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BEOBACHTUNGEN IN DER DERZEITIGEN PRAXIS

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Neben den theologischen Argumenten geben auch einige Beobachtungen in der Praxis zu denken. Erstens sind es vermehrt Lai*innenbewegungen, die das Gesicht von deutschen Orts- oder Personalgemeinden prägen und mit frischem Wind erfüllen, etwa die Focolare-Bewegung oder die Gemeinschaft Emmanuel. Das Zueinander von Lai*innen und Geweihten, von Familien und Alleinstehenden ist dort auf der Basis eines bewusst gelebten Christseins auf unproblematische Weise ‚gelöst‘. Innerhalb der Gemeinschaften können Lai*innen durchaus weisungsbefugt gegenüber Klerikern sein, ohne deshalb deren sakramentale Vollmacht in Frage zu stellen. Diese Differenzierung zwischen struktureller und geistlicher Macht fehlt in der Diskussion der Ämterfrage häufig.

Ein zweites Bedenken tut sich auf, wenn das Priesterbild näher beleuchtet wird, das in entsprechenden Publikationen zum Ausdruck kommt (vgl. Demel). Weder werden die drei evangelischen Räte als Existenzform des Weiheamtes gewürdigt (vgl. Balthasar 1961, 332–348.442–461; 1993) noch die christologische Begründung des Amtes in der Hingabe Jesu Christi erwähnt. Am Priesterbild wird besonders deutlich, wie stark die gegenwärtigen Vorschläge von einem funktionalistischen Denken geprägt sind (vgl. Kückelmann, 236). Doch wie es schon in Christifideles laici 23 heißt, entsteht das Amt nicht aus einer übernommenen Aufgabe. Amtliche Vollmacht wird in der Kirche allein durch sakramentales Wirken verliehen und damit durch das Handeln Gottes, das allem Handeln des Menschen vorausgeht.

Amtliche Vollmacht wird in der Kirche allein durch sakramentales Wirken verliehen und damit durch das Handeln Gottes, das allem Handeln des Menschen vorausgeht.

Drittens sei noch an das ebenfalls vom Konzil wieder eingeführte Amt des ständigen Diakons mit Zivilberuf erinnert, das genau an der Nahtstelle angesiedelt ist, an der sich manche Lai*innen sehen wollen. Als geweihter Amtsträger, der in der Lebenswirklichkeit von Familie und Beruf steht, repräsentiert er noch einmal anders als ein nicht geweihter Laie die Verbindung von Kirche und Welt, Liturgie und Diakonie, Alltag und Verkündigung. Dem noch ein eigenes Lai*innenamt (ob mit Weihe oder Beauftragung) hinzuzufügen, würde eher zur weiteren Verunklarung der kirchlichen Dienste als zu ihrer Profilierung beitragen.

Lebendige Seelsorge 4/2021

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