent Bartholdis Vorschlag, als hätte er geahnt, dass so ein Gespräch heute auf sie zukommen würde.

„Wir müssen Mutter nach Hause holen“, riss Susanne sie nun aus ihren Gedanken. „Sie hat im Altersheim zwar eine kompetentere Pflege, aber wir können uns das nicht mehr leisten, obwohl sie gesundheitlich täglich mehr abbaut. Thorsten hat seinen Job verloren.“ Sie trank einen Schluck Cappuccino. „Und alles ist so unpersönlich im Heim. Die Alten reden doch kaum miteinander. Sitzen da in Reih und Glied, schweigen sich an und freuen sich auf den Höhepunkt des Tages, wenn der Postbote die Briefe bringt, die nicht einmal an sie gerichtet sind. Da hat sie es zu Hause doch wirklich besser. Hier hat sie uns und ihre Enkelkinder. Kann mit uns sprechen, gemeinsam essen und auch mal im Garten gemütlich Kaffee trinken.“

Unvermittelt traten Tränen in ihre Augen. Lea stand auf und nahm sie in die Arme. „Was machen wir nur ohne Mutters Rente, wenn sie mal nicht mehr da ist und Thorsten keinen neuen Job findet? Oh Gott, was machen wir nur? Wir haben doch angebaut. Und mit Mutters Rente tilgen wir die Schulden, dachten wir.“ Leas Cousine brabbelte unentwegt weiter.

„Hat sie denn keine Lebensversicherung?“, unterbrach Lea. Sie wusste, dass Tante Jutta in ihrem Leben stets als Verkäuferin gearbeitet, vier Kinder erzogen und für Mann, Kinder sowie Haus und Hof dagewesen war. Onkel Erich war schon seit zehn Jahren tot und ihre anderen drei Kinder hatten mit ihren eigenen Familien selbst genug um die Ohren. Von ihnen war auch keine finanzielle Unterstützung zu erwarten.

„Kaum der Rede wert“, schniefte Susanne. „Fünftausend Euro. Und die sollen für ihre Beerdigung sein.“

„Ich würde ja helfen“, sagte Lea. „Aber ich komme so gerade eben über die Runden. Wenn ich da an meine zukünftige Rente denke…“

“Ach, du bist lieb, Lea. Ich weiß ja, dass du kein Geld hast. Wie oft haben wir deinen Ex schon verflucht, dass er dich und deine Kinder in solche Schwierigkeiten gebracht hat. Ich wünsche ihm den ganzen Kopf voller Läuse und ganz ganz kurze Arme.“

Lea fiel in Susannes Lachen ein und strich ihr über die Wange. „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her…“

„Ja, diesen uralten Spruch, den hat mein Opa schon in mein Poesiealbum geschrieben“, sagte Susanne. „Aber schön ist er doch.“

„Ich fahre jetzt mal nach Zell-Weierbach, Susanne. Mal sehen, was der Herr Professor so sagt.“

„Hast du einen Arzttermin? Dir fehlt doch hoffentlich nichts?“

Lea schüttelte den Kopf, wollte jedoch nichts zu dem Thema sagen. „Nee, nee, eventuell eine neue Stelle als Haushälterin.“

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